Tina Fey: "Man braucht immer Sitcoms"

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Sie begeistertemit ihrer Parodie von Sarah Palin oder mit ihrer Comedy »30 Rock«. Nun ist Tina Fey in der Familienkomödie »Sieben verdammt lange Tage« auch wieder im Kino zu sehen - und spricht über Trauer, Dreharbeiten und die Hoffnung auf weniger Stress mit ihrer nächsten Serie.

In Ihrem neuen Film „Sieben verdammt lange Tage“ kommt eine Familie anlässlich eines Todesfalls wieder zusammen. Können Sie selbst das gut: Trauer teilen?

Tina Fey: Mein Mann stammt aus einer christlichen Südstaatenfamilie, und im vergangenen Jahr verstarb leider mein Schwiegervater. Natürlich hatte die Beerdigung nichts mit der jüdischen Tradition der Shiva zu tun. Aber die Situation war gar nicht so viel anders als die im Film. Von überall her kamen Verwandte und Freunde angereist, und jeder brachte etwas zu essen mit. Bergeweise! Leider keine jüdischen Speisen, aber das ist ein anderes Thema.

Aber das kann doch in traurigen Momenten auch schnell zu viel werden, oder?

Ich kann gut nachvollziehen, warum so viele Kulturen diesen Brauch pflegen, nach einem Tod gesellig zusammenzukommen. Denn es ist unglaublich therapeutisch und befreiend, seine Trauer mit anderen zu teilen und sich gegenseitig Geschichten aus besseren Zeiten zu erzählen. Das ist viel gesünder als sich in sich selbst zu verkriechen.

Hat sich die familiäre Stimmung von „Sieben verdammt lange Tage“ eigentlich auch hinter die Kulissen übertragen?

Wir haben – anders als üblich – nicht im Studio, sondern in einem echten Haus gedreht. Da kamen wir uns zwangsläufig näher, denn es gab immer nur einen Raum, in dem nicht gedreht wurde. Wenn wir Pause hatten, saßen wir meistens dort auf dem Bett, plauderten oder spielten auf unseren Telefonen „Words With Friends“. Nur von Adam Driver fehlte manchmal jede Spur.

Ich hätte gedacht, dass vielleicht eher Jane Fonda sich ein wenig abgesondert hätte?

Warum, weil sie altersmäßig eine andere Generation ist? Das Einzige, woran sich Jane anfangs etwas gewöhnen musste, war das Improvisieren vor der Kamera, das für Jason Bateman, mich und einige andere ganz selbstverständlich dazu gehörte. Ich weiß noch, wie sie eines Morgens den Komiker Ben Schwartz, der auch eine Nebenrolle im Film spielt, fragte: Wirst du heute überhaupt irgendeinen der Sätze aus dem Drehbuch sagen? Aber mit der Zeit hat sie sich daran gewöhnt und mitunter sogar selbst ein bisschen improvisiert.

Das Improvisieren haben Sie selbst unter anderem in der legendären Sketch-Show „Saturday Night Live“ perfektioniert. Als was sehen Sie sich eigentlich mittlerweile, als Komikerin oder Schauspielerin?

Da mache ich gar keinen großen Unterschied. Ich habe ja meine Karriere als Drehbuchautorin und Gag-Schreiberin begonnen. Deswegen empfinde ich es bis heute noch als Kompliment, wenn mich jemand als irgendetwas anderes bezeichnet. Sei es Komikerin oder Schauspielerin. Ich fühle mich dabei manchmal fast wie eine Schwindlerin, denn ich war immer davon ausgegangen, mein Leben hinter der Kamera zu verbringen, nicht davor.

Auf der Leinwand sieht man Sie gar nicht so häufig. Wonach suchen Sie die wenigen Filme neben der Fernseharbeit aus?

Ich habe dafür ein einfaches Motto: Ich versuche, nur Sachen zu drehen, die ich mir selbst anschauen würde. Wenn ich bereit wäre, 15 Dollar zu bezahlen, um mir einen Film im Kino anzusehen, dann ist das ein guter Indikator, dass das Drehbuch richtig für mich ist.

In Ihrer eigenen Sitcom „30 Rock“ spielten Sie auch die Hauptrolle. In „Unbreakable Kimmy Schmidt“, die demnächst in den USA anläuft, ziehen Sie nur hinter den Kulissen die Fäden. Freuen Sie sich darauf?

Ja, und ich bin wirklich gespannt, ob das so erfreulich wird, wie ich es mir vorstelle. Ich habe die große Hoffnung, dass mein Alltag weniger stressig wird als damals. Bei „30 Rock“ musste ich immer die Erste sein, die kommt, und die Letzte, die geht. Da war es schon das größte Geschenk überhaupt, wenn wir hin und wieder freitags später anfingen und mein Fahrer mich nicht um 5.45 Uhr, sondern womöglich erst um 8.30 Uhr abholte. Denn nicht zuhause sein, wenn meine Tochter aufwacht – das ist wirklich schrecklich für mich.

Sie bleiben der Sitcom treu. Dabei dreht sich doch heutzutage beim Fernsehen fast alles um Dramen wie „House of Cards“, „Breaking Bad“ oder „Game of Thrones“...

Stimmt, und ich finde all diese Serien toll und freue mich, dass das Publikum Shows schätzt, die ein wenig anspruchsvoller sind und bei denen man mitdenken muss. Aber gleichzeitig bin ich überzeugt, dass es immer Bedarf geben wird an Sitcoms, die nach einem langen Arbeitstag einfach ein bisschen Spaß und Entspannung garantieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2014)

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