Kriegsgräuel: „Folterfotos aus Syrien echt“

Islamist rebel fighters rest with their weapons in what they said was a mission to control Ramouseh, an area located beside Aleppo Artillery school
Islamist rebel fighters rest with their weapons in what they said was a mission to control Ramouseh, an area located beside Aleppo Artillery school(c) REUTERS (AMMAR ABDULLAH)
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Eine UN-Kommission bestätigte die Authentizität der Folterbilder, die Fotograf „Caesar“ aus dem Land geschmuggelt hatte.

New York. „Niemand, der diese Fotos gesehen hat, wird unberührt bleiben.“ Samantha Power, die UN-Botschafterin der USA, die als Reporterin von den Balkan-Kriegen berichtet hatte, zeigte sich schockiert über die Folterfotos, die ein Fotograf im Jänner aus Syrien geschmuggelt hatte. Einige der Mitglieder des UN-Sicherheitsrats verfielen in Schweigen, als sie die Bilder betrachteten.

Eine Expertenkommission, die auf Initiative Frankreichs im UN-Hauptquartier in New York zusammentrat, hat die Gräuelfotos nun als echt eingestuft. „Wir waren anfangs sehr skeptisch“, sagte der Jurist und frühere UN-Chefankläger David M. Crane in New York. „Nach eingehender Untersuchung sind wir uns sicher, dass der Zeuge glaubwürdig ist und die Fotos echt sind. Es sind unzweifelhafte Beweise für Kriegsverbrechen eines Regimes an seinem eigenen Volk.“

Der Überläufer, ein syrischer Armeefotograf, der sich das Pseudonym „Caesar“ gegeben hat, hat 55.000 Fotos von Opfern auf USB-Sticks in seinen Schuhen ins Ausland geschmuggelt. Er spricht von 11.000 Opfern, die Aufnahmen stammen aus der Zeit vom Beginn des Bürgerkriegs vor drei Jahren bis zum August des Vorjahres. Die Bilder zeigen Menschen, die bis auf das Skelett abgemagert sind oder bis zur Unkenntlichkeit misshandelt wurden. Einige haben ausgestochene Augen, andere wurden zu Tode geschleift oder verbrannt. Unter den Opfern sind auch Jugendliche, Frauen und Greise.

„Wir waren skeptisch, weil die Fotos für die Umstände zu gut schienen. Wo gibt es schon so exakt dokumentierte Verbrechen gegen die Menschlichkeit?“, meinte Crane. „Wir haben Caesar immer wieder befragt, ja verhört. Wir haben es einzeln und in Gruppen gemacht. Unser Schluss ist: Der Zeuge ist glaubwürdig, die Fotos sind echt. Beides würde in jedem Gerichtssaal bestehen können.“

Ziel: Schmerzen zufügen

„Ich habe so etwas in meiner Laufbahn noch nicht gesehen“, sagte der Gerichtsmediziner Stuart J. Hamilton. „Man kann viel manipulieren, aber man kann Manipulationen auch aufdecken.“ Die Fotos zeigten, dass die Menschen nicht nur getötet werden sollten. „Die Wunden, die Umstände des Todes und die verwendeten Hilfsmittel wie Strom zeigen, dass es nicht nur um den Tod gegangen ist. Dem Opfer sollten zuvor noch so viele Schmerzen wie möglich zugefügt werden.“

Frankreichs UN-Botschafter Gérard Araud sagte, dass die Fotos keine Fragen über die Natur des Regimes von Machthaber Bashar al-Assad offen ließen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2014)

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