Mirjam Rybnicek: Programmchefin mit neun Jahren

Mirjam Rybnicek
Mirjam RybnicekFacebook (Mein Kinderradio)
  • Drucken

Mit Radino - Mein Kinderradio gibt es einen eigenen Sender für die jüngsten Hörer. Mitgestaltet wird er von der neunjährigen Mirjam Rybnicek.

Die Lieder vom Kiddy Contest findet sie gut, und auch die Songs, die ab 16 Uhr in der Programmschiene „Minidisco“ laufen. Aber am liebsten, sagt Mirjam Rybnicek, hört sie die Weihnachtslieder, „weil man dann weiß, dass es bald Weihnachten ist“.

Und Weihnachtslieder hat die Grazer Schülerin in den vergangenen Wochen ziemlich viele gehört: Als jüngste Programmleiterin (die Bezeichnung Programmchefin gefällt ihr nicht, weil sie ihr zu wichtig klingt) des Landes gestaltet sie den Radiosender Radino – Mein Kinderradio aktiv mit. Gemeinsam mit ihrem Vater Thomas Rybnicek hat die Neunjährige den Sender, der seit Juli on air ist, auch erfunden.

Dass ihnen die Frequenz 103,2 Mhz für den Wiener Raum zugesprochen wurde, war, sagt Geschäftsführer Thomas Rybnicek, „das schönste Gefühl überhaupt“. Die technische Reichweite liegt bei einer Million Hörer, der Sender ist also nicht in der ganzen Stadt empfangbar – dafür aber weltweit über das Internet (siehe Infobox). Denn ursprünglich war Mein Kinderradio als reines Webradio gedacht. Konzipiert hat es Rybnicek im Zug seines Studiums an der Martin-Luther-Universität in Halle. „Ich glaube an die Zukunft des Webradios“, sagt er. „Aber wenn man eine terrestrische Frequenz hat, wird man als Radiosender für Medien und Werbepartner plötzlich relevant.“

Zehn Monate haben Rybnicek, der davor Studioleiter bei Kronehit und Programmleiter bei Radio Graz war, und sein Team am Konzept des Senders gefeilt, ehe man im Juli auf Sendung ging. Seither wird der Radiosender laufend adaptiert. Ursprünglich war er auf Vorschulkinder ausgerichtet, mittlerweile umfasst die Zielgruppe die Zwei- bis Zehnjährigen, „weil wir gemerkt haben, dass auch Kinder mit sieben, acht Jahren extrem leidenschaftliche Hörer sind“. Geändert hat sich auch die Musik: Englische Lieder wurden aus dem Programm gestrichen. Weil es lustiger ist, sagt Mirjam, wenn man als Kind die Texte versteht. Und nicht dauernd die Eltern fragen muss. „Das Kinderradio“, sagt sie und klingt kurz fast erwachsen, „soll ja auch eine Entlastung für die Eltern sein.“

Weil die Eltern oder Großeltern sehr oft mithören (im Auto etwa), „versuchen wir eine Musikmischung zu spielen, die die Eltern auch vertragen“, sagt Rybnicek. Was, wenn man einschlägige Kinderlieder-CDs kennt, durchaus eine Herausforderung ist. „Einmal pro Stunde gibt es ein Lied für Mama und Papa“ (deutschen Pop) und ein Lied für die Großelterngeneration („Ohne Krimi geht die Mimi...“).

Neben den Liedern steht zu jeder halben Stunde eine Geschichte auf dem Programm, zu jeder vollen Stunde laufen kindergerechte Nachrichten. Diese werden mehrere Stunden lang wiederholt, „weil Kinder viele Dinge nicht beim ersten Mal aufnehmen“.

Ein klassisches Sendestudio hat Mein Kinderradio übrigens nicht: Die einzelnen Programme entstehen je nach Wohnort der Mitarbeiter in Oberösterreich, Wien oder Graz. Gesendet wird vom Dach eines Hochhauses im zweiten Wiener Bezirk.

Mehr vom Dinosaurier

Wie andere Privatradios ist auch das Kinderradio von Werbung abhängig. Werbepartner übernehmen die Patronanz für Sendungen, Werbeblöcke zwischendurch gibt es nicht.

Für 2015 hat Thomas Rybnicek viel vor: Eigene Hörspiele sollen in Kooperation mit österreichischen Autoren entstehen. Und die Geschichte um das namensgebende Maskottchen Radino, einen Dinosaurier, den Mirjam entworfen hat, werden ausgebaut. Das Radio, so das nicht unambitionierte Ziel, soll „sich für Kinder als echte Alternative zum Fernsehen etablieren“.

AUF EINEN BLICK

Radino. Das Kinderradio für Hörer zwischen zwei und zehn Jahren ist seit Juli 2014 on air. Von acht bis 20 Uhr laufen Lieder, Hörspiele und Kindernachrichten, ab 20 Uhr Musikprogramm für Erwachsene. In Wien auf 103,2 MHz empfangbar, österreichweit über die App „Mein Kinderradio“ und über die Website www.meinkinderradio.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.