Emma Watson: "Wir haben alle eine Aufgabe"

Emma Watson
Emma Watson(c) APA/EPA/WILL OLIVER (WILL OLIVER)
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Ex-"Harry Potter"-Star Emma Watson glänzt als Studentin, Model und mit ihrer Schauspielkarriere. Jetzt spielt die 24-Jährige in Darren Aronofskys Blockbuster-Bibelverfilmung "Noah".

Sind Sie eigentlich bibelfest?

Emma Watson: Nein. Ich gehöre auch keiner bestimmten Glaubensrichtung an. In Sachen Religion steht mir ein universeller Ansatz näher als ein institutioneller: Ich glaube fest an eine höhere Macht, an eine übergeordnete Sinnhaftigkeit.

Wieso ist die Geschichte der Sintflut heute wieder reizvoll? Wegen der drohenden Klimakatastrophe?

In der Geschichte von Noah sind mehrere der ewig großen Themen zu finden. Ich habe von Freunden gehört, dass sie nach dem Kino die heißesten Diskussionen geführt haben: Darüber, was wohl der Sinn und Zweck unseres Lebens auf der Erde sei, ob es tatsächlich eine höhere Macht gebe, und ob Religion nicht nur positive, sondern auch destruktive Kräfte freisetzen könne. Ich finde solche Diskussionen wichtig. Vor allem finde ich es cool, dass sich just ein Big-Budget-Blockbuster solcher Themen annimmt.

Was hat Sie am tiefsten berührt?

Wie diese Leinwandgeschichte vom Überleben erzählt. Es geht um die allerschlimmsten Schicksalsschläge und darum, was Menschen alles ertragen können. Jede Figur erlebt ein anderes existenzielles Problem und ringt damit. Darin findet sich jeder wieder.

Auch die Liebe wird in „Noah“ als eine Art Naturgewalt dargestellt: Sie passiert – und beherrscht einen fortan ein Leben lang. Gefällt Ihnen diese Vorstellung?

Ja. Gerade die Art, wie menschliche Beziehungen dargestellt werden, hat mich an der Geschichte besonders angesprochen: die Liebe zwischen Vater und Tochter, zwischen Mann und Ehefrau und auch unter den Geschwistern. Das ist für mich das Herz der Geschichte: Es zeigt, dass Menschen sehr lang ohne Nahrung, Land und Besitz überleben können. Aber auf Liebe und Hoffnung können sie nicht verzichten.

Während Sie in New York drehten, wurde die Stadt vom Hurrikan Sandy völlig lahmgelegt. Wie erging es Ihnen dabei?

Es hatte etwas extrem Surreales, dass wir eine Naturkatastrophe am Set künstlich inszenieren und dann live so ein riesiges Unwetter erleben. Dieser Hurrikan war das Schlimmste, was ich bislang erlebt habe. In England sind diese extremen Unwetter zum Glück ja selten. Einmal habe ich noch in Mexiko ein Erdbeben miterlebt. Da lagen meine Nerven auch blank. Normalerweise glauben wir ja, alles im Leben unter Kontrolle zu haben und Herr unseres Schicksals zu sein. Doch wenn die Natur zuschlägt, begreifst du erst, dass du als Mensch nur ein winziger Teil in einem viel größeren Kosmos bist.

Wie sind Sie mit diesem Gefühl der Bedrohung bei „Sandy“ umgegangen?

Ich wohnte Uptown, der Teil New Yorks war nicht so stark vom Hurrikan betroffen wie Downtown. Ich fühlte mich eher nutzlos, so wohlbehütet in meinem Apartment zu sitzen. So furchtbar so ein Ereignis auch ist, es hat einen positiven Nebeneffekt. Plötzlich ziehen alle gemeinsam an einem Strang, völlig Fremde überlegen zusammen, wie sie die Lage gemeinsam verbessern können. Man kommt mit Menschen ins Gespräch, mit denen man normalerweise gar nichts zu tun gehabt hätte. Plötzlich war eine große Nähe zwischen allen spürbar. Das hat mich sehr berührt.

Sie leben heute in London oder Los Angeles. Haben Sie überhaupt Bezug zur Natur?

Ich komme ja ursprünglich aus Oxford, das ist ziemlich ländlich. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich das weite Land und die Natur von klein auf genossen habe. Mir ist es heute noch wichtig, viel Zeit draußen zu verbringen. Ich gehe viel spazieren und treibe draußen oft Sport, Tennis und Hockey. Für einen eigenen Garten bin ich ja noch zu jung.

Interessieren Sie sich für Umweltschutz? Haben wir es schon zu weit getrieben?

Das ist die wesentliche Frage, die wir derzeit beantworten müssen: Ist der Schaden, den wir der Welt zugefügt haben, nicht mehr rückgängig zu machen? Wie wird unser Planet in 50 Jahren aussehen? Müssen wir uns auf weitere Katastrophen und Extreme vorbereiten? „Noah“ zeigt sehr eindrucksvoll, dass Menschen nur ein kleiner Teil eines riesigen Ökosystems sind. Der Film hat jenseits der Religion eine Botschaft: Wir sind nach Gottes Ebenbild geschaffen und haben eine Aufgabe auf der Erde zu erfüllen. Jeder muss selbst entscheiden, worin diese Aufgabe besteht.

Steckbrief

1990 wurde Emma Watson als Tochter von Anwälten in Paris geboren. Sie wuchs in Oxford auf und spielte im Schultheater.

2001 wurde sie als Hermine Granger in „Harry Potter“ weltbekannt. Es folgten u.a. „My Week with Marilyn“ und „The Bling Ring“.

Im Mai schließt sie ihr Literaturstudium an der Brown University mit dem Bachelor of Arts ab. Dort erhielt sie in einem Sonderprogramm bei Professoren Einzelunterricht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2014)

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