Eröffnung Salzburger Festspiele: Start mit Köchen, die protestierten

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: PREMIERE 'DON GIOVANNI'
SALZBURGER FESTSPIELE 2014: PREMIERE 'DON GIOVANNI'APA/FRANZ NEUMAYR/MMV
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Kultursommer-Opening mit Prominenz aus allen Bereichen. Sogar die Gewerkschaft war dabei – und forderte öffentlichkeitswirksam mehr Lohn.

Nach der Aufwärmphase der Ouverture spirituelle ging es an diesem Wochenende bei den Salzburger Festspielen mit Empfängen, Festakten, Vernissagen und Verleihungen so richtig los.

Die Mozartstadt darf sich für ein paar Wochen wieder als der gesellschaftliche Nabel Österreichs fühlen. Zum Eröffnungsfestakt am Sonntagvormittag in der Felsenreitschule kam die Prominenz trotz bedrohlich grauer Wolken am Himmel wie immer zu Fuß. Bundespräsident Heinz Fischer und seine Frau, Margit, schüttelten den wartenden Schaulustigen, die in der Hofstallgasse vor dem Haus für Mozart Aufstellung genommen hatten, die Hand. Es wurde gewinkt, geplaudert und für die Fotografen posiert. Zuvor war Fischer auf dem Residenzplatz mit militärischen Ehren empfangen worden.

Begleitet wurde der Bundespräsident von Landeshauptmann Wilfried Haslauer und seiner Partnerin, Christina Rößlhuber. Bundeskanzler Werner Faymann kam mit Kulturminister Josef Ostermayer in die Felsenreitschule. Die ÖVP in der Bundesregierung war durch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter vertreten.

Erstmals dabei war Erzbischof Franz Lackner, der seit Jänner der Salzburger Diözese vorsteht. Ein Stammgast bei der Eröffnung der Festspiele: Marko Feingold, der 101-jährige Präsident der jüdischen Kultusgemeinde in Salzburg.

Beim Eingang musste die Prominenz durch ein Spalier demonstrierender Köche, die Flugzettel „servierten“, gehen. Die Gewerkschaft Vida hatte den Festspielauftakt genützt, um einen Mindestlohn von 1500 Euro und eine Lohnerhöhung für die Beschäftigten im Lohn- und Gastgewerbe zu fordern.


Der sonst recht unbeschwerte Festakt war heuer von der Erinnerung an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs dominiert. Fast auf den Tag genau 100 Tage nach der Unterzeichnung der Kriegserklärung durch Kaiser Franz Joseph warnte der australische Historiker Christopher M. Clark, Autor des Bestsellers „Die Schlafwandler“, in seiner Festrede davor, die Gefahren in einer Phase des Umbruchs nicht zu unterschätzen.

Am Vorabend des Eröffnungsfestakts hatte sich die Salzburger Gesellschaft traditionell bei der Gala der Internationalen Salzburg Association (ISA) getroffen. Das konservative Netzwerk an Freunden und Förderern Salzburgs feiert seit Jahren auf Schloss Leopoldskron, wo schon Festspielgründer Max Reinhardt residierte und rauschende Feste gab. Für Anna Netrebko, die heuer im „Il Trovatore“ die Leonora singt, war die ISA-Gala der gesellschaftliche Auftakt der Salzburg-Saison. Mit dabei waren auch Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler, Eliette von Karajan, „Mamarazza“ Manni Sayn-Wittgenstein-Sayn, Renate Thyssen, Wolfgang Porsche, Helga Rabl-Stadler oder Jedermann Cornelius Obonya.

Begonnen hatte das erste Festspielwochenende mit mehreren Vernissagen. Thaddaeus Ropac lud in die Villa Kast am Mirabellplatz zur Eröffnung der aktuellen Retrospektive von Alex Katz, dem Vater der Pop Art. Auch im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg und im Rupertinum gab es Vernissagen. Ein anderer Fixpunkt rund um den Festspielauftakt war die Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Europäische Literatur 2014. Die Auszeichnung ging heuer an die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja. Der Salzburger Autor und Publizist Karl-Markus Gauß hielt die Laudatio auf die Autorin.

Mehr zu Eröffnung und Aufführungen lesen Sie im Feuilleton auf Seite 19.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2014)

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