Der Sinn des Lebens im Kaffeehaus

Franz Schubert
Franz Schubert(c) Clemens Fabry
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Nach der langen Nacht der Krimis kommen nun die Philosophen in Wiens Cafés. Franz Schubert ist ein Initiator der Reihe "Nacht der Philosophie".

Am Anfang stand Monty Python. Jene Szene aus „Der Sinn des Lebens“ nämlich, in dem der Kellner im Restaurant eine Karte mit Gesprächsthemen bringt. „Wie wäre es etwa mit einem Gespräch über Philosophie?“ Diese Idee war einer der Ausgangspunkte, von denen aus Helmut Schneider, Herausgeber der Zeitschrift „Wien live“, und Franz Schubert, Projektmanager im Medienverlag Echo, über ein neues Format nachdachten. Etwas wie die „Wiener Kriminacht“ sollte es werden, bei der einen Abend lang Lesungen in einigen Kaffeehäusern abgehalten werden. Nur eben ein bisschen anders. Im Mittelpunkt sollte diesmal ein anderes Thema stehen: Philosophie.

„In Zeiten wie diesen stellt sich dem einen oder anderen die Sinnfrage“, sagt Schubert. Und gerade Wien im Allgemeinen und die Kaffeehäuser im Speziellen eigneten sich perfekt dazu, über derartige Themen zu philosophieren. So entwarf man ein Konzept, wie eine solche Nacht der Philosophie aussehen könnte – und stellte letztlich eine Liste von 13 Cafés auf, in denen ebenso viele Protagonisten am Dienstag über diverse Themen philosophieren – und mit den Gästen diskutieren sollen.

In jedem Café ist ein Thema vorgesehen. Sozialphilosoph und Literaturkritiker Alfred Pfabigan von der Uni Wien diskutiert etwa im Café Weimar die Frage „Gibt es Gerechtigkeit im Kapitalismus?“, Schriftsteller und Essayist Franz Schuh widmet sich dem Thema „Philosophie und Glück“ im Café Schwarzenberg, während Regisseur, Autor und Ö1-Moderator Otto Brusatti im Café Maria Treu über „die Kunst und das Schöne“ philosophiert. Mit dabei sind auch Thomas Edlinger – bekannt von FM4 und der TV-Sendung „Willkommen Österreich“ –, der über „Political Correctness“ diskutiert, und die Mikrobiologin Renée Schroeder mit dem Thema „Vom Ursprung des Lebens“.

„Streit ist nicht das Ziel, aber er kann sich ergeben“, sagt Schubert. Es gehe vor allem darum, das neue Format einmal auszuprobieren. Zu schauen, ob man mit philosophischen Diskussionen Menschen ins Kaffeehaus locken kann. Erfahrung mit derartigen Aktionen hat der gelernte Buchhändler bereits – unter anderem hat er zuletzt die Aktion „Eine Stadt, ein Film“ veranstaltet, bei der 3300 Menschen zu kostenlosen Vorführungen in 16 Wiener Kinos gingen. Seit 2010 ist Schubert auch für die „Kriminacht“ zuständig, auch betreut er die Gratisverteilaktion „Eine Stadt, ein Buch“.

Die Nacht der Philosophie reiht sich ein in jene Aktionen, die das SPÖ-nahe Echo Medienhaus in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Finanziert wird das neue Format von Wirtschaftskammer und Kaffeesiedern, die sich dadurch einen Zustrom von Gästen erwarten, das Budget beträgt laut Schubert „20.000 bis 25.000 Euro“. Der Eintritt für das Publikum ist – wie bei all den bisherigen Aktionen auch – frei.

Der Plan ist, dass nach dem Einleitungsvortrag eine Diskussion mit den Gästen entsteht. Und dabei den verschiedensten Problemen des Lebens nachgegangen wird. Ob man damit wie bei der Kriminacht auch an die 30.000 Gäste in Wiens Kaffeehäuser locken kann? Immerhin ist das Thema doch ein wenig komplexer – und erfordert auch vom Publikum ein Heraustreten aus der Rolle des passiven Zuhörers. Franz Schubert ist jedenfalls optimistisch: „Die Nacht der Philosophie soll es 2014 auch wieder geben.“

Auf einen Blick

Nacht der Philosophie in den Wiener Kaffeehäusern: Di, 9. April in 13 Wiener Cafés mit 13 prominenten Vortragenden (u. a. Alfred Pfabigan, Franz Schuh, Renée Schroeder, Otto Brusatti, Roland Girtler u. a.), Beginn je nach Veranstaltungsort zwischen 18 und 20.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos auf der Webseite von „Wien live“.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER
www.wienlive.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2013)

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