Der Ski-Lebenslauf der Nation

Im Schnitt beginnen die Österreicher, mit neun auf der Piste zu stehen, und hören mit 52 wieder auf. Aber dazwischen liegen Unterbrechungen.

Österreich ist ein tief gespaltenes Land, geteilt in Menschen, die Ski fahren – und jene, die sich dem Alpinsport verweigern. Entgegen aller Vermutungen vom flächendeckenden „Volkssport“ sind beide Gruppen inzwischen etwa gleich groß – 56 Prozent der Österreicher zwischen null und 70 Jahren zählen einer Studie des Wirtschaftsministeriums von 2010 zufolge zu den Skifahrern.

Mehr als zwei Drittel von ihnen üben den Wintersport zumindest einmal im Jahr aus; der Rest sind „Gelegenheitsfahrer“, die nur alle paar Jahren auf den Brettern stehen– oder überhaupt „Inaktive“. Letztere Kategorie hat mit dem eigentümlichen Lebensverlauf des Skifahrens als Hobby zu tun: Der durchschnittliche österreichische Skifahrer betreibt den Sport nämlich nicht durchgehend gleichmäßig, sondern mit vielen Pausen und Unterbrechungen, so die Autoren der Studie „Skipotenziale in Europa“.

Im Durchschnitt startet der heimische Skifahrer seine Karriere im Alter von neun Jahren; den Ausschlag dafür gibt am häufigsten die Familie oder ein Schulskikurs. In den späten 20er-Jahren hören die Österreicher dann einige Jahre auf, Ski zu fahren. Gründe hierfür sind Schwangerschaft oder Kleinkinder in der Familie, oder einfach, dass man Freunde aus den Augen verliert, mit denen man früher auf die Piste gegangen ist. Diese Pause ist aber in den meisten Fällen nur temporär – nach rund sechs Jahren, mit 31 durchschnittlich, beginnen die Skifahrer eine Art zweite Pistenlaufbahn. Die dauert dann noch einmal 21 Jahre: Mit 52 beenden die Österreicher ihre Karriere als aktive Skifahrer im Durchschnitt – aus Altersgründen, weil der Körper nicht mehr so mitmacht wie bisher.

Insgesamt sinkt die Anzahl der Österreicher auf der Piste aber deutlich, Tourismusforscher Peter Zellmann geht von einem Rückgang um ein Drittel in den vergangenen 20 Jahren aus. Das habe aber weniger mit den steigenden Preisen für Liftkarten zu tun als mit den Einsparungen bei Schulskikursen, die – siehe oben – in vielen Familien die Initialzündung für eine Skilaufbahn gegeben haben.


Mehr Gäste aus dem Ausland. Das könnte für die heimische Tourismuswirtschaft mittelfristig zum Problem werden – österreichische Gäste machen etwa die Hälfte der Nächtigungen in der Wintersaison aus. Im vergangenen Winter gelang es, den Rückgang hier durch kräftigen Zuwachs ausländischer Gäste zu kompensieren.

Im heurigen Winter geben sich die Beherbergungsbetriebe – trotz des warmen Wetters und korrespondierenden Schneemangels – optimistisch: Für Jänner habe man zwar wegen ausbleibender Tagesurlauber – wer seinen Urlaub schon lange gebucht habe, storniere ihn nicht wegen des Wetters – ein Minus von zwei bis vier Prozent veranschlagt, erklärte Hans Schenner, Tourismussprecher der Wirtschaftskammer, vor Kurzem. Bisher habe man aber gegenüber dem Vorjahr noch ein Umsatzplus verzeichnet – wegen der günstig gefallenen Feiertage im Dezember. Die nützt nämlich auch die nicht skifahrende Hälfte des Landes. gr

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2014)

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