Claudia D. darf mehrere Äußerungen über den vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochenen Moderator nicht mehr verbreiten.
Jörg Kachelmanns frühere Geliebte Claudia D. hat eine Niederlage vor Gericht erlitten. Sie darf nun bestimmte Anschuldigungen gegen den Schweizer Wettermoderator nicht mehr verbreiten.
Das Oberlandesgericht Köln wies am Dienstag eine Berufung von Claudia D. zurück, die sie gegen ein Urteil des Kölner Landgerichts eingelegt hatte, wie eine Sprecherin sagte. Nun darf Claudia D. mehrere Äußerungen aus einem Interview der deutschen Zeitschrift "Bunte" nicht mehr wiederholen.
"In dubio pro reo - Im Zweifel für den Angeklagten". Nach knapp neun Monaten ist der Vergewaltigungsprozess um den Wettermoderator Jörg Kachelmann am Morgen des 31. Mai 2011 mit einem Freispruch zu Ende gegangen. (c) Dapd (Ronald Wittek) Dem 52-Jährigen wurde vorgeworfen, im Februar 2010 seine ehemalige Geliebte vergewaltigt und mit einem Messer bedroht zu haben. Nach Auffassung der Richter reichten die Indizien nicht für eine Verurteilung aus. EPA In der Nacht auf den 9. Februar 2010 kam es zum Streit mit seiner langjährigen Freundin, einer süddeutschen Radio-Moderatorin, die ihn daraufhin wegen Vergewaltigung anzeigt. AP Der 52-jährige Kachelmann war am 20. März 2010 auf dem Rückweg von den Olympischen Spielen Vancouver auf dem Frankfurter Flughafen verhaftet worden. Vier Monate verbrachte er in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Mannheim gebracht. (c) Dapd (Sascha Schuermann) Am 17. Mai 2010 erhob die Staatsanwaltschaft Mannheim Anklage gegen ihn. Die Ermittler werfen Kachelmann vor, in der Nacht auf den 9. Februar seine langjährige Geliebte, die sich von ihm trennen wollte, in einer Wohnung in Schwetzingen vergewaltigt und mit einem Küchenmesser am Hals verletzt zu haben. Kachelmann hat diese Vorwürfe stets bestritten. Reuters Am 13. September 2010 wurde die Anklage verlesen. Kachelmann sagte bis auf seine Personalien nichts. Dabei blieb es während des gesamten Verfahrens. (c) EPA (RONALD WITTEK / POOL) Der deutsche Comedian Oliver Pocher zeigte beim Prozessauftakt sein komödiantisches "Niveau". Umringt von "Lausemädchen" gab er sich als Kachelmann aus und stammelte vor der versammelten Presse etwas von "Hexenjagd". Dass ein Vergewaltigungsprozess keine gute Bühne für billige Witze ist, war für viele offensichtlich, bloß für die Security nicht, sie ließen Pochers Wagen passieren. Währenddessen traf der echte Kachelmann durch den Hintereingang ein. (c) Dapd (Thomas Lohnes) Die ehemalige Geliebte Kachelmanns sagte erst im Oktober aus, die Radiomoderatorin hielt vor Gericht an ihren Beschuldigungen fest. Die Vernehmung des mutmaßlichen Opfers dauerte insgesamt 20 Stunden und fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um ihre Intimsphäre zu schützen. Bei einer Ankunft am Landgericht erregte die 37-Jährige Aufsehen: Um sich vor den Fotografen zu schützen, hält sie sich ein Buch vor den Kopf. Titel: "Der Soziopath von nebenan". (c) Dapd (Natalie Nollert) 14. Verhandlungstag: Eine andere ehemalige Geliebte wurde gehört. Am Ende der Sitzung zeigte sich: Die Zeugin hatte schon vor ihrer Aussage einen Exklusivvertrag mit der Zeitschrift "Bunte" geschlossen. Im Frühjahr wurde offengelegt, dass sie für ein Interview 50.000 Euro bekommen hat. (c) EPA (RONALD WITTEK) Am 29. November wechselte Kachelmann überraschend nach 15 Verhandlungstagen seine Verteidiger - Reinhard Birkenstock (links) und Klaus Schroth beenden das Mandat, es übernimmt der Hamburger Strafverteidiger Johann Schwenn. Reuters Neuer Wahlverteidiger wurde der Hamburger Staranwalt Johann Schwenn. Kein Unbekannter, er hat bereits zahlreiche Prominente vertreten, u.a. den ehemaligen RAF-Terroristen Peter-Jürgen Boock und das VW-Vorstandsmitglied Klaus Volkert. Seine Devise: Angriff ist die beste Verteidigung. Daran hält er sich auch im Kachelmann-Prozess. (c) Dapd (Ronald Wittek) Am 18. Verhandlungstag beantragte Schwenn, die Redaktionen der Zeitschriften "Bunte" und "Focus" durchsuchen zu lassen. Er wirft den Blättern vor, sie wollten mit "gekauften Zeuginnen" den Prozess beeinflussen. Den Staatsanwälten Gattner und Oltrogge warf er vor, sich möglicherweise strafbar gemacht zu haben, weil sie Ermittlungsergebnisse an die Presse weitergegeben hätten. (c) EPA (RONALD WITTEK) Am 20. Dezember wurde ein Experte des Landeskriminalamts zu den Ergebnissen der genetischen Untersuchungen vernommen. Die Spuren am angeblichen Tatmesser passen nicht zur Geschichte den mutmaßlichen Opfers. (c) Dapd (Timur Emek) Die DNA-Spuren am Griff ließen sich nicht eindeutig zuordnen. Sowohl an der Messerspitze als auch am Rücken der Klinge fanden sich keine nachweisbaren DNA-Spuren, auch nicht des mutmaßlichen Opfers. Kachelmann soll ihr jedoch während der Tat den Messerrücken an den Hals gedrückt haben. (c) Dapd (Sascha Schuermann) Im Jänner versuchte sich Jörg Kachelmann erstmals seit seiner U-Haft wieder als Wettermoderator beim Schweizer Sender Radio Basel zu arbeiten. Er ging zweimal "on Air", danach musste er nach Beschwerden von Hörern das Feld räumen. Reuters Am 1. Februar machte einer der wichtigsten Sachverständigen seine Aussage. Der Heidelberger Rechtsmediziner Rainer Mattern hatte das mutmaßliche Opfer dreimal untersucht. Die entscheidende Frage, ob sie sich ihre Verletzungen möglicherweise selbst zugefügt hat, konnte er weder ausschließen noch bestätigen. "Man kann alle diese Dinge, wenn man entschlossen genug ist, sich selbst zufügen." Reuters 26. Verhandlungstag: Anwalt Schwenn beantragte, die Journalistin Alice Schwarzer als Zeugin zu vernehmen. Die bekannte Feministin, die für die "Bild"-Zeitung über den Prozess berichtete, sollte zu ihren Kontakten zu dem Trauma-Experten und Therapeut von Kachelmanns Geliebten, Günter Seidler aussagen. Schwarzer verweigerte die Aussage. Sie berief sich auf ihr gesetzliches Recht, als Journalistin das Zeugnis zu verweigern. (c) EPA (RONALD WITTEK) Am 25. Februar wies ein Gutachter darauf hin, dass sich Opfer von Gewalttaten in der Regel gut an die Tat erinnern könnten. Er nährte damit Zweifel an der These, dass Erinnerungslücken Folgen einer Traumatisierung seien. Der Therapeut des mutmaßlichen Opfers, Günter Seidler, vertrat diese Ansicht, da sie sich nicht an die vermeintliche Vergewaltigung erinnern konnte. (c) EPA (RONALDÂ WITTEK) Am ersten März wurden zwei Computerexperten der Polizei angehört; sie haben die Handys und Laptops von Kachelmann und seiner Ex-Geliebten ausgewertet. Kachelmann war in der angeblichen Tatnacht noch eine ganze Weile im Internet unterwegs; die Frau hat bereits ein Jahr vor der Tat nach dem Namen einer anderen Geliebten gegoogelt. Die Radiomoderatorin hatte zunächst behauptet, sie habe erst am Tattag aus einem anonymen Schreiben erfahren, dass Kachelmann eine Beziehung zu einer anderen Frau hatte. (c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH) Im März werden Spekulationen über eine mögliche Heirat Kachelmanns laut. Wie die "Bild"-Zeitung berichtete, soll der 52-Jährige eine 25 Jahre alte Psychologiestudentin geheiratet haben. Ein paar Tage später wird die Heirat offiziell bestätigt. (c) AP (Gero Breloer) Anfang Mai wird der Psychiater Hartmut Pleines zur Schuldfähigkeit Kachelmanns befragt. Ergebnis: Kachelmann zeige "keinen Hinweis auf gröbere psychische Störungen". Auch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung schließt Pleines aus. Vom "Idealbild einer ausgeglichenen Persönlichkeit" sei er aber ein gutes Stück entfernt. Schuldfähig, wenn es denn darauf ankäme, wäre er allemal. (c) Dapd (Ronald Wittek) Als Motiv für die Tat vom Februar 2010 nannten die Staatsanwälte einen "Kontrollverlust" des 52-Jährigen nach einem Beziehungsstreit mit seiner langjährigen Freundin, die ihm am Tatabend die Beziehung aufgekündigt hatte. Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge forderte eine Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten. AP Die Verteidigung sieht im Kachelmann-Prozess keine Beweise gegen den Wettermoderator. Aus "Rache und Hass" habe die Ex-Freundin Jörg Kachelmann bewusst zu Unrecht belastet, sagte Verteidigerin Andrea Combe am 24. Mai in ihrem Plädoyer. Die Verteidigung forderte einen Freispruch. Außerdem solle Kachelmann für die Untersuchungshaft sowie Durchsuchungen und Beschlagnahmen entschädigt werden. AP Wendepunkte im Kachelmann-Prozess Die ehemalige Geliebte hatte Vergewaltigungsvorwürfe gegen Kachelmann erhoben. Der Fernsehmoderator war aber im Mai 2011 vom Landgericht Mannheim aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.
Eine Revision gegen den Entscheid des Kölner Oberlandesgerichtes ist Claudia D. nach Angaben der Sprecherin nicht möglich. Sie kann aber noch Beschwerde beim deutschen Bundesgerichtshof einlegen.
(APA/sda)
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