Wenn Niederösterreich die Patronanz über hat, sind die Prölls nicht weit. Und die Raiffeisen-Größen. Und Stronachs Vielleicht-Kanzler.
Um die wichtigste Frage dieser Tage gleich vorweg zu beantworten: Ja, es gab viele Damen an diesem Abend, die ein Dirndl auszufüllen vermochten. Ganz ohne Aufregung übrigens. Und auch die einschlägigen Reporterfragen werden hier nicht als anstößig empfunden, sondern mit dem gebotenen Augenzwinkern beantwortet.
Nachgerade bewundernswert, mit welcher Gelassenheit Alfons Mensdorff-Pouilly alljährlich auf dem Jägerball Rede und Antwort steht. Heuer im Repertoire: Ob es sich nach einem Freispruch entspannter tanze? „Ich bin immer entspannt.“ Und außerdem, so Mensdorff-Pouilly, tanze er nicht. Und um in dem, diesem Rahmen angepassten Jargon der Kollegen zu bleiben, wagte auch der Autor dieser Zeilen, Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf zu fragen, ob er er im Herbst nach Stimmen jagen werde – als Frank Stronachs Spitzenkandidat. Wolf dachte kurz nach, lächelte und beschied: „Das müssen Sie Herrn Stronach fragen.“
Der war aber nicht da. Auf dem 92.Jägerball. Dafür ließen sich seine wahlkämpfenden Kontrahenten Erwin Pröll (ÖVP) und Barbara Rosenkranz (FPÖ) blicken. Denn Niederösterreich, angeführt von seinem Landesjägermeister Josef Pröll, dem ehemaligen Vizekanzler, hatte diesmal die Patronanz über. Und so wünschte sich der regierende Landeshauptmann Erwin Pröll in seiner Rede auch, dass die Ballbesucher „die gute Stimmung in die nächsten Wochen und Monate mittragen“ mögen. Und diese ahnten, wie Pröll das meinte. Denn die Lacher hatte er auf seiner Seite.
Mit den Prölls saßen auch die Raiffeisen-Größen Christian Konrad und Walter Rothensteiner in der Hofburg. Dazu die Minister Rudolf Hundstorfer und Nikolaus Berlakovich, Staatssekretär Sebastian Kurz, Industriellenvereinigungspräsident Georg Kapsch und sein Vorgänger Veit Sorger, das Unternehmerpaar Aleksandra und Damian Izdebska, die Industrielle Maria-Elisabeth Schaeffler, ÖBB-Chef Christian Kern, Skifahrer Rainer Schönfelder. Und auch Heinz-Christian Strache scheint im Establishment angekommen. Zum zweiten Mal durfte er heuer mit den Ehrengästen einziehen, erzählte er stolz. In den Jahren davor war ihm das verweigert worden.
Wie jedes Jahr ausverkauft, alle Säle der Hofburg bespielt, gut gelaunte Menschen(massen): Der Jägerball, dieser unprätentiöse und wohl lustigste Ball der Saison, war heuer noch eine Spur vielfältiger. Und wie meinte Ballorganisator Leo Nagy, der Präsident des Vereins vom Grünen Kreuz: „Der Jägerball ist die größte Hasenjagd Wiens.“ Man stelle sich vor, Herr Brüderle hätte Solches gesagt.
Auf einen Blick
Name: Ball vom Grünen Kreuz
Synonym: Jägerball
Ort: Hofburg
Patronanz: Niederösterreich
Gäste: 6000 an der Zahl (ausverkauft)
Publikum: Jäger, Nichtjäger, Partytiger, Upperclass-Kids, deren Eltern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2013)