Champions League: Der Real-Kenner auf Bayerns Bank

Bayern Munich´s coach Pep Guardiola addresses a news conference at the team´s hotel in Madrid
Bayern Munich´s coach Pep Guardiola addresses a news conference at the team´s hotel in Madrid(c) REUTERS (MICHAEL DALDER)
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Pep Guardiola hat als Trainer erst zwei Duelle mit Real Madrid verloren. Mit Bayern München will er im Halbfinal-Hinspiel den nächsten Schritt zur Titelverteidigung setzen.

Madrid/Wien. Zwei große Träume prallen in Madrid aufeinander, wenn Real Madrid im heutigen Halbfinal-Hinspiel der Champions League (20.45 Uhr, live ZDF und Sky) Bayern München empfängt. Die Madrilenen haben sich „La Decima“ – den zehnten Titel in Königsklasse und Meistercup – als Ziel gesetzt, womit sie den von ihnen gehaltenen Rekord ausbauen würden. Beim deutschen Rekordmeister peilt man indes die allererste Titelverteidigung seit Gründung der Champions League an.

Die Bayern setzen auf Pep Guardiola, mit dem Spanier haben sie einen wahren Real-Kenner auf der Bank. Während seiner Zeit beim FC Barcelona entschied er neun von 15 „Clasicos“ für sich, nur zwei davon gingen verloren. Ungeachtet dessen glaubt der Katalane an ein Duell auf Augenhöhe. „Ich habe mich vor einem Spiel im Bernabeu nie als Favorit gefühlt, weder als Spieler noch als Trainer. Dafür habe ich zu viel Respekt vor Real“, betonte Guardiola. „Dieser Klub ist immer stark, weil er großartige Spieler, großartige Fans und eine großartige Geschichte hat.“

Während Real vergangenen Mittwoch den Cupsieg gegen Erzrivalen Barcelona feiern und am Wochenende in der Liga pausieren durfte, ist Bayern seit dem Gewinn des Meistertitels ein wenig der Rhythmus verloren gegangen. Sportdirektor Matthias Sammer wetterte nach dem Einzug ins Cup-Halbfinale gegen die „Kuscheloase“, die sich in der Bayern-Kabine stimmungsmäßig breitgemacht haben soll.

Guardiolas Selbstkritik

Guardiola nahm den Seitenhieb mit Humor und versuchte die angefachte Kontroverse mit öffentlicher Selbstkritik klein zu halten. „Wir haben unsere Trainingsintensität verbessert und werden versuchen, unser Level so schnell wie möglich wieder zu erreichen“, sagte der 43-Jährige und übte Selbstkritik. „Das war mein Fehler und nicht der der Spieler.“

Ein bisschen schwingt bei Bayern auch der Vergleich mit Borussia Dortmund mit, der Ligarivale war im Viertelfinale im Santiago-Bernabeu-Stadion ohne Treffer geblieben und letztlich mit dem Gesamtscore von 2:3 ausgeschieden. „Es ist unser Ziel, in Madrid ein brauchbares Ergebnis zu erzielen, und dazu gehört unter anderem eben auch, dass man zumindest ein Tor erzielt“, forderte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Dass das Duell der beiden Spitzenklubs ein enges wird, ist ihm bewusst. „Es wird ein schweres, aber auch ein großartiges Spiel, auf das sich sicherlich nicht nur Deutschland, sondern auch ganz Europa freuen kann, vielleicht sogar die ganze Fußballwelt.“ Die Statistik gibt den Bayern Mut: Acht Siege, ein Remis und fünf Niederlagen stehen aus den bisherigen Champions-League-Duellen zu Buche. Zudem schaffte der deutsche Rekordmeister bei 15 Halbfinalteilnahmen zehnmal den Aufstieg.

Die Qualität, sich gegen das „weiße Ballett“ durchzusetzen, habe der FC Bayern auf jeden Fall, betonte Ex-Real-Profi Arjen Robben: „Doch wir müssen sie zeigen.“ Nach den jüngsten Auftritten in der Bundesliga sieht der Niederländer die eigene Mannschaft nicht mehr als Favorit. „Wir stehen jetzt im Halbfinale, und da kann alles passieren. Und so wie wir in den letzten Spielen gespielt haben, kann man auch sagen, dass wir kein Favorit mehr sind.“

Bei Real Madrid dreht sich unterdessen alles um das Befinden der Superstars. Cristiano Ronaldo trainierte nach Knieproblemen zuletzt wieder mit der Mannschaft, endgültig entscheidet sich sein Einsatz aber erst am heutigen Spieltag. Auch Gareth Bale konnte nach seiner Grippeerkrankung das Abschlusstraining bereits wieder voll mitmachen. Trainer Carlo Ancelotti zeigte sich daher zuversichtlich, gab aber zu bedenken: „Dieses Halbfinale wird erst nächste Woche entschieden.“


Real: Casillas – Carvajal, Ramos, Pepe, Marcelo – Modric, Alonso, Di Maria – Bale/Isco, Benzema, Ronaldo.

Bayern: Neuer – Lahm, Dante, Boateng, Alaba – Martinez, Schweinsteiger – Robben, Kroos, Ribery – Müller.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)

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