Rudolf Budja: Herr im Festspiel-Wohnzimmer

Rudolf Budja
Rudolf Budja (C) Twitter/ Rudolf Budja
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Rudolf Budja betreibt mit seiner Galerie eines der gesellschaftlichen Zentren der Festspiel-Zeit. Nach 25 Jahren Tätigkeit überlegt er einen Rückzug.

Zu seinen Kunden zählen Lenny Kravitz und Tommy Hilfiger – und nein, gemeint ist nicht Thaddaeus Ropac, der heuer 30-Jahr-Jubiläum feiert: Schon gestern, Freitag, lud in Salzburg Kunsthändler Rudolf Budja zur Ausstellungseröffnung – er ist fünf Jahre kürzer, aber auch schon ein Vierteljahrhundert im Geschäft. In den hohen Räumen seiner Galerie im Stadtpalais Künburg, nur Schritte vom Festspielhaus entfernt, präsentierte Budja eine ziemlich typische Mischung: Da wäre Margherita Marzotto, eine junge Künstlerin aus einflussreicher italienischer Familie, „die nach Paris abgehaut ist, um eigene Erfahrungen zu machen“. Ihre Arbeit sei „superfrei“, die Präsentation ihre erste Ausstellung. Dann, weil man ja „auch leben muss“, Andy Warhol. Und, wie jedes Jahr, Bilder von Fürstin Manni, Prinzessin Sayn-Wittgenstein-Sayn.

Ihr hat es der in Miami lebende Grazer wohl zu verdanken, dass er heute zum fixen Inventar des gesellschaftlichen Festspiellebens zählt. Denn eigentlich hatte Budja seine erste Galerie mit 19 in Graz eröffnet: Nach Karosserielehre im Puchwerk (wo auch der Vater arbeitete), ein paar Jahren als DJ und einer Zeit in den USA, wo er in einem Printstudio jobbte und bei der Arbeit mit Roy Lichtenstein am Boden kniete. „Ich habe“, erinnert er sich heute amüsiert, „gar nicht gewusst, wer der ältere Herr ist.“


Weil das DJ-Sein genug Geld brachte, ließ sich Budja in Prints bezahlen, des Abends feierte er mit den Künstlern im Club, lernte die Pop-Art lieben, „das Plakative, Konsum, Amerika – das war das Um und Auf“. Der Anfang einer Karriere. Zurück daheim die erste Galerie, weil: „Ich habe gemerkt, dass das, wo ich herkomme, nicht meine Sache ist.“ Bis Mitte 20 habe er selbst gezeichnet und gemalt, „aber ich bin schon früh draufgekommen: Künstler werd ich keiner.“ Dafür ein erfolgreicher Händler – wobei: Er handle nicht nur mit Kunst, sagt Budja, er sei ihr auch „verfallen. Ich bin immer in Geldnot.“ Ende der Neunziger wagte er den Schritt nach Salzburg. „Schwierig“, sagt er rückblickend, und doch ein vergleichsweise leichtes Entrée: Die Fürstin war eben schon auf seine erste Ausstellung aufmerksam geworden. „Und wenn man jeden Sonntag bei ihr zum Essen ist, dann hat man Zugang.“ Unumstritten ist Budja bis heute nicht. „Ich gehe sehr leger mit gewissen Dingen um. In einer gewissen intellektuellen Szene wird das nicht goutiert.“ Trotzdem: Schon früh interessierte er sich „für das, was sich bei den Festspielen tut“, freundete sich mit den Künstlern an, die in seiner nahen Galerie Geburtstage und Premieren feierten. Inzwischen ist das Angebot längst kommerziell geworden, auch Firmen laden hier „privat“ zum Champagnerempfang vor der Vorstellung. Seine Galerie, sagt er, sei wie eine Bühne, „oder wie das Wohnzimmer der Festspiele: Die Stars kommen, spielen am Piano, singen, tanzen, lachen.“ Selbst einen eigenen Koch hat Budja engagiert.

Doch das Engagement zehre: Salzburg sei „anstrengend und kräfteraubend“, 15 große Veranstaltungen sind in eineinhalb Monaten in seiner Galerie geplant, mit manchmal nur zwei, drei Stunden Schlaf gehe das an die Substanz. „Ich bin gern da, aber natürlich kommt immer wieder die Frage: Soll man es weiterführen?“ Kontinuität sei ihm immer wichtig gewesen, „aber man muss auch wissen, wann man stoppt. Ich denke ans Kürzertreten. Ich sehe gern meine Familie jeden Tag.“ Schon jetzt betreibe er Salzburg „eher als Hobby. Ich würde es wahnsinnig vermissen. Aber nach 25 Jahren geleisteter Arbeit hat man sich Ruhe verdient.“

Zur Person

Rudolf Budja (45) gründete vor 25 Jahren in Graz seine erste Galerie, später weitere in Salzburg, Wien (heute als Loft für Private Viewings) und Miami, wo er lebt.

Er sammelt selbst Kunst (Pop-Art, Erwin Wurm), Oldtimer (Wie viele? „Schon viele“), archiviert die Fotos von Prinzessin Sayn-Wittgenstein und interessiert sich sehr für Akupunktur. Budja ist verheiratet und hat zwei kleine Töchter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2013)

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