"Geglückter Tag": Handke beim Bundespräsidenten

Geglueckter Handke beim Bundespraesidenten
Geglueckter Handke beim BundespraesidentenAPA
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Bundespräsident Heinz Fischer lud ein – und Peter Handke kam in die Hofburg. Zum Lesen, Zuhören und Geburtstag feiern.

Am Ende landete die kleine Party-Schlange aus Schreibern und Denkern des Landes, flankiert von Helfern und Freunden, stilecht und nach Mitternacht im Café Anzengruber. Der Bundespräsident hatte Stunden zuvor zu einer besonderen Premiere in die Hofburg, konkret in deren Kapelle, geladen. Als „Abend mit Peter Handke“ war es angekündigt worden, denn der zurückgezogen in Chaville bei Paris lebende Dichter feiert am 6. Dezember seinen 70. Geburtstag. Und siehe: Alle, alle, die man bei einem so schönen, nachdenklichen und irgendwie intensiven Abend erwarten würde, waren gekommen. Auch der Jubilar selbst kam, und das will etwas heißen.

Peter Handke, eine Vogelfeder im Sakko-Revers, ließ in seinen knappen einleitenden „Worten zum Abend“ alte und echte Verbundenheit mit Heinz Fischer aufblitzen, zeigte sich über dessen Altgriechisch-Kenntnisse herzlich berührt (die Odyssee-Kenntnisse „eines Sozialisten“) und nannte schließlich einigeLektüreempfehlungen, so den Roman „Boštjans Flug“ des Kärntner Slowenen Florjan Lipuš. Unter den Gästen ein lauschender Wim Wenders, der am Freitagabend seine Ausstellung in der Galerie Ostlicht eröffnete und den Vorabend für einen Besuch bei seinem Freund Handke nützte.

Für P. H. gab's Geburtstagstorte, und dieser, im Gegenzug, beschenkte den Bundespräsidenten mit dem allerersten Exemplar seines neuen Buches (Erscheinungstermin kommende Woche bei Suhrkamp): „Versuch über den Stillen Ort“, so der Titel. Nunmehr der vierte seiner „Versuche“: 1989 hatte Handke den „Versuch über die Müdigkeit“ veröffentlicht, es folgte der „Versuch über die Jukebox“, dann der „Versuch über den geglückten Tag“. Den vorläufigen Abschluss dieser erzählerischen Umkreisungen des Alltags bildet nun der „Versuch über den Stillen Ort“. Es handelt sich bei diesem „Stillen Ort“ tatsächlich um unseren stillen Ort im landläufigen Sinn, nämlich um das WC, genauer um jenes des Dichters.

Auch vorgelesen wurde – wie anders an einem „Abend für Peter Handke“ – von Profis wie von Amateuren. Kammerschauspieler Peter Matić gab Auszüge aus Handkes „Wiederholung“ zum Besten, die 16-jährige Wiener Gymnasiastin Katharina Karlhofer las aus der „Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt“. Zwischendurch brachte der Maultrommel-Virtuose Albin Paulus Proben seines stupenden Könnens zu Gehör. Meinhard Rauchensteiner las Gedichte von René Char in Handkes Übersetzung, Heinz Fischer schließlich Auszüge aus dem „Versuch über den geglückten Tag“. („Wer hat schon einen geglückten Tag erlebt?“) „Ich habe geschaut und gehört“, heißt es in der „Selbstbezichtigung“ des sehr jungen Peter Handke (1966). Nun also, viereinhalb Jahrzehnte später in diesem Dichterleben: P. H. bei HBP! Geglückter Tag? Geglückter Abend!

Ein Auszug aus der Gästeliste: Präsidenten-Gattin Margit Fischer, Handke-Tochter Amina Handke, Walter Famler, Bernhard Fetz, Benedikt Föger, Hilde Hawlicek, Roland Geyer, Markus Hinterhäuser, Jochen Jung, Klaus Kastberger, Alfred Kolleritsch, Konrad Paul Liessmann, Robert Menasse, Klaus Nüchtern, Helga Rabl-Stadler, Johanna Rachinger, Gerhard Ruiss, Claudia Schmied, Heide Schmidt, Ulrich Weinzierl... Alle aus Wiens Kultur und dazugehöriger Szene eben.

Zeitgleich feierte das Magazin „News“ ein paar Säle weiter ein lautes Fest in Smoking und Robe zum 20. Geburtstag. Dort sang Maria Bill...

Auf einen Blick

Geburtstag: Am 6.Dezember feiert Schriftsteller Peter Handke seinen 70.Geburtstag. Zu diesem Anlass lud Bundespräsident Heinz Fischer zu einem „Abend für Peter Handke“ in die Josefskapelle der Hofburg. Dabei las Fischer auch aus Handkes Oeuvre vor, der Schriftsteller wiederum beschenkte den Präsidenten mit dem ersten Exemplar seines neuen Buches.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2012)

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