Der Sänger und Komponist brach während eines Spaziergangs im Schweizer Gottlieben zusammen und starb wenig später im Krankenhaus.
Der Sänger und Komponist Udo Jürgens ist tot. Der Entertainer brach am Nachmittag während eines Spaziergangs im Schweizer Gottlieben bewusstlos zusammen. Trotz sofortiger Wiederbelebungs-Maßnahmen starb er nach der Überführung im Krankenhaus in Münsterlingen (Kanton Thurgau).
Das Management- und Tourneeteam sei "geschockt und in großer Trauer", schrieb Jürgens' Manager Freddy Burger am Sonntagabend. "Nach den gemeinsamen triumphalen Konzerterfolgen der aktuellen Tournee sind alle erschüttert und fassungslos über den unerwarteten und plötzlichen Tod." Der Familie und den Angehörigen gehöre ihr tief empfundenes Beileid.
Erst vor knapp drei Wochen hatte Jürgens den Auftakt seiner Österreich-Tournee "Mitten im Leben" in der Salzburgarena gefeiert. Im nächsten Jahr waren Konzerte in Wien, Linz, Graz und Innsbruck geplant.
Kanzler Werner Faymann würdigte Jürgens als "großen Österreicher und musikalischen Botschafter unseres Landes in der Welt."Am 27. Februar hätte der Sänger im Bundeskanzleramt das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse" verliehen bekommen sollen, teilte Kulturminister Josef Ostermayer mit.
"Du warst ein großartiger Künstler - Merci!", schrieb auch Conchita Wurst auf Twitter. Jürgens hatte 1966 mit "Merci, Cherie" den Song Contest gewonnen.
Sein Leben, seine Lieder, seine Lieben
Österreichs erster Song-Contest-Sieger
Udo Jürgens, einer der schillerndsten Persönlichkeit des deutschen Schlagers, wurde 1934 in Klagenfurt als Sohn eines Bankiers geboren. Sein wirklicher Name war Udo Jürgen Bockelmann. Er wuchs im elterlichen Schloss Ottmanach auf dem Magdalensberg in Kärnten auf, wo er sich selbst Klavier beibrachte. Später nahm er Unterricht. Als Mitglied der Hitler-Jugend wurde er von einem Vorgesetzen geohrfeigt. Dadurch war sein Hörvermögen auf einem Ohr eingeschränkt
Einen ersten musikalischen Durchbruch schafft Jürgens 1950 im Rahmen eines Komponisten-Wettbewerbs des Österreichischen Rundfunks. 1959 kam die Platte „Jenny“ heraus, mit der er erstmals auch kommerziellen Erfolg erzielte. Mit „Mercie, Chérie“ gewann er eben 1966 den Songcontest für Österreich. Udo Jürgens komponierte mehr als 1000 Lieder und veröffentlichte mehr als 50 Plattenalben. Insgesamt verkaufte er an die 100 Millionen Tonträger.
Jürgens entwickelte den deutschen Schlager weiter, brachte das Chanson ein und überzeugte vor allem mit seinen Texten, die stets Alltagsprobleme aufgriffen.
Steckbrief
Geburtsname: Udo Jürgen Bockelmann Geburt: 30. September 1934 in Klagenfurt Eltern: Mutter aus Prasdorf (Schleswig-Holstein), Vater als Sohn eines deutschen Bankers in Moskau geboren Onkel: Werner Bockelmann (SPD), 1957-1964 Oberbürgermeister von Frankfurt/Main Geschwister: John (1931-2006) und Manfred (*1943) Kinder: vier Kinder von drei Frauen Studium: Klavier, Harmonielehre, Komposition und Gesang am Konservatorium Klagenfurt Beruf: Komponist und Sänger von rund 1000 Liedern Erste Gage: 5 Schilling die Stunde für Auftritt im Gasthof Valzachi, Klagenfurt Markenzeichen: Zugabe im Bademantel, mehr als 1600 hat er ins Publikum geworfen
Seine Live-Auftritte brachten Säle zum Kochen. Er trat stets mit schwarzem Anzug auf, den er nach und nach ablegte. Gegen Ende der Konzerte erschien er stets mit Bademantel, verschwitzt, ausgelaugt. Das Publikum erlebte ihn als Sänger, der sein Letztes gegeben hatte. Noch zuletzt war er auf eine Tournee gegangen, die er nicht mehr abschließen konnte.
Die Geschichte seiner Familie und die Anfänge seiner Karriere beschrieb Jürgens gemeinsam mit Michaela Moritz in dem Roman „Der Mann mit dem Fagott“, der auch verfilmt wurde. Jürgens erhielt 2007 neben seiner österreichischen Staatsbürgerschaft auch die Schweizer Staatsbürgerschaft.
In Memoriam
Der ORF ändert anlässlich des Todes von Udo Jürgens sein Abendprogramm. Ab 20.15 Uhr sendet ORF 2 ein "Udo Jürgens Themenabend". Laut ORF-Teletext wird um 20.15 Uhr die Udo-Jürgens-Gala zu seinem 80. Geburtstag im September wiederholt, ab 22.45 Uhr wird sich eine "ZiB spezial" mit dem Künstler befassen.
Das ZDF hatte bereits mitgeteilt, dass die Jürgens-Gala morgen, Montag, um 20.15 Uhr noch einmal gesendet werde. ARD-Chef Lutz Marmor erklärte, Jürgens habe "über Generationen hinweg die Menschen mit seiner Musik und seiner Persönlichkeit begeistert". Die ARD trauere um einen großen Künstler. "Wir werden ihn sehr vermissen."
Der Leichnam des verstorbenen Musikers soll auf dessen Wunsch hin eingeäschert werden. Zudem soll eine öffentliche Trauerfeier stattfinden. Spekuliert wird, ob Jürgens ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof erhält.
Udo Jürgens war kein Schlagersänger. Sondern der nachhaltigste Botschafter einer Moderne, die längst wieder verklungen ist. Einer Moderne, in der schon die Jahreszahlen auf den Covers wie eine progressive Ansage wirkten.
Bei einem Spaziergang ist der Sänger und Komponist plötzlich gestorben. Er hinterlässt große Lieder von „Immer wieder geht die Sonne auf“ über „Merci Cherie“ bis „Griechischer Wein“. Ein Nachruf.