Eine Banane erobert die Fußballwelt. Aber Barcelonas Dani Alves hat im Kampf gegen Rassismus nur ein kleines Manöver gewonnen.
ein steilpass
in die tiefe des sports
Es waren nicht nur die Tore von Real Madrid, die in dieser Woche um die Welt gegangen sind. Jetzt verneigen sich alle vor den „Königlichen“, die den Titelverteidiger so alt aussehen haben lassen. Die Bayern werden diesen Rückschlag aber in gewohnter Form wegstecken, davon ist wohl auszugehen, ein Triple verteidigt sich eben nicht so leicht. Und auch ein Pep Guardiola ist nicht ohne Fehler.
Aber es war nicht nur der Schönling, der auf Cristiano Ronaldo hört, der in allen Facetten gepriesen wurde. Um die Welt ging vor allem auch ein Bild von – einer Banane. Im Mittelpunkt stand ein Spieler des FC Barcelona, in der Champions League längst gestrauchelt, dennoch heiß diskutiert. Eine spontane Geste im Stadion von Villarreal hat sich nämlich zum nahezu weltweiten Manifest gegen Rassismus gewandelt. „Der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit“, so schrieb die „Süddeutsche Zeitung“, „hatte schon lange nicht mehr so viel Öffentlichkeit wie in diesen Tagen.“ Die Hauptrolle dabei spielte – wie bereits erwähnt – eine Banane. Die hat blitzartig das Internet erobert, die sozialen Netzwerke gestürmt. Auch Italiens Ministerpräsident ließ sich mit einer Banane fotografieren, Matteo Renzi und Teamchef Cesare Prandelli verzehrten sie genüsslich.
Die Banane, um die es geht, die ist in der spanischen Kleinstadt nahe Valencia geflogen. Getroffen werden sollte Dani Alves, der Barcelona-Außenverteidiger. Alves, im Begriff einen Eckball zu treten, hob die Frucht aus, schälte sie – und gönnte sich einen Bissen. Den Rest warf er weg, das Spiel lief weiter.
Den Stein ins Rollen brachte dann so richtig der brasilianische Superstar Neymar. Er war verletzt, verfolgte das Spiel nur im Fernsehen. Und machte sich die sozialen Netzwerke zunutze. Er hat 10,4 Millionen Follower auf Twitter und 4,7 Millionen auf Instagram. Damit lässt sich schon etwas bewegen. Also postete er ein Foto, auf dem sich sein Sohn und er mit einer Banane bewaffneten. Mit dem Stichwort (Hashtag) „somostodosmacacos“. Daraus entstand eine Art Kampagne, die bis zum Wochenende anhielt. Im spanischen Fernsehen trat beispielsweise eine Moderatorin mit Banane auf. Auch in Österreich ließen sich einige Bundesliga-Profis mit einer Banane ablichten.
„Ich lebe seit elf Jahren in Spanien“, sagt Dani Alves. „Ich habe gelernt, über Rassisten und Rückständige zu lachen.“ Rassismus, so fürchtet der Brasilianer, sei in Spanien weit verbreitet. Erst kürzlich ist ein Spieler von Atlético-Fans mit „Mono“-Sprechchören provoziert worden.
Villarreal konnte den Bananenwerfer ausfindig machen. Er wurde von der Polizei festgenommen. Der 26-Jährige, dem Stadionverbot auf Lebzeit blüht (die Vereinsmitgliedschaft wird aberkannt), muss sich wegen einer Straftat verantworten. Dani Alves „Ich freue mich darüber, dass ich in gewisser Hinsicht einen Beitrag leisten konnte, die Welt zu verbessern.“ Vor einem Jahr hat er noch von einem „verlorenen Krieg“ gesprochen. Dieses eine kleine Manöver hat er wenigstens gewonnen.
wolfgang.wiederstein@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2014)