Backstube statt Bergbau: Eine Griechin und ihr Café

(c) REUTERS (KEVIN LAMARQUE)
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Eine junge, griechische Bergbauingenieurin hat in Wien Mariahilf eine kleines Café mit (veganen) Cupcakes-Verkauf eröffnet.

Athina Zoi ist eigentlich diplomierte Bergbauingenieurin – und an einer Kunstuniversität ausgebildete Bildhauerin. Beide Studien hat die gebürtige Griechin in Athen abgeschlossen. Vor zwei Jahren verschlug sie es aber nach Wien – um hier Architektur an der TU zu studieren. „Ich hatte den Plan wegzugehen schon bevor die Krise begonnen hat. Ich war vor acht Jahren schon einmal in Wien, für ein Erasmus-Studium“, sagt die 28-Jährige, die heute in ihrem eigenen Café, dem Brass Monkey, in der Gumpendorfer Straße sitzt. „Backen war schon immer meine Leidenschaft“, sagt sie. Und: „So etwas wollte ich schon immer einmal machen.“

Also machte sie. Seit zwei Jahren lebt sie in dem Grätzel auf der Gumpendorfer Straße, Höhe etwa Otto-Bauer-Gasse. Vor ein paar Monaten wurde ein kleines, nettes Lokal frei, indem sich zuvor schon ein Geschenkeshop und ein Fotostudio befunden haben. Zoi hat das Lokal übernommen und so eingerichtet, wie es ihr gefällt – und dabei Geschmack bewiesen. Von der Decke baumelt eine hübsche, minimalistische Konstruktion aus Glühbirnen, die Kuchenvitrine wurde mit Fliesen aus Marokko verziert, in der Mitte des Raumes steht ein großer Holztisch und auf der Kaffeebar thront das, was – neben den Torten, Cupcakes und Keksen – das Herz ihres Geschäftes ist: eine La-marzocco–Kaffeemaschine. „Manche Leute kommen herein und sagen, sie haben die Maschine gesehen und müssen deshalb den Kaffee kosten.“

Veganer Montag

Der kommt übrigens von der griechischen Rösterei Taf. Und um den Kaffee kümmert sich mittlerweile ihr Bruder, Spiros Zoi. „Wir haben den besten Kaffee, die beste Maschine und die Mühle ist auch in Ordnung“, sagt der 30-jährige Grieche. Beide haben sich übrigens von den international tätigen Baristas Stefanos Domatiotis (der sechsfache Greek Barista Champion ist mittlerweile in New York tätig) und Chris Loukakis ausbilden lassen.

Für das Backen ist die Inhaberin selbst zuständig. Jeden Tag in der Früh, teils ab 5.30 Uhr, bäckt sie die kleinen Kuchen vor Ort. Zur Auswahl stehen derzeit etwa Cupcakes der Sorten Kokos, Nutella-Heidelbeere, Vanille-Zimt oder Schoko-Matcha. „Ich mach nicht so viel, ich will, dass die Sachen frisch sind, wenn etwas aus ist, backe ich eben noch einmal“, sagt Zoi. Jeweils zwei Cupcakes sind immer vegan. Den Montag hat sie gleich zum veganen Tag ausgerufen, an dem ausschließlich mit pflanzlichen Produkten gebacken wird. In Zukunft will Zoi auch Frühstück anbieten – „wir arbeiten gerade an Sandwiches“ –, im Sommer auch Eis des kleinen Eissalons Veganista. „Wir wollen keine großen Ketten, sondern lieber Produkte von Leuten aus der Umgebung“, sagt Spiros Zoi.

Generell dürfte im Brass Monkey die Nachbarschaftshilfe gut funktionieren. „Wir unterstützen einander, das ist das Wichtigste und es wird immer mehr“, so Athina Zoi. Zu „wir“ zählt sie etwa das Blumengeschäft Calla vis-à-vis, von dem sie auch den Blumenschmuck bezieht, oder das Restaurant Finkh in der Esterhazygasse und die ebenfalls dort angesiedelte Hafenkneipe. „Am Eck soll ein Mexikaner aufsperren und auch der Co Space von Georg Demmer zieht bald her“, sagt die Bergbauingenieurin, die sich in ihrem Grätzel sichtlich wohl fühlt.

Anders als – zumindest derzeit – in Athen. Dort sei die Stimmung nämlich „nicht gut bis schlecht“. „Viele sind enttäuscht, es gibt keine Jobs, aber viele Arbeitgeber, die die Leute ausnutzen. Es stimmt auch nicht, dass die Jungen nicht arbeiten wollen, aber 40 Stunden um 300 Euro, das geht nicht“, sagt die junge Kaffeehausbesitzerin, die froh ist, dass ihr Bruder nachgekommen ist und sie nun unterstützt. „Familienbetriebe sind die besten.“

Ihre technische und künstlerische Ausbildung will sie trotz des kleines Cafés aber nicht vernachlässigen. „Ich will beides machen, ich bin eine leidenschaftliche Bäckerin, aber ich brauche auch das Kreative.“ Offenbar nicht nur in der Backstube.

ZUR PERSON

Athina Zoi. Die gebürtige Griechin hat in Athen Bergbau und Bildhauerei studiert. Seit zwei Jahren lebt die 28-Jährige in Wien und studiert an der Technischen Universität Architektur. Vor ein paar Monaten hat sie auf der Gumpendorfer Straße 71 ein kleines Kaffeehaus, das Brass Monkey, eröffnet (Mo bis Fr 7.30 bis 19.30 Uhr, Sa 10 bis 19 Uhr, So 11 bis 19 Uhr). Dort bietet sie neben Kaffee aus Griechenland Torten, Cupcakes, Kuchen und Kekse an. Mittlerweile wird sie von ihrem Bruder Spiros Zoi unterstützt. Die beiden haben bei griechischen Baristas gelernt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2013)

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