„Wie Sushi oder Irish Pubs“: 100 Jahre Konditorei Aida

„Wie Sushi oder Irish Pubs“: Hundert Jahre Konditorei Aida
„Wie Sushi oder Irish Pubs“: Hundert Jahre Konditorei Aida(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die Familie Prousek führt seit vier Generationen die wohl bekannteste Konditorei Wiens. Nun steht eine weltweite Expansion an - nicht nur des Namens und der Produkte, sonern auch eines bestimmten Lebensgefühls.

Eine typische Wiener Familiengeschichte beginnt in der Regel mit dem Großvater aus Böhmen. Zumindest diese typische Wiener Familiengeschichte beginnt so: Um die Jahrhundertwende kommt der Zuckerbäckermeister Josef Prousek in die Hauptstadt der Monarchie und übernimmt im Jahr 1913 eine Konditorei. Prousek, ein „gstandener Tscheche“, wie sein Enkel Michael Prousek heute sagt, schickt seinen Sohn Felix zunächst in die tschechische Schule, ehe er später ins Theresianum kommt.

Und wie das Theresianum eine Institution ist, wird es auch das, was die Prouseks in den nächsten hundert Jahren aufbauen werden: die Konditorei Aida – wienerisch bis ins Mark, laut offiziellen und inoffiziellen Quellen Hort der besten Cremeschnitten der Stadt. Aida heißt die Konditorei seit 1925. Zu dem Zeitpunkt war der Erste Weltkrieg bereits vorbei – und auch den Zweiten Weltkrieg sollte die Konditorei überstehen. Hürden habe es in der Vergangenheit viele gegeben, sagt Michael Prousek.
Warum Aida aber heuer ihren Hunderter feiert, sei auch schnell erklärt: gleichbleibende Qualität, große Auswahl (über 200 Produkte), der Zusammenhalt der Familie, aber auch die Tatsache, dass man bisher auf die Veränderungen auf dem Markt richtig habe reagieren können.

So kamen zum Fiaker und Einspänner – die Jungen mögen sie nicht mehr kennen – der Caffè Latte und der Latte macchiato dazu, zu den Punschkrapfen die Cupcakes. Derzeit befindet sich eine kleine Speisekarte in der Probephase, sie beinhaltet freilich keine Überraschungen (Schnitzel!). Analog zu dieser „inneren“ Expansion hat die Familie Prousek auch „äußerlich“ expandiert: Mittlerweile ist eine Aida an vielen prominenten Fleckchen der Stadt zu finden. Diesen Willen zur Expansion habe man immer schon gehabt, erzählen Herr und Frau Prousek im Büro ihres Hauptsitzes in Wien Floridsdorf. Passend dazu schaltet sich ihr Sohn Dominik per Skype in das Gespräch ein – er befindet sich in Dschidda, Saudiarabien, wo gerade eine Aida eröffnet worden ist.

Die Kunden aus dem Nahen Osten kennen die Konditorei von ihren Wien-Besuchen, und fast klingt es so, als ob sich die Familie Prousek derzeit vor Franchise-Anfragen aus diesem Gebiet kaum mehr retten kann. Wobei die Familie nicht nur den Namen und die Produkte expandieren wolle, sondern auch ein bestimmtes Lebensgefühl, sagt Dominik Prousek: „Egal, wo der Kunde in die Aida hineingeht, er soll sich wie in Wien fühlen.“

In der Aida in Dschidda wird es jedenfalls auch Cremeschnitten geben (die Produkte werden tiefgefroren aus Wien geliefert), aber ebenso türkischen Mokka. Außerdem bietet das Café zwei Eingänge (für Familien und für Singlemänner) – und freilich keinen Alkohol.

Bis Ende des Jahres sollen vier Konditoreien in Saudiarabien eröffnet werden, weitere Eröffnungen in Kroatien und Kanada stehen bevor. Wenn Michael Prousek die Aida als den „McDonald's der Konditoreien“ bezeichnet, dann meint er eben diese Expansion. Und sein Sohn sagt, man wolle Aida weltweit auf den Markt bringen – „wie Sushi oder Irish Pubs“.

Die Chancen dürften nicht sonderlich schlecht stehen. Für ein Stück Kuchen, so die Familie Prousek, seien meistens Zeit und Geld da. Die Finanzkrise habe man in den Konditoreien kaum gespürt. Sehr wohl aber das Rauchverbot, das seit der neuen Regelung 2010 in den Aida-Filialen herrscht. „Das hat uns einige Kunden gekostet“, sagt Michael Prousek. Mit der Expansion aber dürften wohl ein paar andere Kunden dazukommen.

Auf einen Blick

Aida. 1913 übernimmt der Zuckerbäcker Josef Prousek eine Wiener Konditorei, ein Jahrzehnt später nennt er sie Aida. Mittlerweile führt die Familie Prousek die Konditoreikette in der vierten Generation. Derzeit wird weltweit expandiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2013)

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