Viennale-Stargast Michael Caine erfreute bei der ihm gewidmeten Abendgala mit einem Feuerwerk amüsanter Anekdoten.
Er werde zwischendurch lieber Abendessen gehen, sagte der mit Standing Ovations begrüßte Viennale-Stargast Michael Caine zu Beginn der ihm gewidmeten Gala im Wiener Gartenbau am Freitag. Den Film habe er sich ja schon vor 40 Jahren angeschaut – und so wie er mittlerweile aussehe, würde ihn der Anblick nur deprimieren.
Also ging der britische Starschauspieler ins Sacher, während eine restaurierte Kopie des Krimikammerspiels „Sleuth“ von 1972 uraufgeführt wurde. Aber nach der Vorführung stellte Caine seine Entertainer-Qualitäten in einem einstündigen Gespräch ausgiebig unter Beweis. Erst wurde ihm eine Reihe von Anekdoten entlockt, die er schon 2010 in seiner äußerst amüsanten Autobiografie „The Elephant to Hollywood“ zu Papier gebracht hatte: Etwa wie er 1970 in Österreich bei Dreharbeiten zum Abenteuerfilm „The Last Valley“ mit Omar Sharif in die „beste Schlägerei meines Lebens“ geraten sei. Er musste nämlich keinen einzigen Schlag selbst austeilen, nachdem sich eine Gruppe Jugendlicher über die Schauspieler lustig machte: Die beiden waren von ihren 20 Stuntmen umgeben. Andererseits hätte Caine damals in Kauf nehmen müssen, dass sein Bett nicht gemacht wurde, wenn Sharif einen drehfreien Tag hatte: „Sein Zimmer kam vor meinem – und die Zimmermädchen kamen dort nicht mehr heraus!“
John Waynes Hamlet. Bei seinen heiteren Reminiszenzen sprang Caine von einem großen Namen zum nächsten: Marlene Dietrich, Marilyn Monroe oder seinem „Mentor“ John Wayne. Caine, wegen seines Cockney-Akzents einer der am häufigsten imitierten Darsteller im englischen Sprachraum, bot da selbst eine wunderbare Wayne-Imitation. Bei einer Veranstaltung unter Millionären habe man eine Summe dafür geboten, dass Wayne den berühmten Hamlet-Monolog rezitiere. „To be or not to be...“, habe der begonnen – und noch ein paar Zeilen weitergemacht, bevor er unwillig abbrach: „Wer hat denn diesen Scheiß geschrieben?“ Zwischen den launigen Erinnerungen plauderte Caine ebenso erheiternd über seine Berufsgeheimnisse – Schauspiel sei vor allem eine Frage der richtigen Tricks – und über seine Herkunft aus der Unterschicht: „Viele Cockneys sind Gangster. Darauf bin ich stolz!“
Nach Wien wollte er übrigens immer schon kommen, seit er nach dem Krieg den Streifen „Der dritte Mann“ gesehen habe, seinen zweitliebsten Film nach „Casablanca“. Jetzt fehle ihm nur noch eine Stadt, meinte Caine zuletzt: Barcelona. „Aber das kann bis nächstes Jahr warten. Schließlich kann man es mit 79 Jahren ruhiger angehen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2012)