Der Osterhase für Festspiele: Exklusive Regiearbeiten?

Seit 1967 gibt es ein Festival zur Karwoche in Salzburg. Seit damals freut man sich über die Umwegrentabilität und diskutiert übers Künstlerische.

Bilanzen werden gelegt. Osterfestspiele hier, Osterfestspiele da – es ist viel über die Chancen und Risken, die eine Hochkulturveranstaltungsreihe in der Karwoche bergen könnte, diskutiert worden. Schon anno 1967, als Herbert von Karajan das Salzburger Osterfestival ins Leben rief, hieß es, das sei eine sinnlose Ausdehnung des Festspielgedankens ins Frühjahr und koste nur Geld.

Tatsächlich sind die Osterfestspiele natürlich ein Devisenbringer. Sie sind es bis heute. Und alle Unkenrufe, man werde Publikum verlieren, wenn die Berliner Philharmoniker, seit Anbeginn das Salzburger Osterorchester, mit ihrem Chefdirigenten, Simon Rattle, nach Baden Baden abwandern, entpuppen sich als voreilig.

88 Prozent Auslastung konnten die Osterfestspiele erzielen – denn die Staatskapelle Dresden ist ein ebenso gutes, in Opernsachen sogar geübteres Orchester als die Berliner. Und Christian Thielemann, Chefdirigent in Dresden und seit 2013 auch Herr über die Salzburger Karwoche, ist wahrscheinlich der einzige Maestro in unseren Tagen, dem man zutrauen darf, das zahlungskräftige deutsche Publikum von der Abwanderung nach Baden-Baden abzuhalten – und überdies neue internationale Klientel anzulocken, die man bitter nötig hat, es bedarf einer künstlerischen Aufwertung, um den Nachweis der Notwendigkeit eines Festivals zu erbringen – jenseits der immer gegebenen finanziellen Umwegrentabilität, die immer ein Vielfaches der Subventionssummen wieder in die heimischen Kassen zurückspült.

Tatsächlich waren in Salzburg weder Claudio Abbado noch Simon Rattle, Karajans Berliner Nachfolger, imstande, den Osterfestspielen eine schlagkräftige künstlerische Prägung zu geben. Thielemann kann das – als Dirigent. Was die Opernproduktionen betrifft, ist er, wie Rattle in Baden-Baden, auf Koproduktionen angewiesen; das sorgte bereits vor Jahren für Erklärungsbedarf: Wer Simon Rattles „Ring“-Dirigat in derselben Inszenierung in Aix-en-provence (in der Regel bei besserem Wetter) billiger erleben konnte, musste nicht mehr an die Salzach fahren, um dasselbe noch einmal zu sehen.

Rattle zeigt in Baden-Baden „Manon Lescaut“ – in Zusammenarbeit mit der New Yorker Met –, Thielemann bringt Koproduktionen von „Arabella“ und – 2015 – dem Duo „Cavalleria rusticana“/„Bajazzo“ ins Salzburger Festspielhaus. Egal, wie erfolgreich oder (diesmal) eher nicht erfolgreich der szenische Beitrag zum Festival gerät: Die Exklusivität der gesamten Unternehmung garantiert lediglich der Name des auch im Konzertbereich omnipräsenten Dirigenten.

Das war Karajans Geheimrezept, allein: Er dirigierte Oper so gut wie ausschließlich in Salzburg...

E-Mails an:wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2014)

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