Conchitas „Pelle zur Wurst“: Der Agent hinter dem Erfolg

Conchita Wurst/ René Berto
Conchita Wurst/ René Berto(c) ORF (MILENKO BADZIC)
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Künstlermanager René Berto fädelte die Songcontest-Teilnahme von Conchita Wurst ein. Jetzt will er aus seinem Schützling eine „Weltmarke“ machen.

Während ihres Aufenthalts in Kopenhagen wich er ihr kaum eine Sekunde von der Seite. Seine Präsenz war so allgegenwärtig, dass ihn ORF-Moderator Andi Knoll als die „Pelle zur Wurst“ bezeichnete. Sogar auf den allerletzten Metern zum Triumph – auf dem Weg zur Bühne für die Siegerehrung – war er es, der sie stützte und ihr Mut zusprach. Bereits wenige Minuten zuvor, als die Punktevergabe kurz unterbrochen wurde, um zu verkünden, dass Conchita Wurst alias Thomas Neuwirth uneinholbar auf Platz eins liegt, sahen Millionen TV-Zuseher in ganz Europa, wie er seinen in Tränen ausgebrochenen Schützling tröstete.

Die Rede ist vom Wiener Künstlermanager René Berto, der in den vergangenen Monaten zu einer der wichtigsten Bezugspersonen der 25-Jährigen wurde und maßgeblich an ihrem Erfolg beim Eurovision Song Contest beteiligt ist. Denn die Kunstfigur Conchita Wurst habe Neuwirth zwar ganz allein erfunden, „eingetütet und vorangetrieben“ habe die Songcontest-Nominierung durch den ORF aber Berto, wie er am Sonntag bei einer Pressekonferenz betonte.

Schon vor ihrem Sieg am Samstag hatte er angekündigt, aus ihr eine „Weltmarke“ machen zu wollen. Über konkrete Zukunftspläne seiner prominentesten Klientin gab er am Sonntag noch keine Auskunft. Bestätigte nur, dass es Anfragen aus aller Welt gebe, unter anderem von Fernsehproduzenten aus Los Angeles. Seither dürfte es bei ihm weiter rundgehen: Am Montag war bei ihm am Handy kein Durchkommen, E-Mails kamen als „nicht zustellbar“ zurück – seine Mailbox dürfte an ihre Grenzen gestoßen sein.

Gleiches Management wie Poier

Neben Conchita Wurst betreut der 48-jährige René Berto mit seiner Agentur „Genie und Wahnsinn“ auch den DJ Toni Clifton – und ausgerechnet auch den Kabarettisten Alf Poier, der Conchita Wurst im Vorfeld heftig kritisiert hatte („ein künstlich hochgezüchtetes Monster“). Montagvormittag entschuldigte sich Poier bei Wurst per Aussendung: „In den letzten Tagen wurde ich auf Grund meiner polemisch gemeinten, aber zu hart rübergekommenen Worte stark kritisiert und leider auch von diversen Leuten instrumentalisiert. Nur nicht von Dir selber! Das nenne ich wahre Toleranz. Du bist doch viel mehr als nur ein künstlich hochstilisiertes Toleranzpüppchen.“

Seine ersten Gehversuche in der Branche wagte Berto als Seminar-Betreuer beim Ueberreuter-Wirtschaftsverlag, „was mir schon einmal Einblick in viele Bereiche gab, denn ich habe mir Seminare etwa über Marketing bis zum Zollrecht angehört“, sagte der Manager vor Kurzem in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“. Anschließend sammelte er Erfahrungen als Veranstalter, etwa des Festivals „Wien ist andersrum“ oder von Max Raabe in Österreich. „Prinzipiell glaube ich, dass man den Manager im Blut haben muss. Du musst jemanden vertreten, Strategien entwickeln wollen und an Ideen glauben“, so Berto.

Seine eigentliche Karriere als Manager begann schließlich bei Alf Poier. Er sei sein Fahrer, Techniker, Bruder, Mentor gewesen und habe jeden Abend nach der Show noch abgebaut und den Merchandising-Stand betreut. „Als wir begonnen haben, gab es eine Buchung und eine Option, da habe ich mir angeschaut, wo Josef Hader und Alfred Dorfer spielen – und genau dort habe ich dann Alf angeboten. So kamen wir in unserem ersten gemeinsamen Jahr auf 170 Auftritte.“

Sein ursprünglicher Berufswunsch sei der „Kleinen Zeitung“ zufolge Rechtsanwalt gewesen. Dann habe er irgendwann begonnen, sich für Pressearbeit und PR zu interessieren. „Und in meinem Kopf hat sich die Idee gebildet, dass ich einmal einen Weltstar manage.“ Die Arbeit dahinter sei ja dieselbe wie bei einem österreichischen Act, nur größer. Zu seinen wichtigsten Credos gehöre, immer global zu denken. Der Songcontest 2014 sei nur eine Zwischenstufe. Berto: „Das Ziel ist der Grammy. Man muss nach den Sternen greifen.“

ZUR PERSON

Vollblutmanager. René Berto ist der Manager von Conchita Wurst. Er brachte ihre Teilnahme beim Songcontest unter Dach und Fach und ist einer ihrer wichtigsten Bezugspersonen. Mit seiner Agentur „Genie und Wahnsinn“ betreut der verheiratete Vater von zwei Kindern auch weitere Künstler wie Alf Poier und Toni Clifton. Vor seiner Karriere als Manager war der 48-jährige Wiener unter anderem als Festivalorganisator (beispielsweise für „Wien ist andersrum“ und „Kabarett Woodstock“) tätig. Als nächstes will er aus Conchita Wurst eine „Weltmarke“ machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2014)

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