Susie Bick und der Zufall: Nick Caves Frau in Wien

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Susie Bick, Gesandte der Model-Aristokratie, nebenher Frau von Nick Cave, besuchte Wien anlässlich des 13. Festivals For Fashion And Photography.

Ihr Leben birgt so viele Zufälle, dass man glauben könnte, sie bastle bewusst am eigenen Mythos. Doch es stimmt tatsächlich, dass sie ihren Ehemann, den düsteren Popstar Nick Cave, im Londoner Naturhistorischen Museum kennenlernte. Nach dem ersten Blickkontakt war noch nichts, beim zweiten Mal dann alles.

Früh schon liebte Susie Bick gefährliche Wesen. Die Hyänen etwa, die jede Nacht im Garten der Botschaftsresidenz in Malawi herumstrichen, in der sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder lebte. Afrika, das waren gewaltige Gewitter, gefährliche Tiere, aber auch Abgesandte einer ruhigeren Welt, ihre aus England mitgebrachten Haustiere: ein Hase und ein Beagle. Sie war eine höhere Tochter, der man ihr Talent für die späteren textilfreien Auftritte keinesfalls anmerken konnte.

Gemeinsam mit Carla Bruni stöckelte sie fast nackt über die Laufstege, für Regisseure wie Robert Altman und John Maybury zog sie ebenfalls blank. Woher rührt diese Freizügigkeit? Bick schlägt sittsam ihre schlanken Beine übereinander und beharrt darauf, im Grunde schüchtern zu sein. „Ich weiß selbst nicht, wie das immer herging. Aber man musste mich schon dazu überreden, die Hüllen fallen zu lassen.“

Das letzte Mal nackt

Zuletzt war sie nackt auf dem Cover von Nick Caves Album „Push The Sky Away“ zu sehen. Wie das kam? „Die Fotografin Dominique Issermann, eine uralte Freundin von mir, war bei uns zu Hause. Wir machten ein Shooting für eine Pariser Magazin. Nick schlurfte gerade vorbei und sie hatte den Einfall, ein paar Bilder von ihm zu machen. Dafür postierte sie ihn am Fenster unseres Schlafzimmers. Ich wollte nur kurz vorbeihuschen, um mir was zum Anziehen zu holen. Da drückte sie auf ihrer iPhone-Kamera ab. Es sollte nur ein Probefoto sein.“ Was den Popmusikkonsumenten so gut gefiel, stieß in anderen Räumlichkeiten der Cave'schen Villa auf erbitterten Widerstand. Die Söhne rebellierten gegen eine nackte, öffentliche Mutter. „Sie haben recht. Das war das letzte Mal“, verspricht sie.

Susie Bick und die Popmusik, das war halt immer schon eine gute Kombination. Wie Kate Moss ziert auch sie ein Cover von Bryan Ferry, jenes der „Best-of“-Kompilation. Nicht zufällig versteht sich Bick sehr gut mit Moss, die das Musentum ja von jeher notorisch betrieben hat. Mode und Popmusik haben sich eben immer schon wechselseitig befruchtet. Deshalb beweist Bick auch Überblick, was das Wechselspiel zwischen Undergroundlook und Prêt-à-porter anlangt. „Von den Fünfziger- bis zu den Achtzigerjahren gab es Subkulturen, die eine klar umrissene Ästhetik hatten. Das ist heute nicht mehr so. In unserer Zeit ist einfach alles möglich. Das Aufregende heute kann dieser Tage vor allem ein bizarrer Mix von Elementen sein. Die Freiheit, sich ausdrücken, wie man will, gehört zu den unverrückbaren Errungenschaften unserer Gesellschaft.“

Ihre Arbeiten mit Vivienne Westwood, die die Bondage Trousers der Punks in der Modewelt etablierte, zählen für sie zu den Highlights ihrer Karriere. Getroffen haben sie sich – wie könnte es anders sein – aus Zufall in Paris. „Es war in dieser Riesenbrasserie La Coupole. Ich malte mir gerade meine Lippen hinter meinem Taschenspiegel rot an. Das gefiel ihr irgendwie und sie sprach mich an. Das war der Beginn unserer Freundschaft.“ Was ist Westwoods Geheimnis? „Es ist ein wirklich rätselhaftes Changieren zwischen Improvisation und geheimen Plan. Vivienne weiß viel über Philosophie und Geschichte. Das lässt sie beiläufig in ihre Arbeit einfließen. Sie hat etwas Lehrerinnenhaftes. Das mochte ich immer.“

Bick hat sich längst aus dem Modelbusiness zurückgezogen. Gern träumt sie noch von ihren großen Momenten. Etwa dem On-Stage-Kiss mit Sarah Stockbridge, elf Jahre bevor Madonna so etwas wagte. Heute nimmt Bick nur wenige Termine wahr. Zuweilen kann es einsam werden, wenn ihr Mann auf Tour ist. Dann zieht sie oft seine abgelegten Anzüge an. „Then I feel closer to him“, flüstert sie selig.

INFO

Das 13. Festival For Fashion und Photography wird morgen, Dienstag, um 18 Uhr im Wiener MAK mit der Präsentation der neuen Kollektion von „Natures of Conflict“ eröffnet. Im Rahmen des Festivals diskutieren bei den „Fashion Talks (Mi, 16 Uhr) u. a. Christoph Thun-Hohenstein, Lidewij Edelkoort und Karen Van Godtsenhoven über „Staging Fashion“. Daniel Kalt („Die Presse“-Schaufenster“) moderiert. Am Donnerstag werden die Austria Fashion Awards vergeben.

www.13festival.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2013)

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