Helmut Bergers bewegtes Leben

Helmut Berger
Helmut Bergerdpa/Jörg Carstensen
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In der 1960er- und 1970er-Jahren war er der Star des europäischen Kinos. Am Freitag ist Helmut Berger im RTL-Dschungelcamp angekommen.

Noch heute bezeichnet sich Helmut Berger als „Witwe Luchino Viscontis“. Zwölf Jahre hatte er an der Seite des großen italienischen Filmregisseurs als dessen Lieblingsschauspieler und Geliebter verbracht. In Filmen wie „Hexen von heute“ (1966), „Die Verdammten“ (1969) und „Ludwig II.“ (1972) wurde er zum Star der Cinecittá. In den 1980ern spielte er fast nur in Fernsehfilmen mit, und sein Ruhm verblasste langsam. Von sich reden machte der einst als „schönster Mann der Welt“ geltende Berger aber weiterhin durch Drogen- und Sexskandale. Am Freitag zog das Enfant terrible des Jetsets ins RTL-Dschungelcamp ein – der vorläufige Tiefpunkt einer großen Karriere.

Vor seiner Vertragsunterzeichnung sagte der 68-Jährige: „Das ist wie eine Bühne. Ich werde sowieso nur Italienisch und Französisch sprechen.“ Während der Zeit in Australien wolle er zudem „mindestens zehn Kilo“ abnehmen. „Und wenn ich in so eine Kiste mit Würmern gehe, ist das eine tolle Massage. Die ganze Welt ist doch ein Dschungel.“ Die Gage für die Show hat Berger, der nach eigenen Angaben derzeit von 450 Euro Pension im Monat lebt, bereits verplant. Nach seiner Rückkehr aus dem Dschungel werde er damit seine Wohnung in Salzburg renovieren, die er von seiner Mutter geerbt hat. Dort lebt er schon seit vielen Jahren und wartet auf Filmangebote, am liebsten für „schwarze Komödien“.


Geboren wurde Helmut Steinberger, wie er eigentlich heißt, am 29.Mai 1944 in Bad Ischl. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Salzburg, arbeitete später in Paris und London als Fotomodell. Zwischen 1964 und 1966 absolvierte Berger in London ein Studium an der „Central Drama School“, machte aber keinen Abschluss und ging anschließend nach Perugia, um an der Universität Italienisch zu lernen. Erste Leinwanderfahrungen sammelte er als Statist und mit kleineren Rollen in der Filmmetropole Cinecittá, wurde dann 1966 das erste Mal von Luchino Visconti mit einer kleinen Rolle im Film „Hexen von heute“ besetzt.

1969 übertrug ihm Visconti die Rolle des bisexuellen Martin von Essenbeck, dem dekadenten Spross einer Industriellenfamilie, in seiner verschlüsselten Familiensaga „Die Verdammten“. Berger wurde für seine Leistung mit dem „Golden Globe“ als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. Ein Jahr später erlebte man den Schauspieler mit der Titelrolle des ewig jungen Dandys in Massimo Dallamanos Oscar-Wilde-Adaption „Das Bildnis des Dorian Gray“. Nach Vittorio De Sicas „Der Garten der Finzi Contini“ (1970) und Duccio Tessaris Thriller „Una Farfalla con le ali insanguinate“ (1971) vertraute ihm Visconti 1972 die schwierige Rolle des schizophrenen Bayernkönigs Ludwig II. an. 1974 spielte Berger in Viscontis „Gewalt und Leidenschaft“ an der Seite von Burt Lancaster. Bergers erste deutsche Kinoproduktion war 1973 Otto Schenks Arthur-Schnitzler-Adaption „Reigen“. Es folgten unbedeutendere Filme und Fernsehrollen wie in der US-Soap „Denver Clan“. Francis Ford Coppola engagierte ihn 1990 für den „Paten III“. Zuletzt wirkte er in Mika Kaurismäkis „Honey Baby“ (2004) und Peter Kerns „Blutsfreundschaft“ sowie „Mörderschwestern“ mit.

1998 veröffentlichte Berger seine Memoiren unter dem Titel „Ich“, in denen er von Kokainorgien und Affären mit Mick Jagger, Bianca Jagger und Marisa Berenson erzählte. Sollte sein Auftreten im Dschungel nur annähernd so exzentrisch wie die letzten Talkshowauftritte sein, dürften in den kommenden Tagen weitere Bekenntnisse dieser Art folgen. Einen kleinen Vorgeschmack gab es schon vor dem Abflug, als er offensichtlich stark alkoholisiert und pöbelnd auf dem Frankfurter Flughafen ankam. Und auch gleich eine Erklärung für sein Benehmen hatte: „Mir ist alles egal.“ Die beste Voraussetzung für den Einzug ins Dschungelcamp.

Auf einen Blick

Unvollendete Karriere. Helmut Berger war in den 1960er- und 1970er-Jahren der Star des europäischen Kinos. Bekannt wurde er durch Filme des Regisseurs Luchino Visconti, dessen Geliebter er war. Legendär ist seine Rolle als Ludwig II. im gleichnamigen Film. In den 1980er-Jahren folgte sein langsamer Abstieg. Am Freitag zog er ins RTL-Dschungelcamp ein. [DAPD]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2013)

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