Florian Scheuba, für Kollegen "der mit der Frisur"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Florian Scheuba zieht in seinem ersten Soloprogramm Bilanz über 33 Jahre als Kabarettist und spricht über Idealismus, Anliegen und seine Haartracht.

Ihr erstes Solo heißt „Bilanz mit Frisur“. Es geht wohl nicht nur um frisierte Bilanzen, sondern auch wirklich um Ihre Haare. Sind die ein Markenzeichen?

Ja, ich wurde von Kollegen „der mit der Frisur“ getauft. Nachdem es mein allererstes Soloprogramm und ein bissl autobiografisch ist, spielt die Frisur auch eine Rolle. Sie ist eine Konstante geblieben über die Jahre.


Sie hatten nie eine andere?

Nein. Der Grund ist erschütternd banal, er lautet: so halt. Ich hatte nie eine Freundin, die gesagt hat, bitte tu das weg. Ich hab relativ dichte Haare, die relativ eigenständig wachsen, es ist schwer, mit ihnen was zu tun.


Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass es Ihr erstes Soloprogramm ist.

Mein allererstes, obwohl ich schon 33 Jahre lang spiele. Aber immer in Kooperationen. Es war auch jetzt nicht so, dass ich es mir vorgenommen hätte. Es ist passiert. Es ist daraus entstanden, dass ich Lesungen aus meinem Buch gemacht habe, da viel erzählt habe und in Nummern eingestiegen bin.


Begonnen haben Sie mit 16 . . .

Damals, das war wie eine Band. Die Vorstufe war, dass ich mit zwölf in einer Band gespielt habe, mit dem Fifi Pissecker. Dann sind wir reingerutscht in das Spielen. Das hat uns Spaß gemacht und Erfolg gehabt, also haben wir daraus ein Programm gemacht. Das Feeling war eher so wie Tick, Trick und Track. Keine Planung dahinter, wir sind wirklich hineingeschlittert. Die Anliegen sind erst später dazugekommen.


Was war denn Ihr erstes Anliegen?

Das ist so schleichend gekommen. Als ich 20, 21 war, ist es ein Beruf geworden. Davor habe ich übrigens drei Monate bei der „Presse“ geschrieben. Parallel dazu hab ich schon viel gespielt und mich dann darauf konzentriert. Da kam dann langsam der Moment der Frage: Was macht man da überhaupt? In den ersten politischen Nummern war der Jörg Haider schon ein Thema. Ich kann mich erinnern, dass wir in einem frühen Programm eine Haider-Nummer hatten, die dann im ORF rausgeschnitten wurde. Da ist die Programmansagerin auf dem Bildschirm erschienen und hat gesagt: Bis zum Beginn der nächsten Sendung spielen wir nun ein Video von Michael Jackson. Das waren die ersten inhaltlichen Auseinandersetzungen, die es gegeben hat.


Sie haben nie aufgehört. Die Nestroygala mit den Staatskünstlern soll nicht ganz friktionsfrei gewesen sein.

Ein gutes Beispiel. Wir haben uns nicht darum gerissen, die Nestroygala zu machen. Wir wurden vom Veranstalter gebeten. Weil der Gedanke ja nachvollziehbar war: In einem Theaterjahr wie diesem kann man nicht so tun, als ob nichts geschehen wäre. Das Schöne ist, wir haben zu 95 Prozent gute Reaktionen bekommen, Gott sei Dank. Ein paar sind halt beleidigt, klar. Manchmal ist es auch ein Zeichen, dass man es eh richtig gemacht hat. Wenn einem alle nur auf die Schulter klopfen, ist es auch ein bissl verdächtig.


Das ist im Journalismus ähnlich.

Durchaus. Das war für mich auch eine Entwicklung der letzten Jahre, dass es die scharfe Einteilung zwischen Journalismus und Satire nicht mehr so gibt, dafür interessante Überschneidungsformen. Wir haben es ja bei den Staatskünstlern auch so gemacht, dass wir mit Journalisten zusammenarbeiten. Weil wir einfach Möglichkeiten haben, Dinge zu übersetzen oder runterzubrechen, die man als Journalist nicht hat. Wenn man Leute damit erreicht, ist es für mich ein schönes Erfolgserlebnis.


Wie arbeitet man im Kollektiv?

Der größte Luxus ist für mich der, dass ich mit Leuten zusammen sein kann, die ich mag. Die private Komponente war mir immer sehr, sehr wichtig. Es ist auch viel leichter aushaltbar, weil man doch an der Grenze zur Selbstausbeutung arbeitet.


Sind Sie frustriert darüber, wie korrupt die Dinge heute noch laufen?

Ich würde nicht sagen, dass es schlechter geworden ist. Es gibt Dinge, wo was weitergeht. Ich hab mir auch einen gewissen Idealismus bewahrt. Es ist nicht völlig wurscht, was man thematisiert.


Wie jetzt in Ihrer Bilanz?

Das ist ein sehr persönlicher Abend, aber es sind auch Geschichten drinnen, bei denen ich der Meinung bin, das wissen zu wenige Leute. Etwa das Heiligenbluter Abkommen von 1974, wonach die Bundesländer sich nicht an die verfassungsmäßig vorgeschriebenen Buchhaltungsregeln halten müssen. Das ist ein offener Gesetzesbruch, der einfach per Vereinbarung ausgemacht wurde.

Zur Person

Florian Scheuba (49) maturierte in Mödling und ist eines der Gründungsmitglieder der „Hektiker“. Er schrieb u. a. „Die Unschuldsvermutung“; Programme präsentierte er gemeinsam mit Thomas Maurer und Robert Palfrader. Zu dritt treten sie seit 2011 als „Wir Staatskünstler“ auf. Am 30. Dezember zeigt der ORF deren Jahresrückblick auf 2014. Scheubas erstes Soloprogramm, „Bilanz mit Frisur“, feiert heute Abend im Rabenhof Premiere. Termine: florianscheuba.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2014)

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