Ursula Strauss spielt zwischen Puppen und Science-Fiction

(c) ORF (Fritz Jamnig)
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"Schnell ermittelt"-Kommissarin in historischer Maske: Ursula Strauss spielt in der Verfilmung des Lebens der Puppenmacherin Käthe Kruse.

Ihre Haare sind grau gesträhnt, in die Stirn, um den Mund haben sich tiefe Falten gegraben. Da hilft auch das idyllische Panorama des südsteirischen Hügellands wenig: Ursula Strauss ist sichtlich verhärmt.

Zweieinhalb Stunden hat es gebraucht, bis sich die vielseitige Schauspielerin und „Schnell ermittelt“-Kommissarin in die vom Leben gezeichnete Mutter der deutschen Puppenmacherin Käthe Kruse verwandelt hat. Zehn Silikonteile kleben ihr nun auf Gesicht und Hals. „46 oder 48 Jahre“ ist sie jetzt alt, „aber nicht unserer Zeit, sondern wie damals“. Damals um die Jahrhundertwende, als sie unverheirateterweise unter Mühsal ihre Tochter durchbringen musste.

Diese, Käthe Kruse, sollte später die berühmteste Frau Deutschlands werden. „Populärer als Rosa Luxemburg beispielweise“, erklärt Regisseurin Franziska Buch, die derzeit in einer groß angelegten Koproduktion für ARD und ORF das Leben der Puppenmacherin verfilmt. Kruse sei eine der ersten weiblichen Unternehmerinnen Deutschlands gewesen, „in einer Zeit, in der Frauen keinen Vertragsabschluss ohne die Unterschrift ihres Mannes machen konnten“. Eine Lebensgeschichte, von der man vermutet, dass sie beim Fernsehpublikum unabhängig von Puppenliebe (allein für heutige, handgefertigte Kruse-Puppen zahlen Fans hunderte Euro) gut ankommen dürfte. Wie auch schon jene von Margarete Steiff, meint Produzent Dieter Pochlatko.

Weshalb der Filmtross vergangene Woche auf einem Hügel über Gamlitz seine Wohnmobile parkte. Die Südsteiermark spielt dabei Ascona in der italienischen Schweiz. Käthe, Schauspielerin aus einfachsten Verhältnissen, noch unverheiratet in eine Beziehung mit dem um ein Vierteljahrhundert älteren Bildhauer Max Kruse verstrickt, hat sich mit ihren Kindern hierher in eine Künstlerkolonie zurückgezogen. Ihre ersten Puppen für ihre Kinder hat Kruse (dargestellt von der Deutschen Friederike Becht) bereits gefertigt: mit weichem Gesicht statt Porzellankopf, ein Einfall, der zum weltweiten Erfolg wird – und der Nachahmer auf den Plan ruft, gegen die Kruse jahrelang (letztlich erfolgreich) prozessiert.

Im echten Leben habe Bildhauer Max Kruse denn auch bis zuletzt mit ihr diese Prozesse betrieben und gut von seiner Frau gelebt, während sein eigener künstlerischer Zenit längst überschritten war, sagt Schauspieler Fritz Karl, der die Rolle übernommen hat. Im Fernsehen endet die Liebesgeschichte wohl etwas versöhnlicher – eine von mehreren Freiheiten, die man sich genommen hat. Wie jene, Kruse eine beste Freundin zur Seite zu stellen. Karin Lischka („Atmen“) spielt diese fiktive Louise, die zur rechten Hand der Unternehmerin wird. Es sei schön, „die Entwicklung einer Figur zu spielen, von 16 bis 40“.

Spaß am fremden Alter hat auch Strauss. „Es spannt und ziept ein bissl“, meint sie zwar, aber es sei auch aufregend. „So viel Maske wie noch nie.“ Erschreckt habe sie die Vision der eigenen Alterung indes nicht. „Das ist, wie es ist. Das Alter hat eine Kraft und eine Qualität. Wenn man sich nur nicht so schrecken würde davor, und nicht immer überall eingetrichtert bekommen würde, dass man keine Falten kriegen darf. Das ist doch furchtbar. Die Wahrheit ist: So ist es halt. Der Körper schreibt ja auch die Geschichten auf, die wir erleben. Wie ein Buch.“

Viel Zeit in der Maske verbrachte die Schauspielerin zuletzt auch für eine andere Produktion: den aus Österreich kommenden, teils an der WU gedrehten und u. a. mit Hollywood-Schauspieler Sam Neill („Jurassic Park“) besetzten Science-Fiction-Kinofilm „Deus Ex Machina“ (eine Produktion des Ex-„Universum“-Chefs Walter Köhler und seiner Firma Terra Mater Factual Studios). Erst im März hatte Strauss im „Presse“-Interview noch davon geträumt, einmal auf Englisch zu drehen, inzwischen hat sie es hinter sich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2014)

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