Der Chef der Wiener Skilehrer

Als Präsident des Wiener Skilehrer-Verbandes bildet Martin Dolezal Skilehrer in aller Welt aus. Sogar in Dubai betreibt er eine riesige Skihalle.

Schnee, findet Martin Dolezal, ist österreichisches Kulturgut. Leider eines, das sich nicht so leicht bewahren und schützen lässt und das – wie derzeit – mitunter auch ausbleibt. Dolezals gesamte berufliche Laufbahn hat sich von Jugendjahren an um den Schnee gedreht. Seit 1989 ist er als Obmann („Aber alle sagen Präsident“) des Wiener Ski- und Snowboardlehrer-Verbandes für die Ausbildung von Tausenden Skilehrern verantwortlich. „Ich glaube, ich habe nichts ausgelassen, was mit Schnee und Wintersport zu tun hat“, sagt er.

Dem kann man nur schwer widersprechen, wenn man sich Dolezals Vita ansieht: Als Dreijähriger stand er das erste Mal auf den Skiern – auf dem Wiener Bisamberg („Da gab es natürlich keinen Lift“). Die Liebe zum Wintersport hat der gebürtige Wiener, Jahrgang 1961, von seinen Eltern, die ein Haus am Semmering hatten (in dem Dolezal heute auch noch immer lebt). Mit zwölf Jahren folgte dann sein erster Job als Liftboy – er reichte den Skifahrern den Bügel beim Schlepplift. Bezahlung gab es keine, „aber ich durfte dafür gratis Ski fahren, das war Belohnung genug.“ Als 16-Jähriger begann er die Ausbildung zum Skilehrer, als 20-Jähriger war er – ausnahmsweise ohne Schnee – mehrfacher Staatsmeister im Gras-Skifahren. Später betrieb er am Semmering einen Skiverleih und jobbte neben seinem Studium – Sportwissenschaften – bei Tyrolia in Schwechat, wo damals nur Skibindungen hergestellt wurden. Dort wechselte er ins Marketing und trieb die Entwicklung bei Tyrolia zum Skihersteller mit voran.

200 Tage im Jahr, schätzt Dolezal, steckte er früher in Skischuhen, heute sind es immer noch 70 bis 100. Als Präsident des Wiener Skilehrerverbandes bildet er – respektive seine Mitarbeiter – nicht nur Ski- und Snowboardlehrer in Österreich aus. (Mangels geeigneter Pisten in Wien erfolgt die Ausbildung am Kitzsteinhorn.) Dolezal und sein Verband sind – unter dem international tauglicheren Namen Snowsports Academy auch auf der ganzen Welt von Holland bis Korea tätig. Vor rund zehn Jahren hat Dolezal das Skifahren in den Wüstenstaat Dubai gebracht: In einer riesigen Skihalle, dem Dubai Ski Club, die Dolezal betreibt, bringen 40 – vom Wiener Skilehrerverband ausgebildete – Skilehrer jährlich Tausenden Kindern und Erwachsenen das Skifahren bei. „Die Halle hat 365 Tage im Jahr geöffnet und eine irre Frequenz“, sagt er. „Das dürfte die größte Anfängerskihalle der Welt sein.“

Skihallen. Auch wenn für Dolezal nichts über das echte Skierlebnis auf der Piste, mit Fahrtwind, schöner Winterlandschaft „und ein bisschen Frieren“ geht, hielte er Skihallen auch in Bezug auf Österreich für geeignet. „Für Anfänger sind sie ideal.“ Die große Begeisterung für das Skifahren habe in der Bevölkerung nachgelassen. „Die kommen nicht mehr in den Schnee, deshalb muss der Schnee zu ihnen kommen.“

Gerade auch, weil der echte Schnee immer öfter ausbleibt und es auch zu warm für künstliche Beschneiung ist. Dolezal weiß, wovon er spricht: Auf der Hohe-Wand-Wiese in Wien-Penzing, wo Dolezal bis vor kurzem als Pächter die High-Hills-Liftanlage betreibt, gab es in diesem Winter noch keinen einzigen Skitag. Auch in den Semesterferien muss Wiens einziges Skigebiet geschlossen bleiben. Laut Wien.orf.at hat die Stadt nun den Pachtvertrag mit Dolezal gelöst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2016)

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