Michael Douglas: "Gott ist gut. Let's go!"

Michael Douglas
Michael Douglas(c) EPA (CANNES FILM FESTIVAL)
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Warum junge Frauen das beste Rezept gegen das Älterwerden sind und es ihm nichts ausmacht, andere Männer zu küssen, verrät Schauspieler Michael Douglas im "Presse"-Interview.

Es ist eines der großen Comebacks des Jahres: Nach seinem erfolgreichen Kampf gegen den Krebs spielt Michael Douglas eine der schwierigsten Rollen seines Lebens – den schwulen Entertainer Liberace, der letztlich auf der Suche nach der großen Liebe ist. Ein Emmy ist dafür die Belohnung. Ein wenig zerbrechlich wirkt der 69-Jährige beim Interview schon noch, aber gleichzeitig strahlt er enorme Energie aus.

Als Sie mit „Behind the Candelabra“ in Cannes Premiere feierten, wurden Sie sehr emotional...

Michael Douglas: Selbstverständlich. Ich war Regisseur Steven Soderbergh und Produzent Jerry Weintraub so dankbar. Sie warteten mit dem Projekt auf mich, bis ich wieder voll und ganz gesund war. Diese zwei, drei Jahre, in denen ich nicht arbeitete, waren extrem schwer für mich. Ich wusste schon gar nicht mehr, ob ich überhaupt noch eine Karriere hatte. Und mit dem Film hatte ich eine Perspektive, auf die ich mich konzentrieren konnte. Das war das Licht am Ende des Tunnels.

Hatten Sie Angst, Sie würden nie wieder arbeiten?

Sicher konnte ich mir nicht sein. Erst nachdem die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass ich völlig vom Krebs befreit war, fühlte ich mich wieder besser. Aber nach meiner Therapie musste ich praktisch wieder bei null anfangen. Ich war völlig ausgemergelt.

Und dann nahmen Sie sich gleich eine der schwierigsten Rollen Ihrer Karriere vor ...

Ich hatte durchaus Ängste und Sorgen, weil ich nicht versagen wollte. Ich hatte auch noch nie eine Figur mit Perücken und Maskenapplikationen gespielt. Und ich musste erst mal einen Weg finden, Liberace darzustellen. Er war viel größer und muskulöser als ich. Ich konnte also nicht einfach versuchen, ihn nachzuahmen. Zumal das Publikum in den USA eben wusste, wie er aussah. Das hätte in einer Karikatur geendet. Aber ich hatte eben Zeit, um mich vorzubereiten.

Außerdem durften Sie mit Matt Damon knutschen. Hatten Sie ein Problem damit?

Ich nicht. Zugegeben, früher hätte ich so etwas vielleicht nicht gemacht. Aber so spät in meiner Karriere kann mir das nichts mehr anhaben. Bei Matt ist das was anderes. Ich sagte ihm: „Du bist ganz schön tapfer, mein Junge.“ Grundsätzlich ist mir eine Rolle sowieso gleich. Wenn ich was angeboten bekomme, dann schließe ich die Augen und frage mich: „Wird das ein guter Film?“ Und wenn ich davon überzeugt bin, dass so etwas dabei herauskommt, dann bin ich mit von der Partie.

Sie hatten schon vor Ihrer Krankheit Ihre schauspielerischen Einsätze zurückgefahren. Hatten Sie die Lust an dem Beruf verloren?

Ich war nur ein wenig weggedriftet. Nach meiner Ehe hatten sich meine Prioriäten geändert. Meine Frau Catherine Zeta-Jones ist ja 25 Jahre jünger als ich, da ließ ich ihr beruflich den Vortritt. Früher hieß es bei mir Karriere – Kinder – Frau, daraus wurde: Frau – Kinder – Karriere. Und wenn du in meinem Alter noch Kinder haben kannst, dann sollest du dir besser Zeit für sie nehmen.

Wobei Sie aber nunmehr getrennt leben.

Es ist nur eine Pause. Sie werden sicher verstehen, warum ich auf einen positiven Ausgang hoffe. Als ich Catherine heiratete, war das ein Glücksgriff. Sie ist eine großartige Ehefrau und Mutter. Und sie hält mich jung. Eine jüngere Frau zu heiraten, ist das beste Rezept gegen das Älterwerden.

Beruflich treten Sie jetzt nicht mehr kürzer?

Nein, ich spüre jetzt eine neue Energie in mir, die ich nutzen möchte. Gott ist gut, let's go! Deshalb habe ich gleich vier Filme hintereinander gedreht.

Haben diese Erfahrungen Ihre Lebenseinstellung verändert?

Natürlich, das lässt sich gar nicht vermeiden. Wenn du dir bewusst wirst, dass deine Zeit auf dieser Erde begrenzt ist, weißt du die schönen Dinge mehr zu schätzen. Ich fühle mich jetzt insgesamt sehr wohl in meiner Haut, will nichts auf Teufel komm raus machen. Wenn dir so etwas passiert, gibst du auf deine Gesundheit noch mehr acht.

Ihr Vater ist inzwischen 96. Glauben Sie, dass Sie es auch so weit schaffen?

Warum nicht? Die Langlebigkeit steckt offenbar in den Genen. Also denke ich, dass ich das gleiche Glück haben könnte wie er.

Steckbrief

Michael Douglas (geb. 1944) ist Schauspieler und Filmproduzent. Für seine Hauptrolle in dem Film „Wall Street“ erhielt er 1988 den Oscar. 2010 wurde bekannt, dass Douglas an Krebs erkrankt war. In seinem neuesten Film „Behind the Candelabra“ ist er ab 18. Oktober auch in Österreich zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2013)

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