Julie Monaco: Fang den Hut

(c) Alexander Chitsazan
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Die Künstlerin Julie Monaco hat eine grosse Leidenschaft für Hüte, besonders für schwarze. Und für ihr aussergewöhnliches Werk natürlich auch.

Wie sie ihre Liebe zu Hüten entdeckte, ­daran kann sich Julie Monaco noch ganz genau erinnern. Alles begann damit, dass sie während eines Besuchs bei einer Freundin von deren Eltern überraschend zu einem Konzert eingeladen wurde. Spontan schnappte sich die elfjährige Julie den Hut des Vaters, um ihr Outfit konzerttauglich aufzupeppen. Mittlerweile hat sie an die dreißig Hüte angesammelt, und die Kopfbedeckung wurde zu einer Art Markenzeichen der Künstlerin, die sich schwer in gewohnte Kategorien einordnen lässt. Mit Sorgfalt wählt Julie Monaco die Hüte aus, die sie beim Shooting tragen soll. Manche sind ihr zu feminin, andere wieder zu extravagant. Konzentriert und kritisch betrachtet sich die 34-Jährige im Spiegel, bevor sie mit ihrer Wahl zufrieden ist und einwilligt, vor der Kamera zu posieren.

Schwarz-weiß

So schwarz-weiß wie ihr Outfit sind auch ihre Kunstwerke. Schon in ihrer Kindheit interessierte sich Julie Monaco für Kunst, und bald war klar, dass sie „diese Richtung einschlagen wollte“. Vorbilder hat sie bis heute keine, auch wenn sie viele Leute kennt, „die ich unglaublich schätze und deren Arbeiten ich sehr mag“. Während des Studiums an der Akademie der bildenden Künste versuchte sie, wie sie es ausdrückt, ihre ­eigene Sprache zu ­entwickeln. Dem Betrachter präsentieren sich auf eine düstere, fast unheimliche Art „stürmisch aufgepeitschtes Meer, tief liegende Horizonte und fulminante Wolkenformationen“. Manch einer stellte bei Ausstellungen schon verwundert die Frage, wo sich die Künstlerin bei der Aufnahme eigentlich befand. Doch genau darin versteckt sich die eigentliche Kunst – es handelt sich nicht um ­Fotografien, aber auch nicht um Gemälde.

Die Kunstwerke werden durch einen Rechenprozess rein digital erstellt. Die (mathematische) Grundlage dazu stammt von Benoît Mandelbrot, der die Berge, den Himmel und das Meer in einer sogenannten fraktalen Dimension beschreibt. So können diese natürlichen ­Erscheinungen durch ­mathematische Funktionen naturgetreu wiedergegeben werden, allerdings verschwimmen die Dimensionen. Julie Monaco beherrscht diese Technik perfekt. Mit leuchtenden Augen beschreibt sie den Entstehungsprozess ihrer Kunstwerke. Die Basis ist nichts weiter als ein numerischer Code; die Landschaft wird mit
Hilfe von Softwaretools als 3-D-Modell – meist in Grau­tönen – dargestellt. Das kann mitunter mehrere Tage ­dauern. Nicht einmal eine Skizze braucht sie sich dabei vorher zu ­machen. „Das Bild entwickelt sich während der Arbeit. Ich habe ein bestimmtes Gefühl, das ich verfolge, und ich versuche, die Dinge so anzuordnen, dass es dem nahekommt.“

Übrigens: Julie Monaco ist kein Künstlername. Ziemlich unwirsch erklärt die Künstlerin, dass Julie einfach ein „eher altertümlicher Name sei, der in Österreich früher öfters auf dem Land vorkam“. Der Familienname Monaco hat seine Ursprünge in Italien. Italienische Wurzeln habe sie aber keine. „Ich bin in Wien geboren, in Wien aufgewachsen. In Kaisermühlen.“ Und auch in Zukunft möchte sie gern hierbleiben. „Da ist es ruhig, und ich kann mich gut konzentrieren.“

Aber in jeder Stadt, in der sie sich aufhält, versucht Monaco, ein Hutgeschäft aufzusuchen. „In Wien hat man eher seine Schwierigkeiten, einen wirklich schönen, originel­len Hut zu finden“, sagt sie. Fündig werde sie „noch am ehesten beim Hutgeschäft Nagy“. In New York zum Beispiel sei die Auswahl eben größer. Im Zuge ihres Stipen­diumaufenthalts machte die Künstlerin gleich einmal ein kleines jüdisches Hutgeschäft in Brooklyn ausfindig. „Das war ein wunderschönes Erlebnis, wie die Leute dort die Hüte behandeln und mit welcher Vorsicht und Liebe sie sie formen. Das hat mich sehr beeindruckt.“

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