Gemma Aterton: "Gestalten unser Schicksal selbst"

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Gemma Arterton, ehemaliges Bond-Girl, ist als moderne Madame Bovary im Kino zu sehen. Mit der "Presse am Sonntag" sprach sie über Liebesszenen, ihre Wahlheimat Paris, die Kristallkugeln ihrer Mutter und verrät, welcher Filmpartner es ihr angetan hat.

Sie war Bond-Girl in „Ein Quantum Trost“, bewies in „Prince of Persia“ ihre Stunt-Qualitäten und in „Song for Marion“ ihr dramatisches Feingefühl. Nun scheint die Komödie „Gemma Bovery“ Gemma Arterton auf den Leib geschneidert zu sein. Die durchaus komische Neuinterpretation des Klassikers von Flaubert ist ein Panoptikum über geheime Sehnsüchte, Träume und Lebenslügen.

Ihre Verkörperung von Flauberts Madame Bovary ist sehr sexy. Gefiel Ihnen der sinnliche Aspekt der Rolle?

Gemma Arterton: Ich glaube, dass Gemma Bovery sich gar nicht bewusst ist, wie sinnlich sie ist. Ich dagegen wusste schon, was mich da erwartet. So etwas zu spielen ist immer anstrengend, vor allem, weil die ganze Crew bei solchen „sinnlichen“ Szenen anwesend ist.

Sie meinen die Liebesszenen des Dorfneuzugangs mit ihrem Nachbarn. Wo ist die Grenze, die Sie beim Drehen mit nackter Haut nicht überschreiten würden?

Ich lehne Sexszenen nicht generell ab, sondern mache bis zu einem gewissen Punkt mit. Wo der liegt, kommt auf die Figur und die Stimmung des Films an, doch diese Grenze überschreite ich dann nicht. Ich merke ja genau, wenn nackte Haut nur als Draufgabe benutzt werden soll... Meine Unterwäsche lege ich jedenfalls nie ab.

Nicht mal in „Ein Quantum Trost“, als Sie die Konsulatsbeamtin Strawberry Fields spielten, die 007 natürlich vernascht hat?

Da hatte ich in der Tat keine Unterwäsche an. Allerdings war ich da am ganzen Körper mit Erdöl bedeckt, sodass von meinem Körper nichts zu sehen war. Das war besser als Unterwäsche.

Kein langweiliges Leben ...

Mein Leben ist schon extrem aufregend. Es gibt allerdings, wie bei jedem anderen auch, Momente, in denen ich besonders introvertiert bin. Ich muss mich immer ausreichend ablenken, um nicht zu viel zu grübeln. Deswegen beschäftige ich immer mit irgendetwas.

Dann kam Ihnen sicher entgegen, dass Sie für die Vorbereitung auf diese Rolle einige Zeit in Frankreich leben mussten.

Stimmt. Ich konnte kein Französisch, also bin ich nach Frankreich, um es zu lernen und ein Gefühl für das Land zu bekommen. Ich habe den Sommer in Paris verbracht, habe mir im Marais eine kleine Wohnung gemietet und Zeit mit französischen Freunden verbracht. Die Sprache habe ich fast nebenher gelernt.

Während Sie quasi ein ganz normales Leben dort geführt haben.

Ich bin zum Bäcker gegangen, habe Yogastunden genommen. Dabei habe ich mich so sehr in Paris verliebt, dass ich mir dort eine Wohnung gemietet habe, im 10. Arrondissement. Seitdem pendle ich zwischen London und Paris.

Waren Sie je in einen Filmpartner verliebt?

Ja, einmal. In Mads Mikkelsen, das gebe ich offen zu. Wir haben zusammen in „Clash of the Titans“ gespielt und ich kenne ihn ziemlich gut. Er sieht so fantastisch aus, vor allem in natura. Aber sonst habe ich nie auf jemanden ein Auge bei der Arbeit geworfen, weil ich immer in einer Beziehung war.

Lenken wir unsere Geschicke selbst oder gibt es so was wie Kismet?

Mir gefällt die Idee, dass du dein Leben selbst bestimmst. Meine Mutter ist Astrologin und glaubt tatsächlich daran, dass unser Schicksal bereits auf höherer Ebene bestimmt ist, quasi in den Sternen geschrieben steht. Das hat mich natürlich etwas beeinflusst. Ich glaube trotzdem, dass wir im Lauf unseres Lebens unser Schicksal mehr oder weniger selbst gestalten.

Waren Sie je versucht, Ihre Entscheidungen von Ihrer Mutter beeinflussen zu lassen? „Mama, frag' mal die Kristallkugel, ob ich zum Casting gehen soll?“

Na ja, die Vorhersagen meiner Mutter waren schon immer etwas ungenau... Aber als ich zehn war, hat sie mir vorhergesagt, dass ich beruflich einmal „etwas mit Stunts“ zu tun haben würde. Und ich habe ja viele Stunts gemacht. Vielleicht hatte ich das bei meiner Berufswahl ja doch etwas im Hinterkopf.

Was brachte Sie dazu, Schauspielerin zu werden? Ihr Vater war Schweißer, Ihre Mutter Putzfrau, Sie wuchsen in einer Sozialbausiedlung auf.

In meiner Familie gab es keine professionellen Künstler, aber es wurde immer gemalt, gesungen, musiziert. Ich war halt diejenige, die sich entschied, Kunst und Drama zu studieren.

Steckbrief

1986 wurde Gemma Arterton in Gravesend, Kent, geboren. Bekannt wurde sie zunächst als Bond-Girl in „Ein Quantum Trost“. Es folgten u. a. „Prince of Persia“, „Song for Marion“ oder „Hänsel und Gretel“.

„Gemma Bovery“ basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel, die ursprünglich im „Guardian“ erschien und von einer Engländerin in der Normandie erzählt. Die Geschichte ist von Flauberts „Madame Bovary“ inspiriert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2014)

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