Säureattentat: Sechs Jahre Lagerhaft für Bolschoi-Tänzer

Dmitritschenko,  Bolschoi-Theater
Dmitritschenko, Bolschoi-Theater(c) EPA (MAXIM SHIPENKOV)
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Ballettchef Filin sollte „Abreibung“ erhalten. Dmitritschenko wurde schuldig gesprochen, Kollegen zu dem Attentat auf den künstlerischen Direktor des Moskauer Bolschoi-Theaters angestiftet zu haben.

Moskau. Elf Monate nach dem Säureanschlag auf den Ballettchef des Moskauer Bolschoi-Theaters hat ein Gericht den Tänzer Pawel Dmitritschenko zu sechs Jahren Straflager verurteilt. Eine Richterin sprach den 29-Jährigen am Dienstag schuldig, das Attentat auf Sergej Filin (43) organisiert zu haben. Den Solotänzer hatte der Führungsstil seines Chefs gestört.

Ein gedungener Attentäter hat Filin im Jänner 2013 eine Ladung Schwefelsäure ins Gesicht geschüttet, dieser Mann muss zehn Jahre in ein Straflager, ein Komplize erhielt vier Jahre. Die Richterin folgte den Behauptungen der Angeklagten, dass es Dmitritschenko eigentlich darum gegangen sei, seinem Chef eine „Lehre zu erteilen“. Der Tänzer habe aber nicht geahnt, zu welchem Mittel der unmittelbare Täter am Ende greifen werde.

Der Streit zwischen Tänzer und Ballettchef drehte sich gemäß Beweisaufnahme auch um den Kampf um Bühnenrollen. Am Bolschoi bestimmt Filin, wer aus der mit 220 Tänzern größten Balletttruppe der Welt in welchem Stück tanzt. Der Konkurrenzkampf ist enorm.

Für den Auftrag hat Dmitritschenko laut Urteil umgerechnet rund 1100 Euro gezahlt. Er wurde auch zu rund 78.000 Euro Schmerzengeld und Schadenersatz verurteilt.

Ballettchef Sergej Filin wird seither an einer deutschen Augenklinik behandelt, es sollen schon mehr als 20 Operationen gewesen sein. Trotz seiner nunmehrigen Sehbehinderung hat Filin, der inzwischen einen Leibwächter hat, stets betont, am Theater bleiben zu wollen. Sein Vertrag dort läuft noch bis März 2016. (dpa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2013)

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