Über Watschen und Starruhm: Der Austrofred als Literat

„Österreichs letzter Rockstar“, wie sich Austrofred sieht, will auch die Literatur retten.
„Österreichs letzter Rockstar“, wie sich Austrofred sieht, will auch die Literatur retten.(c) Czernin Verlag
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Franz Adrian Wenzls Debütroman als Austrofred: Brachial lustig über Starruhm zwischen Bosporus und Hausruck. Und über Mirjam Weichselbraun.

Er ist ein schlanker, dunkelhaariger Mann. Dynamisch, gut aussehend, jung oder zumindest in den besten Jahren. Weltgewandte Hüften, Ziel der Projektionen, der Wünsche, der Sehnsüchte des Publikums, gelenkig wie ein Fakir – nicht weniger als der Champ, also Österreichs letzter Rockstar von Weltformat. Wie spricht man jemanden an, der sich selbst so beschreibt?

„Normalerweise Herr Austrofred. Oder Fred“, sagt er beim Interview im Büro seiner Wiener PR-Agentur, zu dem er in seinen alten Turnpatschen, in Seidenhose, hautengem Trikot-Leiberl, der gelben Uniformjacke und natürlich dem markanten Schnauzer – ein bisschen sieht man die Spuren vom Kleber – gekommen ist.

Denn Austrofred hat einen Roman geschrieben. Ein Buch über Starruhm in Istanbul, eine wilde Fahrt vom Bosporus in den Hausruck, über einen Quasi-Rachefeldzug gegen Musikkritiker, über amouröse Abenteuer mit Mirjam Weichselbraun. Brachial, aber unglaublich lustig. Und schließlich soll der Roman „Hard on“ (das, erklärt er, sei für ihn so viel wie ein zweites „Rock on!“, also „Gib Gas!“, „Gib niemals auf!“, nur härter) nicht weniger als Österreichs Literatur retten. Und, er sieht sich damit in der Tradition von „Rock-Literaten“ wie Udo Jürgens. Oder in der Tradition des Franz Werfels, des Michael Köhlmeiers.

Rockstars, die sich aufs Schreiben verlegen – auch eine Alterserscheinung? „Teilweise“, sagt er. Zum einen habe er viel Wissen gesammelt („so a klana Kopf, aber so vü Wissen drin“, sagt er). Und, er brauche heute mehr Regenerationszeit nach den Shows, und in diesen Tagen lasse sich gut schreiben. „I bin ja schon an den 40 vorbei“, sagt er. Geboren wurde der Austrofred schließlich 1970 in Steyr. Er wird Speditionskaufmann, steht mit 17 als Sänger einer Unterhaltungsband auf den Bühnen von Hochzeiten und Feuerwehrfesten bis mit seinen Queen-Hits „aufgepimpt auf Österreichisch“, also versetzt mit Austropop-Texten, der Durchbruch („schreib: der durchschlagende Knaller“, trägt er beim Interview auf) gelingt.

Das ist die eine Version, in der anderen wurde er 1976 als Franz Adrian Wenzl geboren, der Rest, sagt er „is eh fast gleich“: Wächst ebenfalls nahe Steyr auf, gründet als Teenie eine Rockband, zieht nach Wien, arbeitet als Sozialarbeiter, studiert Anglistik und Publizistik, tritt 2001 zum ersten Mal als „Austrofred“ auf, interpretiert Queen-Hits mit wilden österreichischen Texten, publiziert Tagebücher und Fitness-Videos, eine Figur, irgendwo zwischen Kabarett, Trash und großer Kunst.

„Er gilt als letzter großer Medienkünstler Österreichs“, steht im Klappentext über Austrofred. Und mit großem Medienkünstler liegt man auch bei Franz Adrian Wenzl nicht falsch: Autor, Schauspieler, Komponist, Sänger – zuletzt tourte er mit seiner Band Kreisky durch Deutschland und übte auch da – ohne Schnauzbart und in Jeans – auf der Bühne die große Geste.

Abseits davon hat Wenzl mit diesen Gesten und den großen Sprüchen des Austrofred nicht viel gemein. „Jetzt muss i einmal normal reden“, sagt er nach dem Interview, bleibt aber in seinem unverkennbaren breiten Oberösterreichisch, plaudert vom Aus-der-Rolle-Fallen, vom Sau-Rauslassen auf der Bühne, über Distanz zum Publikum als „Fred“, über das – selbst für ihn – eigenartige Gefühl, bei Interviews ohne volles Kostüm im Kaffeehaus bei Interviews den Austrofred zu geben.

Der Roman

„Hard on“ von Austrofred (152 Seiten, 16,90 Euro) ist im Czernin Verlag erschienen und wird am 18. Oktober im Wiener Rabenhof präsentiert. Alle Termine der Lese-Shows gibt es unter austrofred.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2013)

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