B. Kerner verlässt die Fernsehküche

ZDF O.Ollmert (Johannes B. Kerner Show)
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Johannes B. Kerner, Deutschlands erfolgreichster Talkshow-Moderator, hat genug davon, anderen in die Töpfe zu schauen. Und er entschuldigt sich bei Eva Herman.

Wenn man nicht wüsste, dass Johannes B. Kerner alles, was er sagt, tatsächlich ernst meint, man könnte glauben, der farblose Moderator hätte sich einen Scherz mit einem Kollegen erlaubt.

Während der vergangenen Monate wurde unentwegt (und nicht nur in Deutschland) über den grassierenden Kochshow-Boom geschrieben und geredet – und wieder geschrieben. Und Kerner wurde dabei immer wieder als perfektes Beispiel herangezogen, wie man das wirklich richtig macht, so eine Küchenshow moderieren. Seit mehr als zwei Jahren führt der 43-jährige Bonner jeden Freitagabend durch „Kochen bei Kerner“. Und wenn er da mit seinem schicken Anzug im Hamburger Hightech-Kochstudio steht und dem spitzbärtigen Rolf Zacherl, dem für manche ein wenig prolligen Tim Mälzer, dem Urgestein des Fernsehkochens, Johann Lafer, und der omnipräsenten Sarah Wiener beim Braten, Blanchieren und Zwiebelschneiden über die Schulter sieht, dann mögen das die Zuseher offenbar. Auch wenn er zwischendurch nervige Streber-Fragen stellt. Durchschnittlich 1,7 Mio. Menschen schalten „Kochen bei Kerner“ jeden Freitagabend ein, und damit ist die Sendung die beliebteste von insgesamt (und grob geschätzten) 30 TV-Kochformaten im deutschen Fernsehen. Und trotzdem hört Kerner jetzt damit auf. Wie er im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ am Mittwoch verraten hat.


Für mich sind das 40 Sendungen im Jahr weniger“, sagt Kerner ganz pragmatisch. Im Jahr 2008 würde er, der gelernte Sportmoderator, ja noch an anderer Front gebraucht. Für die Fußball-Europameisterschaft im Juni und für die Olympischen Spiele in Peking kurz darauf. Seine reine Talk-Sendung, die „Johannes B. Kerner Show“, die er seit bald zehn Jahren vier Mal die Woche in der sogenannten „Zweiten Primetime“ moderiert, bleibe ihm ja auch noch. „Ohne Reduzierung ginge das alles nicht“, gesteht der Strahlemann des deutschen Fernsehens ein. „Eher kurzfristig“ werde er also die Kochsendung am Freitag abgeben. An wen sei aber noch nicht bekannt.

Kerner selbst will sich dafür (und nicht nur wegen Euro und Olympia) wieder mehr dem Sport widmen, der ihn Anfang der Neunzigerjahre bekannt gemacht hat. Damals begann er 1994 als Moderator des Sat1-Fußball-Magazins „ran“, wo ihm die guten Quoten zwei Jahre später seine erste eigene Talkshow „Kerner“ bescherten – und ihn der ZDF 1998 zu sich holte.

Von nun an ging es für den ehrgeizigen B. Kerner (das B steht nicht für Bundesliga, wie manche meinen, sondern für Baptist) stets steil bergauf. Im ZDF setzt man seit mehr als zehn Jahren konsequent auf den Quotenbringer (der Vertrag für die Talkshow wurde kürzlich um drei Jahre verlängert) und stärkt ihm auch gern den Rücken, wenn es mal wieder Kritik hagelt. Und die hagelte es im vergangenen Jahr überdurchschnittlich oft. Weil er als Testimonial für den Börsegang von Air Berlin die Aktien des Unternehmens als „Sieger-Aktien“ anpries und Wertpapier-Experten davor warnten. Und weil er Eva Herman, die Ex-„Tagesschau“-Sprecherin, frühzeitig aus seiner Sendung warf, weil sie ihre davor getätigten, positiven Aussagen über die Familienpolitik im Nationalsozialismus nicht zurücknehmen wollte. Mit den Worten „Autobahnen geht halt nicht“ ließ er sie gehen. Das bedauere er sehr, sagt er der „Süddeutschen“. Er traut sich das zu sagen, weil er weiß, der ZDF hält trotzdem viel von ihm. Mit und ohne Kochlöffel.

ZUR PERSON

Das B. in Johannes B. Kerners Namen steht für Baptist. Der 1964 in Bonn geborene wuchs bei seinem Vater in Berlin auf, studierte BWL. 1984 begann er mit einem Praktikum beim Sender Freies Berlin (SFB), führte ab 1992 auf SAT1 durch die Sportsendung „ran“.

Seit 1998 moderiert er vier Mal die Woche seine eigene Talkshow auf ZDF, seit 2004 zusätzlich am Freitag „Kochen bei Kerner“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2008)

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