Chanel in Salzburg: Ein Liftboy im Trachtenjanker als Inspiration

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Max Reinhardt hätte seine Freude: Chanel, Karl Lagerfeld und eine exklusive Vorpremiere sind zu Gast im Salzburger Schloss Leopoldskron.

Bill Gates war heuer schon hier, auch Julie Andrews hat – kaum wahrgenommen von der Öffentlichkeit – Schloss Leopoldskron besucht. Das aufsehenerregendste Ereignis des Jahres steht dem 1736 erbauten Schloss, in dem sich normalerweise Wissenschaftler, Intellektuelle, Manager, Politiker und Nachwuchsführungskräfte aus aller Welt zu den hochkarätigen Veranstaltungen des amerikanischen Global Salzburg Seminar treffen, am Dienstag bevor.

Karl Lagerfeld gibt bei der „Metiers d'Art“-Show in Salzburg einem exklusiven Publikum einen Vorgeschmack auf die Herbstkollektion 2015 von Chanel. Unter anderem wird das britische Topmodel Cara Delevigne – 2012 Gesicht des Jahres für das Luxuslabel – auf dem Laufsteg defilieren. Auch Gisele Bündchen und das 19-jährige US-Model Kendall Jenner sollen in Salzburg aktuelle Kreationen von Chanel zeigen.

Am 2. Dezember geht die Schau über die Bühne, seit Tagen herrscht rund um das Schloss Betriebsamkeit. Große schwarze Zelte und neugierige Blicke abschirmende Holzwände wurden um das dem Salzburg Global Seminar gehörende Anwesen aufgestellt. Vor den Toren steht Securitypersonal.

Salzburger Janker inspirierte Coco Chanel

Die Männer in dunklen Uniformen wachen akribisch darüber, dass niemand ohne Befugnis auf das Areal gelangt. Alle Handwerker und Mitarbeiter des Schlosses wurden zu Stillschweigen über die Vorbereitungen verpflichtet. Festspielgründer Max Reinhardt, der das Schloss in den 1920er- und 1930er-Jahren zum beliebten Treffpunkt der internationalen kunstaffinen Gesellschaft gemacht hatte, hätte seine Freude an den Vorbereitungen der Chanel-Schau. Der Festspielgründer liebte die Inszenierung ausschweifender Feste.

Dass Karl Lagerfeld ausgerechnet Salzburg für die Präsentation der „Metiers d'Art“-Show gewählt hat, hat einen guten Grund. Die Chanel-Historie erzählt, dass Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel 1954 in Salzburg Urlaub gemacht hat. Im damals recht noblen Hotel Schloss Mittersill fiel ihr ein junger Liftboy auf. Nicht, weil er besonders hübsch war, sondern weil er einen kurzen Trachtenjanker trug. Der Janker inspirierte die Modeschöpferin zu ihrem wohl berühmtesten Kleidungsstück – der klassischen Chanel-Jacke.

„Reincarnation“ – Wiedergeburt – nennt sich der Kurzfilm, in dem Karl Lagerfeld die Salzburg-Geschichte aus Cocos Leben erzählt und gleich auch noch ein bisschen kaiserlichen Sissi-Mythos hineinmischt. Der kurze Film, der in Salzburg seine Premiere hat, ist prominent besetzt: Geraldine Chaplin spielt Coco Chanel. Ihr Filmpartner ist der amerikanische Starmusiker Pharrell Williams, der mit „CC The World“ den Soundtrack für den Kurzfilm komponiert hat und seit Längerem dem Haus Chanel eng verbunden ist. „Pharell ist ein Genie und Geraldine die Beste, um die Rolle Gabrielle Chanels im Jahr ihrer Rückkehr zu spielen“, sagte Lagerfeld über das seiner Ansicht nach perfekte Casting. Williams und Cara Delevigne sind auch die Gesichter der Kollektion Metìers d'Art Paris-Salzburg 2014/15. Rund 200 internationale Besucher, Modejournalisten und Fashionblogger werden zum Défilé in Salzburg erwartet. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, die lange Zeit ein Modegeschäft geführt hat, ist eine der wenigen Österreicherinnen, die sich über eine Einladung freuen dürfen.

Für viele Gäste aus den USA und Asien ist ein Blick auf Schloss Leopoldskron jedenfalls so etwas wie die Krönung jedes Europa-Aufenthalts. Der Park mit dem Weiher war Drehort für einen der beliebtesten und berühmtesten Musikfilme: „The Sound of Music“. Hunderte Touristen kommen täglich, um vom Ufer des Weihers aus einen Blick auf die Schlossfassade zu erheischen. Auch für die Gäste von Chanel wurden „Sound of Music“-Touren gebucht. Und so mancher kann in der berühmten Kulisse auch nächtigen– seit dem Sommer steht das Schlosshotel nicht nur den Gästen des Salzburg Global Seminar, sondern auch privaten Besuchern offen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2014)

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