Gratulieren Ropac zu 30 Jahren: Ofczarek und ein Schneidbrett

Gratulieren Ropac
Gratulieren Ropac (c) APA (HANS KLAUS TECHT)
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Thaddaeus Ropac feiert 30-Jahr-Jubiläum als Galerist. Sein größtes Geschenk bekommt er noch: eine Wortskulptur von Erwin Wurm.

Thaddaeus Ropac hat recht. In Österreich sitzt er in der Klischeefalle. Der mächtigste Galerist des deutschsprachigen Raums, der eher zufällig auch in Salzburg sitzt, kommt in Österreichs Medien praktisch nur einmal im Jahr vor. Und zwar, wenn er mit Bianca Jagger oder Marie Colbin am Arm ins Große Festspielhaus schreitet. Er habe sich damit abgefunden, dass man ihn so sehen wolle, sagt er, vor allem von Wien aus.

Was der 53-Jährige in den vergangenen 30 Jahren mit exzeptioneller Professionalität und Disziplin aufgebaut hat, verschwindet in seiner Heimat völlig hinter dieser Festspiel-Fassade. Dabei dürften wir uns mit Ropac eines des international einflussreichsten Galeristen für zeitgenössische Kunst rühmen, der u. a. Anselm Kiefer, Georg Baselitz, Antony Gormley, Gilbert & George vertritt. Vorigen Winter kulminierte eine Art Showdown zwischen ihm und dem imagemäßig ein wenig ins Trudeln geratenen amerikanischen Supersize-Galeristen Lary Gagosian in einer nahezu absurden Parallelaktion: Beide Galeristen eröffneten fast gleichzeitig riesige Ausstellungshallen in Pariser Außenbezirken – beide mit Anselm Kiefer.

Seit 1990 liegt das Hauptgeschäft von Ropac in Paris. Aber auch seinen vor 30 Jahren eröffneten Salzburger Standort in der Villa Kast am Mirabellplatz hat er 2010 um eine Halle für Außerformatiges ergänzt. In dieser wird Donnerstagabend auch etwas stattfinden, was Ropac „erst begreifen kann, wenn es wirklich über die Bühne geht“: ein tiradenhafter Text von Erwin Wurm, von einem Staraufgebot aus dem Burgtheater in eine einstündige „Wortskulptur“ verwandelt. Die Dramaturgie hat Burg-Direktor Matthias Hartmann persönlich übernommen, es sprechen laut Einladung „ein Messer, ein Schneidbrett, eine Einkaufstasche, Oliver Masucci, Nicholas Ofczarek, High Heels und andere“. „Ich hätte mir das vor sechs Monaten, als wir erstmals darüber redeten, nicht erträumen können“, schwärmt Ropac, der keine der vielen Proben bisher verpasst hat.

Bei denen ihm wohl nicht entgangen sein wird, dass Wurm auch eine immer protziger werdende Kunstsammlerschaft anprangert, namentlich den Oligarchen Roman Abramowitsch. Natürlich ebenfalls ein Kunde von Ropac. „Wurm macht eben, was er will“, kommentiert dieser locker. Wobei er Abramowitsch, dessen Großjachtgehabe heuer auch auf der Biennale Venedig im englischen Pavillon schon heftig unter Beschuss geriet, in Schutz nehmen möchte. „Wurm hat den Namen genommen, den man am besten kennt, aber es gäbe viel bessere Beispiele. Abramowitsch nimmt sein Kunstengagement sehr ernst und ist gut beraten.“

Mit der Biennale Venedig haben die Salzburger Festspiele den permanenten Verdacht vom Oberflächenglamour gemein, der aus der Reibung entsteht, wenn die „große Welt“ in eine Kleinstadt einfällt. Und es stimmt, in Salzburg fänden „Provinzpossen“ statt, die Wiederholung der Wiederholung, sagt Ropac. Die Politiker hätten den Künstlern eben nie das Wasser reichen können. Das künstlerische Ergebnis wiege die „entsetzlichen Peinlichkeiten“ allerdings wieder auf. Eher ärgere ihn, dass die Wiener Medien immer in dieselbe Kerbe schlagen müssen.

Ropacs internationale Kunden beeindruckt das sowieso nicht. Ebenso wenig wie ihn die Kritik, dass das Museum der Moderne am Mönchsberg manchmal wie eine erweiterte Galerienzone wirke: So wird dort diesen Sommer Malerei von Ropac-Künstler Hubert Scheibl gezeigt. „Ich freue mich, wenn unsere Künstler Beachtung finden“, meint Ropac darauf nur.

Mitunter finden in seiner Galerie aber auch die musealeren Ausstellungen statt, etwa zu seinem 20-Jahr-Jubiläum, als er das „Schwarze Quadrat“ von Malewitsch zeigen konnte – „es hat dafür erstmals die Eremitage verlassen“, ist Ropac noch heute stolz. Eine derartige Hitparade könne und wolle er diesmal nicht wiederholen. Trotzdem wird ordentlich gefeiert, was der gebürtige Klagenfurter, der mit Englischnachhilfestunden seinen ersten Minikunstraum finanziert hat, in 30 Jahren erreicht hat. Teil eins ist die Wurm-Wortskulptur, Teil zwei eine Ausstellung von Werken über 60 Künstler, die er über die Jahre verkauft – Ropac sagt dazu „platziert“ – hat. Und die er als Leihgaben für einen Sommer wieder zurückholt.

Teil drei wird Ende August eine Mapplethorpe-Ausstellung sein, kuratiert von Schauspielstar Isabelle Huppert. Womit wir wieder beim Glamour wären. Genau dieser hat die Kunst aber auch dorthin gebracht, wo sie heute ist: „Mitten im Leben“, sagt Ropac. Und wieder hat er recht.

Auf einen Blick

Wortskulptur von Erwin Wurm, „Das Kleine im Großen, das Große im Großen, das Große im Kleinen und das Kleine im Kleinen“, 27., 28. Juli, je 19 h, Halle der Galerie Ropac, office@ropac.at

Ausstellung 30 Jahre, ab 25. Juli in der Villa Kast, Mirabellplatz, und der Halle

Robert Mapplethorpe, Kuratorin: Isabelle Huppert, ab 31. 8., Villa Kast

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2013)

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