Pierce Brosnan: "Ich war wie ein neuer Mensch"

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neuer Mensch(c) REUTERS (MARK BLINCH)
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In »Love is all you need« verliebtsich Pierce Brosnan in eine krebskranke Frau. Vor 20 Jahren hat er selbst seine Frau an die Krankheit verloren.

Love is all you need“: In dem Film der dänischen Oscar-Regisseurin Susanne Bier spielt Pierce Brosnan einen Witwer, der sich hinter seinem Job verschanzt – bis er sich auf der Hochzeit seines Sohnes in die krebskranke Mutter der Braut verliebt. Ein schöner Film, der viel mit den eigenen Narben und Schicksalsschlägen des 59-Jährigen zu tun hat.

Mr. Brosnan, 1991 ist Ihre Frau Cassie an Krebs gestorben. Hat „Love is all you need“ Sie an Ihre persönliche Tragödie erinnert?

Pierce Brosnan: Ja, ich kenne natürlich Schmerz und Trauer. Wenn man einmal einen geliebten Menschen verloren hat, und dann an diese heimtückische Krankheit, hat man diese Erfahrung einfach immer mit dabei. Das ist wie ein Kreuz, das man trägt – auch wenn das Leben weitergeht.

Ist dieser Film Ihrer eigenen Erfahrung nach realistisch? Kann man sich von einem schweren Schicksalsschlag erholen und sich wieder heftigst und zutiefst verlieben?

Zu lieben ist ein ganz wesentlicher Teil des Menschseins. Es passiert, dass die Brutalität des Lebens uns einen Strich durch die Rechnung macht. Aber Filme wie dieser feiern die Liebe. Hoffentlich zieht er in die Welt hinaus und gibt Familien auf der ganzen Welt, die unter Krebs zu leiden hatten, Hoffnung. Oder zumindest einen Hoffnungsstrahl.

Dennoch ist es tapfer von Ihnen, wieder an Ihrem persönlichen Schmerz zu rühren.

Als Schauspieler muss man sich öffnen. Man will doch seinem Publikum Emotionen vermitteln. Da geht es nicht anders, als dass man sich selbst und seine Lebenserfahrungen „benutzt“.

Eine Hochzeit, ein altes Haus, Familienzwist, das Meer: Das erinnert an „Mamma Mia!“...

Stimmt, es gibt einige Parallelen, vor allem die Konflikte zwischen den Kindern und ihren Eltern. Als Vater von vier Söhnen weiß ich eine Menge über die Schwierigkeit, junge Männer großzuziehen. Mir gefiel es, wie sehr Vater und Sohn nach dem Tod der Mutter ihre Herzen verschlossen hatten und auseinandergedriftet waren, um die Tragödie zu überleben. Sie müssen sich ihr Vertrauen erst wieder erarbeiten.

Wo haben Sie sich in Ihre heutige Ehefrau Keely verliebt?

In Mexiko. Ich glaube, dass es Schicksal war, dass wir uns kennenlernten. Sie war so voller Leben, voller Energie – ich dagegen kam gerade aus den Tiefen meiner Trauer und hatte auf meinem Lebensweg schon Dornen gespürt. Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch: völlig verändert, weise und gleichzeitig wie ein Narr. Und wieder glücklich.

Wo leben Sie heute?

In Kalifornien. Meine Buben sind totale Surf-Freaks. Bis vor drei Jahren lebten wir auf Hawaii und gingen jeden Tag surfen. Jetzt haben wir es uns in Malibu schön gemacht.

Sie haben fünf Kinder, zwei adoptierte, drei leibliche. Dylan (15) und Paris (11) sind die jüngsten. Sind Sie heute ein besserer Vater?

Bestimmt. Als ich 1981 nach Hollywood ging, war ich voller Hunger. Bin ich heute auch noch, aber gemäßigter – die Zeit gewährt einem die Gnade der Veränderung und schenkt einem Humor. Ich genieße die Zeit mit meinen Jungs sehr. Jeden Morgen, wenn ich sie zur Schule bringe, philosophieren wir. Die Zeit gehört uns allein.

Wie gehen die Kinder mit Ihrem Ruhm um?

Ich versuche ihnen zu vermitteln, dass das nichts Besonderes ist. Dass man trotzdem ein guter Mensch sein muss und freundlich. Man muss versuchen, diese „Berühmtheit“ zu mäßigen und so weit herunterzubrechen wie es geht. Ich versuche ihnen auch etwas über die schmerzlichen Seiten des Ruhms beizubringen, über Ablehnung. Gerade denkt man, man hat's geschafft, dann wirst du von jemandem rausgeschmissen. Und denen ist es egal, wie es dir dabei geht.

Welche Erfahrung war so bitter? Als Sie das erste Mal fast für „Bond“ engagiert worden waren und es dann doch nichts wurde?

„Bond“ hat immer Drama in mein Leben gebracht. Ich dachte, ich werde ein internationaler Filmstar – und dann wurde es nichts. (Timothy Dalton bekam die Rolle, Anm.)

Vor 50 Jahren hatte „Bond“ Premiere. Was verdanken Sie ihm – außer Ruhm?

„Bond“ war ein großes Geschenk, für das ich ewig dankbar sein werde. Es hat mir ermöglicht, eine Produktionsfirma aufzubauen, um größeren Einfluss auf meine Karriere zu haben. Ich verdanke ihm, dass ich heute hier bin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2012)

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