Ralph Hübner: Nachschlagewerk der Eitelkeiten

Ralph Hübner
Ralph Hübner(c) Michaela Bruckberger
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Ralph Hübner ist Herausgeber von Personen-Enzyklopädien. Den 30. Geburtstag feierte sein "Who is Who"-Verlag im Wiener Palais Coburg. Das Geschäft floriert – immer noch, sagt Hübner.

Im Foyer des Palais Coburg wird geprobt. Zehn bunte Seidentücher müssen nacheinander von der Balustrade herabfallen. Zehn Tücher für zehn Länder. Die Mitglieder der „Who is Who“-Verlagsfamilie feiern Geburtstag. Nur die Tücher wollen noch nicht so fallen, wie sie sollen.

Den Chef des Verlagshauses, Ralph Hübner, tangieren die Seidentücher wenig. Ein Stockwerk darüber, in einer Coburg-Suite macht er sich, mit seiner thailändischen Frau und deren Sohn, den der Stiefvater, wenn es sein muss, streng zur Ruhe mahnt, für den Abend frisch. Wenn es um sein Nachschlagewerk „Who is Who in Österreich“ geht, ein Personenregister mehr oder weniger berühmter Österreicher (das mittlerweile auch in Ungarn, Griechenland und sieben weiteren Ländern erscheint), dann fällt sehr oft das Wort „Anerkennung“. Die Aufnahme in das Werk, das alle eineinhalb Jahre neu aufgelegt wird und rund 54.000 Kurzbiografien enthält, sei eine Wertschätzung erbrachter Leistungen. „Jeder möchte anerkannt werden.“ Diesen Wunsch könne er erfüllen. „Nur der Hartz-IV-Empfänger, der früher einmal etwas war, wird da nicht drinstehen.“


Vor 30 Jahren hat Hübner nach dem noch wenig professionell betriebenen deutschen Vorbild mit dem Verlegen dieser Werke begonnen. Die sich zum einen durch den hohen Verkaufspreis, zum anderen durch diverse Extras finanzieren – wer etwa ein Schwarz-Weiß-Foto von sich bei seinem Eintrag haben will, muss 200 Euro zahlen. „Wir brauchen den hohen Preis, sonst kann es nicht funktionieren.“ Und das Geschäft floriert – immer noch, sagt Hübner. Und trotz des Internets. Das Netz sei für ihn nämlich keine Konkurrenz. Dort könne man vieles über eine Person herausfinden, „aber bei uns ist es geprüft“. Seine Redakteure würden täglich fünf Personen persönlich treffen und befragen. Sabine Spögler, Redakteurin der ORF-„Seitenblicke“, gibt zu, dass die Redaktion früher „da immer nachgeschaut hat, wie man die Prominenten richtig schreibt“. Heute erledige man das eben im Internet.Dabei sei gerade die „Bussi-Bussi-Gesellschaft“, wie Hübner die Prominenten ein wenig abschätzig nennt, an diesem Abend nicht eingeladen. Was eine gute Stunde später und zwei Stockwerke tiefer, in den Kasematten des Palais Coburg, inmitten von 200 Gästen auch der Wiener Herrenschneider Peppino Teuschler schmerzhaft erkennen muss. „Des gibt's net. I kenn' da niemanden“, sagt er ein wenig verzweifelt. Dafür (er)kennt ihn ein Gast. Teuschler aber weiß nicht, um wen es sich bei dem höflichen Herrn handelt. „Sein Anzug sitzt auf jeden Fall schlecht“, sagt Teuschler.

Dass sich die „Bussi-Bussi-Gesellschaft“, mit Ausnahme von Ö3-Frühstückerin Claudia Stöckl (die die Ausrede hat: sie moderiert den Abend), hier nicht blicken lässt, sich das kurze Sängerknabenkonzert und „die kulinarische Reise durch zehn Länder“ entgehen lässt, hat vermutlich damit zu tun, dass sie die hier gebotene Aufmerksamkeit nicht (mehr) braucht. Im „Who is Who“ scheinen sie zwar auf, viele sogar mit Foto (für das sie angeblich nicht zahlen mussten), manchen Prominenten mag das sogar schmeicheln, die meisten wissen vermutlich nicht einmal, dass sie darin vorkommen.

Wirklich interessant wird die Aufnahme in den dicken Wälzer, sagt Hübner, für Menschen, die sich ihr eigenes Unternehmen aufgebaut haben. Und trotzdem noch keine VIPs sind. „Für den Autoverkäufer ist das interessant. Auch weil er da viel über seine Kunden erfährt.“ Und in sein Bücherregal stellt er sich das 580 Euro teure Werk, weil auch sein Name darin aufscheint. Im Nachschlagewerk der Eitelkeiten.

Auf einen Blick

Die Personenenzyklopädie„Hübners Who is who“ enthält 54.000 Kurzbiografien mehr oder weniger berühmter Österreicher, erschien erstmals 1978, 2008 in 22. Auflage.

Die Lederausgabe mit Goldschnitt kostet 584 Euro. „Who is who“ erscheint in zehn Ländern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2008)

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