Jennifer Lawrence: „Man hat mich oft fett genannt“

Actress Jennifer Lawrence attends the photocall for the film ´The Hunger Games: Mockingjay Part 1´ in London
Actress Jennifer Lawrence attends the photocall for the film ´The Hunger Games: Mockingjay Part 1´ in London(c) REUTERS (PAUL HACKETT)
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Auch wenn sie – im wahrsten Sinn des Wortes – recht oft auf die Nase fällt: Beruflich könnte es für Jennifer Lawrence kaum besser laufen.

Sie ist das lebendige Gegenteil des zarten Prinzesschens. Wenn sie unter ihrer Matratze eine Erbse fände, würde sie sie wohl ohne viel Federlesen in den Mund stecken. Still zu leiden ist nicht das ihre, Jennifer Lawrence steht offen dazu, dass sie das Leben gern genießt: Weder will sie sich auf Hungerhaken-Schönheitsstandards hinunterdiäten, noch darauf verzichten, jederzeit frei herauszusagen, was sie denkt. Mit ihrem Image als Anti-Tussi ist sie auch durchaus zufrieden – nur ein klein bisschen mehr Standfestigkeit würde sie sich wünschen.

Sie sind in wenigen Jahren zum ganz großen Superstar geworden. Wie geht es Ihnen damit, wenn Sie als Idol oder Ikone bezeichnet werden?

Jennifer Lawrence: Es ist natürlich süß und total nett. Trotzdem ist es irgendwie unwirklich, meistens fühlt es sich eher an, als würde da über jemand anderen geredet. Und in gewisser Weise ist das ja auch so. Ich meine: Wenn Sie mich zu Hause auf meiner Couch mit Jogginghosen und einer Flasche Bier in der Hand herumhängen sähen, würden Sie mich sicher nicht Ikone nennen. Aber das bin ich – das ist die harte Wahrheit.

Aber gerade diese Einstellung ist ja das, was Ihre Fans so lieben: Man hat immer irgendwie das Gefühl, dass Sie alles mit einer angenehm entspannten Leichtigkeit angehen.

Genau, alles bis auf das Gehen (lacht). Dass ich heuer bei den Oscars schon wieder gestolpert und hingefallen bin, ist mir immer noch ein bisschen peinlich. Aber was soll ich sagen? Ich bin definitiv eine irrsinnig ungeschickte Person.

Es gibt bestimmte Vorstellungen und auch einen Druck, den dieses Geschäft speziell auf Frauen ausübt und ihnen vorschreibt, wie sie sich zu benehmen und auszusehen haben. Sie widersetzen sich aber in vielerlei Hinsicht sehr tapfer...

Nun, schauen Sie mich an, was bleibt mir anderes übrig? (Lacht.) Ich meine, zu Beginn meiner Karriere bin ich wirklich oft als fett bezeichnet worden, man hat ständig versucht, mich auf Diät zu setzen. Aber mir war das zu blöd, ich habe immer schon gewusst, dass ich das nicht will – also ist es mir auch nicht besonders schwergefallen, damit umzugehen. Sicher gibt es für eine Heranwachsende, die naturgemäß leicht zu verunsichern ist, Tolleres, als sich ständig anhören zu müssen, dass man nicht dünn genug ist. Da ist es einfach wichtig, sich rechtzeitig darüber klar zu sein, dass diese angeblichen Schönheitsstandards nichts als Blödsinn sind.

War Ihnen Ihre Familie eine Hilfe, Ihr Selbstbewusstsein zu stärken?

Hilfe schon, aber eher andersherum: Wenn du mit Brüdern aufwächst, die dir jeden Tag die gemeinsten Sachen an den Kopf werfen, kann dir Hollywood definitiv nichts mehr anhaben. Außerdem: Auch wenn ich die Schauspielerei über alles liebe, so ist sie immer noch „nur“ mein Job. Der Rest wird immer viel wichtiger bleiben: ich selbst, mein richtiges Leben, Leute, die ich liebe, meine Freunde, so etwas eben.

Aber es ist für Sie nicht mehr so einfach wie früher, sich Ihrem „richtigen Leben“ zu widmen, oder?

Stimmt, das ist keine leichte Übung. Es geht einfach nicht, dass man so wie ich zuerst 21 Jahre auf eine bestimmte Art gelebt hat und sich dann in so kurzer Zeit perfekt an ein so völlig anderes Leben adaptiert. Ich muss mich auch nach wie vor an den Gedanken gewöhnen, dass ich bestimmte Dinge einfach nicht mehr machen kann: Einfach so hinausgehen, spazieren oder gar einkaufen – das geht einfach nicht. Genauso wie man plötzlich noch viel, viel vorsichtiger sein muss bei dem, was man online macht, wie die ganze Welt ja mittlerweile weiß.

Die meisten Schlagzeilen machen Sie aber dennoch nicht mit Nackt-Selfies, sondern tatsächlich mit Ihren beruflichen Erfolgen: ein Oscar, zwei Golden Globes – und die Hauptrolle in einer der beliebtesten Filmserien zurzeit. Womit erklären Sie sich eigentlich den enormen Erfolg der „Tribute von Panem“?

Ich glaube, die Serie enthält einfach viele Elemente, von denen sich junge Leute angesprochen fühlen: wie viel man als einzelner Mensch bewegen kann zum Beispiel, und dass man sich immer dessen gewahr sein soll, was in der Welt vor sich geht, anstatt einfach nur blind irgendjemandem hinterherzulaufen. Man soll immer seinem Herzen folgen.

Steckbrief

Jennifer Lawrence,geboren am 15.8.1990 in Louisville, Kentucky, schaffte ihren Durchbruch mit dem Film „Winter's Bone“, in dem sie sich als Ree Dolly auf die Suche nach ihrem Vater begibt.

2013 erhielt sie einen Oscar für ihre Hauptrolle im Film „Silver Linings“.

„Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“ läuft ab 20.November im Kino.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2014)

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