Drei Tage Denken: Kommen Vereinigte Staaten von Europa?

Rainer Nowak
Rainer NowakDie Presse
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Beim steirischen Pfingstdialog „Geist und Gegenwart“ diskutieren Wissenschaftler, Wirtschaftsexperten, Politiker, Künstler.

Vereinigte Staaten von Europa – der Begriff ist alt, schon der französische Schriftsteller Victor Hugo und der italienische Revolutionär Giuseppe Garibaldi haben ihn verwendet, und die Idee ist noch älter, sie kommt ausgerechnet von den Amerikanern. „Eines Tages werden, nach dem Muster der Vereinigten Staaten, die Vereinigten Staaten von Europa gegründet werden“, soll Präsident George Washington gesagt haben; und der Staatsmann Benjamin Franklin empfiehlt Europa die „Schaffung eines Bundesstaates und einer großen Republik aus all den verschiedenen Staaten und Königreichen und durch eine ähnliche Verfassung“. Zwischen und nach zwei Weltkriegen haben immer mehr Menschen ähnlich geträumt, und heute bekennen sich deutsche Spitzenpolitiker wie Angela Merkel offen dazu (österreichische weniger). Für viele andere ist dieser nationenlose „Superstaat“ schlicht eine Horrorvision.

Wie brauchbar und wünschenswert ist er heute, angesichts der Krise in Europa? Mitte Mai wird ein Aufgebot aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst, Kultur, Religion und Politik in der Südsteiermark darüber diskutieren. Bei dieser Art Dreitages-Thinktank werden etwa die frühere EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell, der deutsche EU-Vordenker Werner Weidenfeld, Ex-EU-Kommissar Franz Fischler und Schriftsteller Robert Menasse dabei sein. Moderiert wird vor Publikum, u.a. von „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak und „Presse“-Feuilletonist Norbert Mayer.

Europäische Themen seit 2007

Seit 2007 findet das steirische Symposion „Geist und Gegenwart“ zu Pfingsten auf Schloss Seggau statt. Die Klausur mit Publikum ist wohl auch zur Tradition geworden, weil sie an einem der schönsten Orte der Steiermark stattfindet. Sorgfältig sollen Pro und Kontra der „Vereinigten Staaten Europas“ abgewogen werden, heißt es. Europafreundlichkeit, das sollte man trotzdem wissen, ist hier Programm: Frühere Themen waren Europa und Erzählen, europäische „Träume und Traumata“ oder „Der Geschmack Europas“. Auch heuer verrätdas Motto die Tendenz: „Vereinigte Staaten von Europa. Hoffen. Wagen.“ sim

Der Pfingstdialog „Geist und Gegenwart“ wird vom Land Steiermark veranstaltet, u.a. in Kooperation mit der steirischen Diözese. 15. bis 17.Mai, Schloss Seggau bei Leibnitz. Infos zur Teilnahme: www.geistundgegenwart.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2013)

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