Laptops im Salzlager: Auf dem Spielplatz für neue Ideen

Laptops Salzlager
Laptops Salzlager (C) Rubra - Ars Electronica
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Er ruft, und immer mehr „Smiths“ folgen ihm: Rüdiger Wassibauer organisiert auch heuer die Schmiede, ein Festival für Medienkultur.

Er ist weder Musiker noch Maler noch Videokünstler: Und doch versteht Rüdiger Wassibauer ganz genau, was junge, kreative Menschen im digitalen Zeitalter brauchen, um aus Ideen richtige Projekte werden zu lassen. Der 36-jährige Salzburger stellt heuer zum elften Mal mit der Schmiede in Hallein Künstlern, Musikern, Computerfreaks und Elektronikexperten eine Plattform zum gemeinsamen Tun zur Verfügung. „Mich interessiert die Gruppendynamik“, erzählt der Organisator des Festivals, das sich in der internationalen Szene einen Namen gemacht hat.

Heuer kommen rund 300 Smiths – so heißen die Teilnehmer der Schmiede – aus 20 Nationen. Gestartet wurde 2003 mit rund 75 Smiths, die stark von der Clubkultur mit Musik und Videokunst geprägt waren. Heute ist das Festival wesentlich breiter aufgestellt.

Entstanden ist die Schmiede vor elf Jahren aus einem Gefühl des Mangels. Rüdiger Wassibauer hatte in Virginia Finanzwissenschaften studiert, sein Bruder Philipp Computerwissenschaften in Washington. Als sie nach Salzburg zurückkehrten, vermissten sie schmerzlich eine Plattform, bei der junge Kreative gemeinsam Dinge ausprobieren können. „In Österreich gibt es diese Felder nicht einmal wirklich an den Universitäten“, stellte Wassibauer fest: „Doch ich wollte nicht raunzen, sondern etwas tun.“ Die Brüder stellten gemeinsam mit Paul Estrela ihr eigenes Festival auf die Bühne. „Wir verstehen uns als Spielwiese für kreatives Multimedia-Arbeiten“, sagt Wassibauer. Spielplatz für Ideen nennt er die Schmiede gern.

Nicht nur die Herangehensweise – alle Smiths sind Lehrer und Schüler zugleich, profitieren vom Wissen des anderen und sehen sich nicht als Konkurrenz – ist ungewöhnlich für so ein Festival. Auch der Ort hat eine eigene Faszination: Das ehemalige Salzlager der Alten Saline auf der Halleiner Pernerinsel ist ein riesiger Raum mit frei liegenden Balken, Holzböden und Ziegelwänden, denen man die wechselvolle Geschichte des Salzbergbaus in Hallein ansieht. Auf Tapeziertischen richten die Smiths während der zehn Festivaltage Laptop an Laptop ihren Arbeitsplatz ein, es wird gemeinsam gearbeitet, gegessen und gefeiert. „Viele sitzen normalerweise daheim an ihrem Rechner und arbeiten vor sich hin“, erzählt der Festivalorganisator: „Bei uns merken sie, dass sie nicht allein sind.“


Die Schmiede ist ein guter Boden für Start-ups. Als Vorzeigeprojekt gilt just jenes von Mitbegründer Philipp Wassibauer. Mit zwei holländischen Brüdern, die er in Hallein kennengelernt hatte, startete er vor drei Jahren die Internetplattform Gidsy. Die Idee fand Investoren, unter anderem steckte Hollywoodstar Ashton Kutcher viel Geld in das Start-up, das Angebot und Nachfrage bei Freizeittouren zusammenbringt. Mittlerweile haben die drei ihr Unternehmen verkauft.

Eine andere Erfolgsgeschichte ist die Formation H3 mit ihrer „Ciference-Symphony“. Die Musiker Christian Schratt und Martina Stock lernten sich bei der Schmiede kennen, „haben gerade eine Österreich-Tour hinter sich und sind für eine große China-Tour gebucht“, erzählt Wassibauer, der abseits der Schmiede gern in der Natur ist. Snowboarden, Schwammerlnsuchen und Fischen sind seine Hobbys. Er lebt mit Frau und zwei kleinen Kindern in einem Haus in der Nähe von Hallein mitten im Wald am Berg. Mit der Schmiede holt er sich einmal im Jahr urbaneres Flair vor die Haustür.

Auf einen Blick

Die Schmiede 13 in der Alten Saline in Hallein steht unter dem Motto „Return“. Das Multimediafestival läuft von 19.bis 29.September. Es gibt zahlreiche öffentlich zugängliche Veranstaltungen und Präsentationen. Die Werkschau der entstandenen Projekte findet am 28.September um 19h auf der Pernerinsel in Hallein statt.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.schmiede.ca

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2013)

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