Ende einer Kurzzeitbeziehung: Gradwohl kocht nicht mehr für Fabio

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Nach nur sechs Monaten beenden Joachim Gradwohl und Fabio Giacobello die Zusammenarbeit. Christoph Brunnhuber kehrt „heim“.

Es ist wahrscheinlich so wie in vielen Liebesbeziehungen. Am Anfang ist alles ganz toll, aber schon nach ein paar Monaten merkt man: Irgendwie passt man doch nicht zusammen. Fabio Giacobello und sein Starkoch Joachim Gradwohl dürften so etwas geahnt haben, als sie ihre Zusammenarbeit besiegelten. Der laufende Vertrag läuft nur bis Ende Mai. Und wird nicht verlängert werden: Nach sechs Monaten Zusammenarbeit wisse man, „dass wir die Reise nicht gemeinsam fortsetzen werden“, bestätigte Fabio Giacobello, Namensgeber des Innenstadt-In-Treffs Fabios, am Freitag per Aussendung einen Bericht von „Profil online.“

Darin hat es noch geheißen, dass Giacobello mit Gradwohl über dessen Zukunft im Fabios sprechen wolle: „Wir hatten vereinbart, dass er sich das ein Jahr anschaut.“ Ebenfalls bestätigte Giacobello die Vermutung, wer Gradwohl nachfolgen werde: Christoph Brunnhuber, der vom Fabios von der Gründung 2002 bis zum Sommer 2011 gekocht hat, kehrt quasi heim. „Mein Konzept ,a casa‘ werde ich mit meinem neuen Küchenchef Christoph Brunnhuber weiter ausbauen, mit dem mich bereits eine zehnjährige Freundschaft und extrem erfolgreiche Zusammenarbeit verbinden“, erklärt Giacobello. Brunnhuber hat nach dem Fabios bei Markus Artner (Artner am Franziskanerplatz) gekocht – und verlässt diesen gerade wieder.



Dabei hatte die Beziehung Giacobello-Gradwohl harmonisch begonnen: Giacobello, beseelt von der Idee, sein Fabios, angepasst an ein raueres gesellschaftliches Klima, einfacher und gemütlicher zu gestalten, war auf Joachim Gradwohl gestoßen. Gemeinsam ging man auf Reisen, um internationale Trends zu studieren, und entwarf ein Konzept für Lokal und Küche, für die Gradwohl eine „neue Einfachheit“ versprach. Ein groß beworbener Neustart, der Gradwohl und dem (bestehenden) Fabios kürzlich gar den Titel „Neueröffnung des Jahres“ im Führer „Kulinarische Auslese“ eintrug, der jährlich die renommiertesten Häuser Deutschlands und Österreichs listet.

Das Ende der Geschäftsbeziehung kommentieren konnte bzw. wollte zunächst niemand. Bei Fabios verwies man auf die Aussendung, Gradwohl war auf Skiurlaub. Dass es Spitzenköche in Zeiten der allseits gekürzten Budgets schwer haben, hatte er schon im Herbst in einem „Zeit“-Interview erklärt. „Sie sind entweder zu teuer oder so ausgepowert, dass sie nicht mehr wollen.“

Für den gefeierten Witzigmann-Schüler und Exkoch vom Meinl am Graben ist damit wieder ein Kurzzeitengagement zu Ende. Nachdem seine Pläne für das Shangri-La am Ring gemeinsam mit dem Hotel geplatzt waren, hatte er 2011 bei den Gastronomiebetrieben des Winzers und Unternehmers Hans Schmid (Pfarrwirt) angedockt. Ab September kochte er beim Edel-Italiener in den Tuchlauben. Jetzt freue sich Gradwohl „auf neue Herausforderungen“. Sagt zumindest Fabio Giacobello.

Auf einen Blick

Joachim Gradwohl wurde 1969 in Ebenfurth (NÖ) geboren. Wichtige Stationen seiner Karriere waren u. a. Witzigmanns Aubergine und das Steirereck. Als Küchenchef von Meinls Restaurant erkochte er drei Hauben. Ab 2011 arbeitete er für Hans Schmid (u. a. Pfarrwirt), ab September im Fabios. Dort hört er nun wieder auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2013)

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