Gruber: „Es geht um das Bewusstsein“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Christiane Gruber pfeift auf die Pariser Modewoche, und steht mit ihrem Label Awareness & Consciousness nun lieber im eigenen Geschäft.

Eigentlich, sagt Christiane Gruber, hätte sie jetzt doch noch lieber länger warten wollen, bis ihr Kind ein bisschen älter wäre, fünf oder sechs. Aber dann wurde dieses Geschäftslokal in der Lindengasse frei, weil Jungdesign-Boutiquenbesitzerin Camille Boyer nach nebenan zog, wo sie nun mit Marlene Agreiter seit Jänner mit ihrer Austrian Fashion Association (der Nachfolgeagentur von Unit F) Modefördermittel vergibt.

So kommt es, dass das Wiener Label Awareness & Consciousness neun Jahre nach seiner Gründung zum ersten Mal in einem eigenen Shop vertreten ist. Und irgendwie schließt sich der Kreis. Schließlich hat Christiane Gruber schon damals, gleich nach dem Studium, über Unit F ein Praktikum gewonnen, das sie bei Haider Ackermann und A.F. Vandevorst in Antwerpen verbracht hat. Und genau genommen hat sie schon damals vom eigenen Shop geträumt.

Doch die Zeiten waren andere. Beim Studium an der Angewandten, bei Raf Simons, Viktor & Rolf und Jean-Charles de Castelbajac wurde man auf Labelgründung und internationale Karriere getrimmt. Und es war die Zeit, um 2002, in der kleine Geschäfte nicht auf-, sondern zusperrten, und große Ketten an ihre Stelle traten. Also trat auch Gruber den internationalen Karriereweg an, und präsentierte ihre eigenhändig aufwendig gefärbten Jerseyentwürfe zweimal pro Jahr in Paris. Glücklich wurde sie dort nicht.

„Man muss jede Saison eine neue Kollektion produzieren, man muss so viel organisieren, da bleibt die kreative Zeit kurz.“ Dabei ist es gerade die eigene Arbeit am Stück, die der Oststeirerin Freude macht. Das war schon damals in der Wirtschaftsschule so. „Da ist mir nichts wirklich ans Herz gegangen, außer das Nähen. Das lässt mich ruhig werden.“ Auch als Person habe sie sich im Pariser Zirkus nicht wohlgefühlt. „Ich bin“, sagt sie, „eher ein ruhigerer Mensch, ich möchte, dass die Mode im Mittelpunkt steht, und nicht ich selbst.“ Ungern sei sie auf Partys unterwegs, die der Karriere nützen können.

2009 kam schließlich der Punkt, „an dem ich für mich gemerkt habe, dass es zu einer Veränderung kommen muss“. Sie bekam ihre Tochter und dachte darüber nach, „was für meine Art, Mode zu machen, charakteristisch ist“.

„Auch später noch bestellen“

Das Individuelle, war ihre Antwort, das auf einer Basis aufbaut, die zeitloser ist als der Rhythmus der internationalen Präsentationen. „Wo man etwas auch später noch einmal bestellen kann. Ich habe gemerkt, dass es den Kunden ganz egal ist, ob etwas vor einem Jahr entwickelt worden ist.“ Dazu kam der Trend zur Nachhaltigkeit, im Zuge dessen auch die kleinen Geschäfte wieder sprießen. Prozesse, die zu ihrem Labelnamen passen. Der entstand aus einem Gespräch mit ihrer anfänglichen Partnerin, Anneliese Schrenk – darüber, worum es im Leben eigentlich geht. „Um ein gewisses Bewusstsein“, fanden die beiden. „Bewusst mit sich und anderen umzugehen, reflektiert zu leben.“ Das Onlinewörterbuch spuckte „Awareness“ und „Consciousness“. Das passte, zu Accessories & Clothing und zu den Vornamen der beiden.

In ihrem neuen Geschäft genießt sie nun, neben der Arbeit ihre Kunden kennenzulernen. Es kommen Freunde der Marke – „und überraschend viel Laufkundschaft“. Früher hatte sich Gruber nur gefreut und gewundert, wenn ihre Kollektion im Concept-Store Park schon wieder vor dem Ausverkauf ausverkauft war. „Jetzt merke ich im Gespräch, was die Leute mögen.“

ZUR PERSON

Christiane Gruber wurde in Waldbach bei Vorau in der Steiermark geboren. Nach dem Modekolleg studierte sie an der Angewandten. Von 2005 bis 2009 präsentierte sie ihr Label Awareness & Consciousness in Paris. Seither arbeitet sie unabhängiger von Saisonen. Ihre weiß genähten T-Shirts und Kleider werden als Ganzes gefärbt; sie lässt sie in die Farbe fallen, gießt sie darüber, lässt sie verrinnen. Seit Kurzem hat sie ein eigenes Geschäft in der Lindengasse 25. Mittwoch bis Freitag, 11 bis 18 Uhr, Samstag, 11 bis 17 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2014)

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