Jude Law: "Ich war nur der hübsche Junge"

Jude Law
Jude Law(c) EVAN AGOSTINI INVISION AP (Evan Agostini)
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Am 29. Dezember wird Jude Law 40 – und freut sich, endlich nicht mehr als jugendlicher Liebhaber infrage zu kommen. Ein Interview über Aussehen und Leistung und warum aus ihm trotzdem kein Aussteiger wird.

Strahlendes Lächeln, herzliche Begrüßung – schon in den ersten Sekunden mit Jude Law wird klar, warum der knapp 40-Jährige den Ruf des Sonnyboys genießt. Dabei war diese Freundlichkeit früher nicht selbstverständlich, er wirkte ernster, strenger. Damals schien der Brite gegen ein Image ankämpfen zu wollen. Jetzt scheint er sich nicht mehr davon bedroht zu fühlen – denn er glaubt, dass seine Tage als Sexsymbol gezählt sind. Auf jeden Fall spielt er konsequent dagegen an – etwa als nüchtern-langweiliger Ehemann von „Anna Karenina“.

Ihren Kindern gefiel offenbar Ihre strenge Halbglatze in „Anna Karenina“ nicht...

Jude Law: In der Tat nicht. Sie verboten mir sogar, sie von der Schule abzuholen. Oder ich musste einen Hut tragen.

Verletzen Rollen wie dieser verknöcherte Politiker nicht Ihren Sinn für Eitelkeit?

Absolut nicht. Für den jugendlichen Lover komme ich jetzt nicht mehr infrage. Ich werde immerhin schon 40 – ein Meilenstein. Zum Glück gibt es jetzt junge Kollegen wie Aaron Johnson, der den Liebhaber von Anna Karenina spielt. Die nehmen mir diese Bürde ab.

Das heißt, in früheren Jahren war Ihr gutes Aussehen ein Problem, weil es von Ihren Fähigkeiten abgelenkt hat?

Wenn ich das bejahen würde, dann würde ich bestätigen, dass ich mich für attraktiv halte. Ich sehe aus, wie ich nun mal aussehe. Aber ich gebe zu, dass ich in meinen 20ern und 30ern für die Leute immer der „hübsche Junge“ war. Und ich wollte mich als Schauspieler beweisen, deshalb versuchte ich bewusst, die schrägen Vögel und Exzentriker zu spielen, bei denen es überhaupt nicht aufs Aussehen ankam.

Und wie ist es jetzt in Ihren 40ern?

Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich meine schauspielerischen Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft habe. Ich kann nur hoffen, dass ich dazu noch die Gelegenheit bekomme.

Erfahrungen haben Sie auch in einem recht wechselvollen Liebesleben gesammelt.

Ich fühle mich inzwischen sehr glücklich, ich habe meinen Platz in der Welt gefunden. Beziehungen erfordern eben harte Arbeit und Aufmerksamkeit. Es passiert leicht, dass du in eine Routine abrutscht, wo du bloß mit jemandem schläfst, wohnst und isst. Manchmal denkst du dir dann: „Eigentlich möchte ich mein Leben anhalten, um mit dieser Person richtig leben zu können. Dinge gemeinsam erfahren, auskosten.“ Aber in dieser erfolgsgetriebenen Welt musste ich mich eben auch meinem Beruf widmen. Ohne Geldverdienen geht es nicht.

Bedauern Sie die Fehler, die Sie in Ihren Beziehungen gemacht haben?

Ich bedaure gar nichts. Zugegeben, im Innersten schon. Ich habe bloß gelernt, solches Bedauern auszuschalten. Aber ich gebe unumwunden zu – ich habe Situationen in meinem Leben geschaffen, in denen ich anderen Menschen wehgetan habe, und dadurch wiederum mir selbst. Ich will daraus lernen, habe es hoffentlich auch getan. Auf jeden Fall will ich kein Chaos in mein Dasein bringen. Aber egal, was ich getan habe, ich bewege mich mit hoch erhobenem Haupt durchs Leben.

Mit Ihrem Privatleben waren Sie auch Dauergast in der englischen Klatschpresse, die jede neue Entwicklung verfolgte.

„Verfolgen“ ist das richtige Wort. „News of the World“ hatte mein Haus verwanzt und mein Auto überwacht. Vier Jahre lang ging das so – ich wurde regelrecht paranoid. Jetzt, nachdem der Skandal aufgeflogen ist, ist es auf jeden Fall besser geworden.

Aber der Appetit des Publikums an solchen Geschichten dürfte weiterhin bestehen...

Das ist das Argument dieser Publikationen. Aber die Leute sollten verstehen, dass solche Inhalte nicht gesund sind. Wir haben begriffen, dass eine tägliche Diät von Burgern und Coke krank und fett macht. Diesen Scheiß zu lesen, macht dich auf andere Weise krank und fett. Aber ich will nicht das große Mitgefühl. Selbst wenn die Invasion meines Privatlebens ein großer Nachteil meines Berufes ist, er ermöglicht mir, komfortabel zu leben und auch meinen Kindern diese Annehmlichkeiten zu bieten.

Sie haben also nie mit dem Gedanken gespielt, einmal ganz auszusteigen?

Schon. Ich habe eine Schwäche für das Landleben. Am Strand herumzulungern wäre auch schön. Aber so sehr ich ein Fan von der Idee bin, dieser westlichen Existenz Lebewohl zu sagen – es ist nur ein Traum. Und wird es auch bleiben.

Jude Law wurde am 29. Dezember 1972 in London geboren. Er ist der Sohn eines Lehrerpaares und begann seine Karriere mit zwölf am Theater.

1994 startete seine Filmkarriere. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit „Gattaca“. Für „Der talentierte Mr. Ripley“ und „Unterwegs nach Cold Mountain“ wurde er für den Oscar nominiert. Aktuell ist er in „Anna Karenina“ zu sehen.

Von 1997 bis 2003 war er mit Kollegin Sadie Frost verheiratet. Sie haben drei gemeinsame Kinder, mit dem Model Samantha Burke hat er ein viertes.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2012)

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