Depardieu bestätigt Nationalitätenwechsel

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In einem offenen Brief hat der französische Schauspieler seinen Antrag auf einen russischen Pass bestätigt. Jetzt droht auch Brigitte Bardot damit, auszuwandern - sollten zwei Elefanten wie geplant eingeschläfert werden.

"Hello Goodbye - Entscheidung aus Liebe" - Gerard Depardieus Film aus dem Jahr 2008 könnte seinem Nationalitätenwechsel von Frankreich zu Russland den Titel verleihen. "Ja, ich habe diese Anfrage auf einen Pass gestellt und ich bin erfreut, dass meiner Bitte stattgegeben wurde", bestätigte der Schauspieler in einem offenen Brief. "Angewidert" von der französischen Politik sei er, schreibt der Schauspieler - gefolgt von Ehrbekundungen für den Kremlchef. Er schätze Wladimir Putin, schreibt der Schauspieler, der auch schon in dem Film "Der Hornochse und sein Zugpferd" (1981) agierte. Zugleich droht auch Frankreichs einstige Filmlegende Brigitte Bardot damit, einen russischen Pass zu beantragen - sollten zwei kranke Elefanten in Zoo von Lyon wie geplant eingeschläfert werden.

"Mein Vater war Kommunist"

Der im russischen Fernsehen veröffentlichte Brief Depardieus "an die russischen Journalisten" liest sich wie eine Liebeserklärung an die neue Wahlheimat: "Ich liebe Ihr Land Russland, seine Menschen, seine Geschichte, seine Schriftsteller." Er möge die Filme und die Schauspieler, mit denen er gearbeitet habe, schwärmt Depardieu. "Ich liebe Ihre Kultur, Ihre Intelligenz." Der 64-Jährige sieht sich sogar in Russland verwurzelt: "Mein Vater war Kommunist und hat Radio Moskau gehört! Das ist ein Teil meiner Kultur."

Die russischen Weiten haben es Depardieu nach eigenen Worten angetan: "In Russland lässt sich gut leben." Nicht unbedingt in Moskau, schränkt der scheidende Pariser ein. Eine solche Riesenstadt sei zu groß für ihn: "Ich bevorzuge das Land, ich kenne wunderbare Orte in Russland."

Verlockende Einkommensteuer

Depardieu nennt auch indirekt ein Beispiel: Belye Stolby, ein Ort mit 6500 Einwohnern vor den Toren Moskaus. Dort drehte er "Rasputin", der in seiner neuen Heimat bis heute nicht in den Kinos zu sehen war. Der Ort ist ähnlich klein wie die belgische Provinzgemeinde Nechin, in der Depardieu auf der Flucht vor 75 Prozent Reichensteuer in Frankreich knapp hinter der Grenze eine Immobilie erwarb.

Sollte der Lebemann das schmucklose alte Zollhaus tatsächlich für seine zum Verkauf stehende 20-Zimmer-Villa l'hotel de Chambon im Herzen des Pariser Szeneviertels Saint Germain eintauschen wollen, kann er dennoch auf die gerade mal 13 Prozent Einkommensteuer in Russland bauen. "Um Steuern in Russland zu zahlen, muss man sich entweder mindestens 183 Tage im Jahr in Russland aufhalten oder zum Beispiel Vorstandsmitglied einer russischen Firma sein - egal, wo man lebt", sagt Moskauer Jurist Alexander Sotow.

Russland, die neue Insel der Stabilität

Moskau setzt jetzt auf internationale Signalwirkung. "Ich hoffe, dass nun noch mehr Prominente den Mut haben werden, künftig in Russland zu leben", sagt der einflussreiche Außenpolitiker Leonid Sluzki. Der kremlnahe Wissenschaftler Wladimir Mau meint: "Russland hat Europa als Insel der Stabilität abgelöst."

"Für Wladimir Putin ist der "Fall Depardieu" ein Superprojekt wie die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi", urteilt der Politikwissenschaftler Pawel Swjatenkow. "Es geht um einen hochqualitativen PR-Effekt für Russland und für Putin persönlich."

Tauchgang im Wodkafass

Neben den offiziellen Begrüßungsformeln für Depardieu muss sich der Neurusse auch manchen Spott auf Internetforen gefallen lassen. "Er ist wohl als Kind in ein Wodka-Fass gefallen", scheibt "Artjom" in Anspielung auf den Zaubertrank-Unfall von Obelix. User "DZ73" erkennt schon den Landsmann in Depardieu: "Er verlässt des Geldes wegen seine Heimat? Das muss ein Russe sein!"

Unterdessen droht auch Brigitte Bardot mit dem Verlassen ihrer Heimat gen Osten: Die streitbare Tierschützerin will einen russischen Pass beantragen, wenn die Elefanten Baby und Nepal eingeschläfert werden. In diesem Falle werde sie die russische Staatsbürgerschaft beantragen, "um aus diesem Land zu fliehen, das nur noch ein Tierfriedhof ist", schrieb Bardot am Freitag. Die Behörden haben die Einschläferung der seit 1999 im Zoo von Lyon lebenden Tiere angeordnet, weil sie an Tuberkulose erkrankt sind. Die Behörden befürchten, dass die Elefanten andere Tiere, aber auch Menschen anstecken könnten.

(APA/dpa)

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