Dominik Plangger: Käse- und Liedermacher

Dominik Plangger
Dominik Plangger (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Dominik Plangger macht Lieder – und Käse: Seit zehn Jahren verbringt der gebürtige Südtiroler seine Sommer als Senner auf der Alm.

Er singt über seinen Freund, den Afghanen, der in der Spittelau lebt und dessen Kinder diskriminiert werden, genauso wie darüber, wie es ist, wieder „darhoam“ zu sein: mit einem „r“, das seine Südtiroler Herkunft verrät.

Dominik Plangger kommt aus dem kleinen Ort Stilfs, vom Land, wo er als Kind die Kuh seines Onkels gehütet und im Kindergarten zu singen begonnen hat. Jetzt sitzt er mit Schirmmütze im Schatten des Gastgartens beim Hietzinger Bergwirt, sein Gitarrenkoffer steht neben ihm, und man kann sich gut vorstellen, dass er einst als Straßenmusiker durch die Lande zog.

Es ist heiß, und Plangger spricht, mit Blick auf den Friedhof nebenan, vom Tod. „Liebe und Tod beeinflussen einen, der Texte schreibt, doch ständig.“ Hat er Angst vor dem Tod? „Angst möchte ich nicht sagen. Da ich davon ausgehe, dass ich davon eh nichts mehr mitbekomme. Oft ist der Tod auch eine Metapher für eine Situation, die gerade zu Ende geht.“

Seinen Lebensstil beeinflussen einschlägige Gedanken jedenfalls nicht, versichert Plangger, ein Packerl Tabak auf dem Tisch vor sich. „Ich treffe meine Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Wenn ich sehe, etwas ist richtig für mich, denke ich nicht daran, was die Konsequenzen sein könnten.“

Dazu gehört, dass er seit Jahren seine Sommer auf der Alm verbringt, „auch wenn sich das mit meinem musikalischen Dasein schneidet – gerade im Sommer, wo viele Veranstaltungen sind, weg zu sein. Ich weiß nicht, ob es gut für meine Karriere ist. Aber es ist gut für mich.“

„Der Rest bleibt unten im Tal“

Wenn Plangger – heuer am 20.Juni – in das Ultental aufbricht, feiert er sein Zehn-Jahres-Jubiläum. 2004 hatte er mit zwei Freunden die Idee, eine Alm zu übernehmen. Es wurde der kräftezehrendste Sommer seines Lebens. Mit 60 Kühen, 90 Kälbern – und Anfängerfehlern. Einmal endete der Milchschlauch nicht im Käsekessel. „Wir haben 500 Liter den Berg hinuntergepumpt.“ Und dann, sagt er, „dann hat mich die berühmte Almsucht gepackt.“ Was ihn fasziniert? „Einen Rhythmus zu haben, früh aufzustehen, körperlich zu arbeiten. Es bedeutet für mich eine Erdung, die ich brauche.“

Der Tagesablauf oben ist klar: aufstehen, melken, mit dem Käse arbeiten, zu den Jungtieren schauen. „Ein sorgenloses Leben“, beschreibt es der 34-Jährige, „bei dem es nur um diesen Berg geht. Der Rest bleibt unten im Tal.“ Auch bei den Bauern ortet er Unbesorgtheit. Die, die sich die Arbeit hoch oben noch antun, seien Idealisten. „Natürlich haben sie auch Existenzprobleme, aber sie führen doch ein freies Leben. Ich beneide diese Menschen. Gerade die älteren erzählen sensationelle Geschichten, obwohl sie ihr ganzes Leben auf dem Bergbauernhof verbracht haben.“ Ihnen wiederum gefällt, wenn er spielt und singt, „aber sie würden meine Arbeit am Berg nie danach bewerten.“

Seine erste Gitarre bekam Plangger mit sechs oder sieben. Als Teenager spielte er in einer Metal-Band, später Country Rock. Mit Anfang 20 begann er, eigene Lieder zu schreiben, „das zu machen, wo ich mich selbst spüre“. Irgendwann später fiel ihm erst auf, „dass das, was ich mache, als Liedermacherei bezeichnet wird“. Konstantin Wecker selbst hält ihn für förderungswürdigen Nachwuchs und unterstützt ihn mit seinem Label Sturm & Klang.

Sein Publikum bedankt sich gern persönlich für Kraft oder Trost durch eines seiner Lieder. Das sind Momente, in denen Plangger sogar ein bisschen Angst bekommt. „Da ich merke, wie viel Aufmerksamkeit man hat.“

Album Nummer drei

Umgekehrt schlug ihm bei einem südtirolkritischen Lied gegen Scheuklappendenken und Rassismus regelrecht Wut entgegen, er bekam Drohungen. „Das muss man dann auch argumentieren können. Man kann dann nicht sagen, das war nicht so gemeint.“ Mit „Hoffnungsstur“ hat er inzwischen seine dritte CD herausgebracht. „Aber es gibt immer noch Phasen, in denen ich damit hadere, ob es richtig ist, was ich mache. Ob es gut ist, ob ich es den Menschen antun kann. Das ist der Unterschied zur Alm. Dort habe ich eine Arbeit, bei der ich hundertprozentig weiß, dass ich sie richtig mache.“

ZUR PERSON

Dominik Plangger wurde 1980 in Stilfs in Südtirol geboren. Er sang, unter anderem als Straßenmusiker, in Italien und Deutschland, Irland und Kanada. Nach vier Jahren in Wien ist er vor Kurzem nach Innsbruck gezogen.

Auch heuer spielt er wieder mit Konstantin Wecker, Hannes Wader und Reinhard Mey beim Liedermacherfestival „Songs an einem Sommerabend“ im oberfränkischen Bad Staffelstein. In Wien spielt er heute, Dienstagabend, um 19.30 Uhr im Theater am Spittelberg. Infos: www.theateramspittelberg.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2014)

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