Auf nächtlichen Streifzügen Wiener Bars und ihre Gastgeber

Christof Habres: Wiener Barbuch
Christof Habres: Wiener BarbuchMetroverlag
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Cocktailkenner Christof Habres hat sein "Barbuch" neu aufgelegt. Und will sein Wissen ab Jänner auch auf eigenen Bartouren teilen.

Wo man sich treffen soll? Christof Habres' Wahl überrascht nicht: bei Roberto. Robertos Bar am Bauernmarkt ist erstens ziemlich neu (über die bevorstehende Eröffnung wurde vor einem Jahr an dieser Stelle berichtet), und zweitens ziemlich das Paradebeispiel dafür, was eine American Bar sein sollte. Oder wer dahinterstehen sollte.

Jemand wie Ex-Loos-Bar-Chef Roberto Pavlovic nämlich, oder dessen Schützling Robin Peller. Denn eine Bar lebt nicht von guten Drinks allein, und das ist genau das, was Christof Habres in seinem neuen „Wiener Barbuch“ greifbar macht: Wer die Leute sind, die das gepflegte Wiener Nachtleben in Schwung halten. „Es hilft der beste Drink nichts, wenn ich mich nicht wohlfühle oder keiner mit mir redet.“ Der Barkeeper als Therapeut. Oder der auch nur als Gastgeber den richtigen Drink anbietet.

„Es hat sich irrsinnig viel getan“

2010 hat Habres das Buch zum ersten Mal herausgebracht. Nun hat er es in einer Premium Edition neu aufgelegt, oder quasi „vollkommen neu geschrieben“. Nicht zuletzt deshalb, weil sich, von so manchem Wiener eher unbemerkt, in den vier Jahren seit Erscheinen der ersten Version „irrsinnig viel getan hat“. Einiges dazu beigetragen haben die vielen luxuriösen neuen Hotels (vom Ritz über das Park Hyatt bis zum Kempinski), die nicht nur noch mehr Zimmer, sondern auch neue Bars in die Stadt gebracht haben.

Wobei es auch die Hotelbars sind, bei denen noch einiges möglich wäre. Bei den internationalen Ketten prioritätenmäßig irgendwo zwischen Restaurant und Lobby angesiedelt, fehle ihnen mitunter ein eigenständiges Profil. Generell beobachtet Habres aber eine „sehr agile Szene“ und „hohe Qualität“. Die leider im Land des Weins noch vergleichsweise wenig gewürdigt werde. Trotzdem: „So manche Bar ist heute auch unter der Woche ziemlich gut besucht. Um nicht zu sagen: gesteckt voll.“ Natürlich auch wieder nicht alle. In einer Bar im Bermudadreieck saß er auf seiner Recherchetour einmal eine Stunde lang als einziger Gast. Zum Barexperten ist Habres, Jahrgang 1967, eher durch Zufall geworden – als er für das erste „Barbuch“ als Autor einsprang. Bargast war er freilich schon früher, als er noch Kunsthändler mit eigener Galerie und oft auf Messen unterwegs war. „Da geht man eben danach noch etwas trinken“, in New York oder Tokio, Istanbul oder Mexiko. Auch wenn man allein unterwegs ist. „Da ist dann in einer fremden Stadt der Barkeeper einer der ersten Ansprechpartner.“

Nach Problemen mit seinem Galeriepartner stand Habres allerdings irgendwann allein da, 2010 wechselte er die Seiten, schreibt seither nicht nur über Bars, sondern auch den Kunstmarkt oder die jüdische Geschichte der Bundesländer. Das Burgenland, Niederösterreich und Wien hat er schon, Tirol und Vorarlberg folgen. Das, sagt er, gehe manchmal ganz schön ans Gemüt. „Da ist dann so ein Barbuch, bei dem man mit dem prallen Leben konfrontiert ist, eine gute Abwechslung.“

Diesmal folgt er darin nicht mehr Kategorien, sondern Routen. Zu Klassikern, und natürlich in die neueren Bars (wie das If Dogs Run Free oder die von Investor Tom Polak und Radiomoderator und Ostermayer-Sprecher Matthias Euler-Rolle eröffnete Puff-Bar) und die ganz neuen: wie die Boutique Bar Tür 7, ein Speakeasy, das Reinhard Pohorec, der aktuelle Shootingstar unter den Mixologen, mit Geri Kozbach-Tsai und Glenn Estrada in der Josefstadt aufgemacht hat.

Shrub deine Wohnung

Sein an langen Abenden gesammeltes Wissen will Habres künftig auch auf eigenen Bartouren teilen. In kleinen Gruppen, zu viert oder zu fünft, damit man gemeinsam an einen Tisch passt. Das Motto kann eine geografische Route sein, „aber auch eine Spirituose, Geschichte oder Architektur“.

Und was wird derzeit gern getrunken? Vieles mit Ingwer, sagt Habres, à la Dark'n'Stormy (Ginger Beer und Gosling Family Reserve Rum). Man könnte sich aber auch über einen der Signature Drinks der Lokale trauen, die das „Barbuch“ gegen Ende listet. Und etwa zu einem Chestnut Fashioned greifen (nach Michael Scharf im Freyung 4: Whisky mit Maroni-Bier-Sirup), oder Sigrid Ehm in der (steil aufgestiegenen) Hammond Bar besuchen, die selbst Blüten angesetzt hat: Shrub deine Wohnung, heißt es da motivierend.

AUF EINEN BLICK

Das „Wiener Barbuch“ ist in einer Premium Edition neu erschienen (Metro Verlag, 192 Seiten, 19,90 Euro). Der Fokus liegt diesmal auf den Barkeepern, gleichzeitig berichtet Autor Christoph Habres von den vielen Neuerungen in der Stadt.

Ab Jänner kommenden Jahres bietet Habres auch Bartouren (www.ratpacktoursvienna.com) zu unterschiedlichen Themen für kleine Gruppen von vier bis sechs Personen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2014)

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