Scarlett Johanssons kleiner Nahostkonflikt

Reuters (ALESSANDRO BIANCHI)
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Ein israelischer Produktpartner der Schauspielerin lässt seine Geräte im Westjordanland produzieren. Johansson steht deshalb jetzt im Feuer der Kritik.

Der Sturm im Wasserglas: Die US-Schauspielerin und Sängerin Scarlett Johansson hat am Donnerstag ihr ehrenamtliches Engagement als Welt-Botschafterin für die Hilfsorganisation Oxfam beendet. Hintergrund ist das Werbe-Engagement Johanssons für den israelische Hersteller von Mineralwasser-Aufbereitern SodaStream. Das Gerät wird in einer jüdischen Siedlung in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten hergestellt.

Scarletts Werbevertrag sei nicht mit den ethischen Grundsätzen von Oxfam vereinbar. Die in Großbritannien ansässige, international tätige Gruppe Oxfam International hat zum Boykott von Produkten aus israelischer Fertigung mit Ursprung in den Palästinensergebieten aufgerufen.

Auch wenn die Organisation die politische Unabhängigkeit ihrer Repräsentanten respektiere, sei Werbung für Sodastream für Oxfam problematisch. "Wir sind gegen jede Wirtschaftsbeziehung zu den israelischen Siedlungen, die nach internationalem Recht illegal sind", erläuterte die Gruppe.

Propagandarolle für den Besatzungsprofiteur

Oxfam akzeptiere den Rücktritt Johanssons, "die acht Jahre lang unsere Botschafterin war und der wir viel verdanken". Der Filmstar ("Lost in Translation") war für die Gruppe, die weltweit gegen Hunger und Armut kämpft, nach Indien, Sri Lanka und Kenia gereist, um Hilfsgelder zu mobilisieren.

Sodastream produziert Trinkwassersprudler, die Leitungswasser mit Kohlensäure anreichern und nach Wahl auch Sirup zusetzen. Eine wichtige Fabrik der Firma steht im Gewerbegebiet der israelischen Großsiedlung Maale Adumim östlich von Jerusalem. Johansson, deren Mutter aus einer polnisch-jüdischen Familie stammt, ist seit Anfang Jänner als erste "globale Marken-Botschafterin" für Sodastream tätig.

Der palästinensische Menschenrechtsaktivist Omar Barghuti sagte AFP zu Johanssons Entschluss, diese habe sich "bewusst entschieden, das neue Postergesicht der israelischen Besatzungs- und Apartheidpolitik zu sein". Der Mitbegründer der BDS-Bewegung, die international Boykottmaßnahmen und Sanktionen gegen Israel organisiert, sagte weiter, dass Johansson "ihre beschämende Propagandarolle für den Besatzungsprofiteur Sodastream" der Menschenrechtsarbeit für Oxfam vorziehe, erinnere an die "wenigen prinzipienlosen Künstler, die während des Kampfes gegen die südafrikanische Apartheidpolitik auf der falschen Seite der Geschichte standen".

(APA/AFP/dpa)

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