Carreras „25. Geburtstag“: „Wird mir sehr nahegehen“

Carreras „25. Geburtstag“: „Wird mir sehr nahegehen“
Carreras „25. Geburtstag“: „Wird mir sehr nahegehen“(c) EPA (EDDY RISCH)
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José Carreras feiert 25 Jahre seiner Leukämiestiftung – und seiner Genesung. Mit einem Konzert in der Staatsoper, deren Ring er bekommt.

Es war 1987, bei Dreharbeiten für einen Film in Paris. José Carreras fühlte sich schlecht, ließ sich in einem Krankenhaus untersuchen. „Nach den ersten Tests erklärte ich, dass ich gehen müsse“, erinnert er sich. Aber die Ärzte ließen ihn nicht gehen; eröffneten ihm stattdessen: Er habe Leukämie; seine Überlebenschance liege bei zehn Prozent.

Carreras erhielt in den USA eine Stammzelltransplantation durch den späteren Nobelpreisträger Edward Donnall Thomas, dazu monatelange Therapie. Ein Jahr später erklärten ihm die Ärzte, er sei geheilt. Am 21. Juli 1988 feierte Carreras sein Comeback ins Leben mit einem Konzert in Barcelona. „Mein Tag!“, so beschrieb es Carreras in seiner Biografie. „Der Tag, an dem ich der Opernwelt sagen will: Seht her, ich bin zurückgekommen, ich bin wieder unter euch Lebenden . . .“ Kurz danach, am 16. September, gab Carreras sein erstes Konzert außerhalb Barcelonas – in Wien, das er immer als seine „zweite Heimat“ gesehen habe. Und wo ihn das Publikum mit Transparenten und Jubel begrüßte.

25 Jahre später wird Carreras im September wieder hier auf der Bühne stehen – um, wie er sagt, seinen „25. Geburtstag“ zu feiern. Geplant ist ein Benefizkonzert, eine Matinee, in der Wiener Staatsoper am 15. September – das Datum stimmt fast auf den Tag genau. Noch nicht ganz genau kann Carreras sagen, was gespielt wird: „Es sind ja noch drei Monate hin“, meinte er am Mittwoch in Wien.

Den Abstecher hierher hatte Carreras gemacht, um zur Ringprobe zu kommen: Anlässlich des Jubiläumskonzerts wird dem 66-Jährigen der Ehrenring der Wiener Staatsoper verliehen, der traditionellerweise vom Juwelierhaus Wagner gefertigt wird, und den auch schon sein „Drei Tenöre“-Kollege Placido Domingo besitzt. Carreras nutzte die Gelegenheit, um auf den Benefizcharakter des Konzerts aufmerksam zu machen – der Reinerlös der Matinee geht an seine Leukämiestiftung, die er ebenfalls vor 25 Jahren gegründet hat. „Diese Kombination aus Musik, Gesang und Charity – das geht mir nahe.“

Wie sein Fazit nach 25 Jahren unermüdlichen Fundraisings ausfällt? „Ich denke, dass wir es ganz gut gemacht haben“, meinte er beim Gespräch in der Belétage von Wagner. „Aber nur dank unserer Unterstützer, unserer finanziellen Spender, aber auch dank all der möglichen Knochenmarkspender, die sich in die Datenbank aufnehmen haben lassen.“ 90 Prozent aller Leukämiefälle könnten geheilt werden, wenn sich ein passender Spender findet. Sein aktuelles, „ehrgeiziges Projekt“ sei ein 10.000 Quadratmeter großes Forschungszentrum in Barcelona – wobei, meint Carreras, „es ist eigentlich kein Projekt, es ist schon Realität.“

Da die Begeisterung der Fans, dort die Dankbarkeit der Leukämiepatienten, für die Carreras in der Vergangenheit mehr als 250 Millionen Euro gesammelt hat, denen er Hoffnung gibt. Lässt sich das vergleichen? Carreras, im dunkelblauen Anzug und blass, wie man ihn zuletzt kennt, überlegt und antwortet bedächtig. „Kunst ist extrem wichtig – für jeden, und erst recht für einen Künstler. Sie ist der Motor in meinem Leben. Aber“, ergänzt er, „hier reden wir über Menschenleben. Das ist ernst. Die Kunst ist auch ernst – aber nicht so. Für mich lässt sich das nicht vergleichen.“

Das Aufhören schiebt er noch hinaus. Immer noch gibt der Tenor rund 50 Konzerte pro Jahr, in Asien, Amerika, Europa. „Das ist ziemlich fordernd, aber es macht mich glücklich. Wir Künstler sind ja ziemlich egoistisch – und ich genieße mein Leben sehr. Je näher der Moment kommt, an dem man sein Berufsleben aufgeben sollte, desto intensiver ist der Wunsch, es noch auszuleben.“ So arbeite er auch noch an „aufregenden Projekten“, wie jenem einer Oper mit dem Wiener Komponisten Christian Kolonovits, die in der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs spielt. Wie da der Stand der Dinge sei? „Hoffen wir, dass wir bald mehr dazu sagen können.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2013)

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