„Vorstadtweiber“ : Menschliche Nöte im Nobelbezirk

(c) ORF (Hans Leitner)
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Mit den „Vorstadtweibern“ rückt Autor Uli Brée für den ORF betuchte Wiener Damen in den Fokus einer neuen Gesellschaftssatire.

Der Titel, findet Nina Proll, sei ein bisschen irreführend. „Unter Vorstadtweibern stell ich mir ja eher etwas wie den ,Kaisermühlen Blues‘ vor.“ Dass die neue ORF-Serie in eine andere Richtung zielt, sieht man beim Drehtermin ungeachtet der Location im Gartenhotel Altmannsdorf (dort, wo die SPÖ gern ihr Kanzlerfest feiert) auf den ersten Blick: ein Ensemble im Cocktailkleid. „Unsere Damen kommen eher aus dem 19. oder 13. Bezirk“, sagt Pröll. „Das noble Wien.“

Nach den Dreharbeiten für David Schalkos Familiensaga „Altes Geld“, mit dem inzwischen verstorbenen Burg-Star Gert Voss, setzt der ORF nun auch für die auf vorerst zehn Teile angelegte 45-Minuten-Serie „Vorstadtweiber“ auf die „bessere Gesellschaft“. Die so gut freilich auch wieder nicht ist. Denn die Damen sitzen gemeinschaftlich im goldenen Käfig, Nina Proll ist als Boutiquenbesitzerin das einzige „Working Girl“ der Truppe.

Kollegin Maria Köstlinger, hauptberuflich im Ensemble an der Josefstadt, gibt eine selbstbewusste Frau aus altem Adel, die sich ihrem Mann vor allem durch sein Geld verbunden fühlt. „Irrsinnig spannend“, findet Köstlinger die Idee des Formats. „Ich wohne ja selbst im 19. Bezirk und hab mir immer gedacht, das wäre doch eigentlich leiwand, eine Serie zu machen, die diese Klientel betrifft.“ Was die Döblinger Hautevolee denn ausmacht? „Das ist schwierig, weil man will das ja nicht negativ besetzen. Die Damen, die wir spielen, sind ja nicht nur furchtbar – da gibt es sowohl als auch.“

Mann weg, Geld weg

Unruhe in die fiktive Idylle bringt Burgtheater-Schauspielerin Adina Vetter, als sie von ihrem Mann dank eines Ehevertrags, dessen Kleingedrucktes ihr entgangen ist, prompt vor die Tür gesetzt wird. Er hat eine schwangere Neue und sie keine Kreditkarte mehr. Ein Rauswurf, der auch ihren Freundinnen ihre Abhängigkeit bewusst macht.

Und wem das Geld fehlt, fehlen auch bald die Freunde. Schon aus rein praktischen Gründen – weil man in der Luxuswelt nicht mehr mitkann. Etwas, das Köstlinger in sehr jungen Jahren selbst erlebt hat. „Gerade wo ich herkomme, in Salzburg, gibt es auch diese Klasse . . . Es war schon so, dass ich geglaubt habe, dass ich mithalten muss, damit ich dort etwas gelte. Wenn das eigene Selbstvertrauen noch nicht so stark ist. Wenn das das Einzige ist, was man hat, wird's schwierig.“

Längst hält die Schauspielerin anderes aufrecht. Wohl nicht zuletzt die Arbeit, der sie schon wieder nachgeht. Weniger als drei Monate ist es her, dass ihr Mann, der feinsinnige Karlheinz Hackl, gestorben ist. Wie es ihr geht? „Ich weiß es nicht genau. Es ist manchmal eine gewisse Leere, die ich empfinde, manchmal fühle ich mich wie in einem eigenartigen, wolkigen, schwebenden Gebilde. Und dann gibt es Momente, die trotzdem gut sind.“ Das Gute an der Arbeit sei, „dass man sehr konzentriert und diszipliniert sein muss“.

Was man sich von der Serie erwarten kann? „Etwas Mutiges, Unkonventionelles, mit für unsere Fernsehgewohnheiten überraschenden Wendungen und brüchigen Figuren“, sagt Drehbuchautor (und HBO-Fan) Uli Brée. Den Titel habe Fernsehdirektorin Kathi Zechner vorgegeben, „ich durfte ihn mit Inhalten füllen“. Er will die „Vorstadtweiber“ weniger als Milieu- denn als „Menschenstudie“ sehen, „über Figuren, die durchaus Arschlöcher sein können und gleichzeitig hochsensibel.“ Er ist in einer Szene selbst zu sehen, als Staatsanwalt. „Weil der Text so kompliziert ist. Ich hab leichtfertig in die Regieanweisung geschrieben, dass ich das übernehme, wenn es keiner machen will. Das muss ich jetzt ausbaden. Ich rede nur von Prämissen und Konklusionen . . .“

Auf einen Blick

„Vorstadtweiber“ heißt eine neue 45-Minuten-Satireserie des ORF, die gerade gedreht wird und voraussichtlich 2015 ins Fernsehen kommen wird. Es spielen u. a. Maria Köstlinger, Gerti Drassl, Nina Proll, Martina Ebm, Adina Vetter und Simon Schwarz. Die Drehbücher stammen von Uli Brée, Regie führen Sabine Derflinger und Harald Sicheritz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2014)

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