Wiens Burlesque-Managerin „Wir gehen Richtung Cabaret“

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Antonia Gruber lädt mit ihrem „Cirque Rouge“ zum vierten Mal zum Maskenball. Daneben verkauft sie inzwischen in ihrem Goldstück Fifties-Mode.

Es ist eine dieser Geschichten, die man gern mit „Eigentlich...“ beginnt. Eigentlich also wäre Antonia Gruber jetzt vermutlich als Menschenrechtsexpertin mit einer internationalen Organisation in Afrika – wenn die Dinge so gelaufen wären, wie sie es geplant hat. Studiert hatte sie Politik, mit Spezialisierung auf Menschenrechte, Friedens- und Konfliktforschung. Dann, während der „leidigen Diplomarbeit“, kamen ein paar Dinge dazwischen, die in Summe dafür sorgten, dass sie jetzt an keinem Krisenherd sitzt, sondern mit einer Freundin selbst entworfene Fifties-Mode im Goldstück in der Neustiftgasse verkauft – und für ihre Burlesque-Nights 2013 mit einem Preis der Wirtschaftskammer für „Kultur und Erlebnis“ ausgezeichnet wurde.

Denn ja, Burlesque gibt es immer noch. In den Neunzigern hatte das internationale Revival begonnen, 2011 spülten dann Filme wie der gleichnamige Hollywoodblockbuster mit Cher und Christina Aguilera jede Menge Neugierige in Grubers Cirque Rouge, den sie im Jahr davor in den Roten Bar ins Leben gerufen hatte. „Kurze Zeit war es bummvoll“, erinnert sich die 31-Jährige. „Dabei ist der Film eher ein Nachteil für uns gewesen. Viele haben gedacht, das ist Burlesque – dabei waren es eher Musikvideochoreografien in kurzen Kostümchen.“ Ihr eigenes Interesse am Genre kam mit ein paar Semestern Internationale Entwicklung. „Weil ich da auch Gender-Seminare hatte und angefangen habe, mich mit Frauenbildern zu beschäftigen. So bin ich auf Dita von Teese gekommen.“

Gastspiele in Istanbul

Dass sie ihre eigene Show ins Leben rief, hatte mit der inzwischen zu Grabe getragenen Formation Tanz Baby! zu tun. Während der Diplomarbeit begann sie, in einer Bookingagentur zu arbeiten, später übernahm sie Booking und Management für Tanz Baby!. Für ein Konzert in der Roten Bar im Volkstheater schlug Sänger David Kleinl vor, doch ihren Traum einer Burlesque-Show umzusetzen. „Das Tanz-Baby!-Konzert war also auch der erste Cirque Rouge.“ Heute hat ihre Reihe unter Tänzern international den Ruf als „schönstes Event“, im Vorjahr war sie mit ihren Tänzerinnen fünfmal in Istanbul zu Gast. Mit Tänzerin und bester Freundin, Kathrin Pfeiffer, war sie daneben in China, um eine Revue auszuarbeiten. Den Cirque Rouge richtet sie nun zunehmend anders aus: „Mehr Zirkusleute zum Beispiel. Auch die Künstlerinnen haben neue Zugänge, damit man nicht fünfmal Federfächer sieht. Ich gehe mehr in Richtung Cabaret, als das der Cirque Rouge ja gedacht war.“ Selbst das Volkstheater, sagt sie, „weiß mittlerweile, wer wir sind“. Nächsten Samstag, am 18.Jänner, lädt sie nun schon zum vierten Mal zum Maskenball. Der (seit 2013 verpflichtende) Dresscode ist wie immer „Kleidung der Zwanziger bis Fünfziger“, im speziellen Fall Abendkleidung mit Maske.

Da Kleidung im Stil dieser Epochen schwer zu kriegen ist, haben Gruber und Pfeiffer auch ihren Shop namens Frauenzimmer und Männersachen gegründet. Dieser ist nun passé, mittlerweile entwerfen die beiden selbst. „Weil viele Dinge billig produziert waren. Oder es waren rote Kirschen drauf – und ich bin kein Typ für rote Kirschen.“ Gearbeitet wird anhand alter Muster mit Zugeständnissen an den heutigen Körperbau. Auch hier sagt Gruber: „Ich wär nie auf die Idee gekommen – wenn es nicht irgendwie passiert wär.“ Die Fifties sind dabei ihr Favorit – „weil mir die Mode passt“. Dass sie irgendwann doch noch als Krisenmanagerin in Afrika landet, glaubt sie nicht. „Ich bin wohl schon zu alt. Aber ich habe gelernt, niemals ,Nie‘ zu sagen.“

ZUR PERSON

Antonia Gruber (31) wurde in Wien geboren, studierte Politik und begann während der Diplomarbeit, bei einer Bookingagentur zu arbeiten. Seit 2010 organisiert sie die Burlesque-Show „Cirque Rouge“, meistens in der Roten Bar. Am 18. Jänner lädt sie wieder zum Maskenball. Mit der Tänzerin Kathrin Pfeiffer führt sie seit November das Modegeschäft Goldstück in der Neustiftgasse 31.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2014)

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