Die Sängerin Patti Smith lud Sonntagabend zu einem intimen Erinnerungsabend im Wiener Metro Kino. Am Dienstag hat ihr Filmprojekt Premiere.
Wien/APA. Müde vom Jetlag, erledigt von den Strapazen, die der Wirbelsturm Sandy in New York verursacht hatte, nicht mit ihrem eigenen Equipment, dafür mit großer Dankbarkeit und viel Empathie ausgestattet, beging Patti Smith Sonntagabend einen intimen Erinnerungsabend im Wiener Metro Kino. Vor nicht einmal 250 Leuten erzählte sie Anekdoten, gedachte ihrer beiden Seelenverwandten Robert Mapplethorpe und Fred „Sonic“ Smith und sang fünf Songs a cappella.
Dass der 4. November ein wichtiges Datum für sie darstellt, erklärte Smith gleich zu Beginn. Mapplethorpe, mit dem sie zeitlebens eng verbunden war, hatte an dem Tag Geburtstag, ihr Ehemann Fred Smith war an dem Tag gestorben. Patti Smith, notbehelfsmäßig mit zwei schlecht gestimmten Gitarren ausgestattet, erzählte liebevoll von ihrem gemeinsamen Leben. Viel mehr als einen Tisch, einen Stuhl und ein Pflanze benötigte sie nicht. Stattdessen entführte sie in die späten 1960er, als sowohl sie als auch Mapplethorpe in New York keine Bleibe hatten, und in die 1970er, als sie mit ihren Songs und ihr Freund als Fotograf große Erfolge zu feiern begannen. Den größten Hit, „Because the Night“, verdanke sie dagegen Fred Smith, der einst nicht zur vereinbarten Zeit anrief und sie zu den legendären Versen inspirierte.
Dienstagabend kommt Smith zur Premiere von Jem Cohens Film „Museum Hours“, einem Spaziergang durch das Kunsthistorische Museum und unbekanntere Plätze in Wien, den die Künstlerin kofinanziert hat. Bevor sie Ende nächsten Jahres mit Neil Young auf Tour geht, will sie sich einige Monate in ihr kleines Häuschen zurückziehen, das sie eigens gekauft hat – und das sich bereits als widerstandsfähig erwies. Durch Wirbelsturm Sandy sei alles im Umkreis von sieben Meilen zerstört worden. „Nur mein kleiner Wunderschuppen hat überlebt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2012)