Cameron Diaz: "Ich möchte nicht mehr 20 sein"

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Im Musical-Remake »Annie« gibt Hollywoods Darling Cameron Diaz einen hartherzigen Kinderschreck - und singt auch noch zum ersten Mal. Ein Gespräch über Höhenangst, Geborgenheit und das Glück, 42 Jahre alt zu sein.

Seit über zwanzig Jahren ist sie in Hollywood bestens gebucht, ein unbestrittener A-List-Dauergast, und ihre ganz eigene Kombination aus selbstbewusstem Sex-Appeal und gekonnter Comedy hat zahlreichen völlig unterschiedlichen Filmprojekten ihren Stempel aufgedrückt. Aber auch für eine erfahrene Schauspielerin wie Cameron Diaz gibt es erste Male. Und damit ist nicht ihre taufrische Ehe mit dem Rockmusiker Benji Madden gemeint, den sie am 5.Jänner geheiratet hat: Im Remake des Musicalklassikers „Annie“ (in der Titelrolle als Waisenkind: die junge „Beasts of the Southern Wild“-Oscarnominierte Quvenzhané Wallis) muss Diaz nämlich zum ersten Mal auf der Leinwand singen. Aber auch das hat sie sich getraut.

In der Rolle der gemeinen Pflegemutter Hannigan hören wir Sie zum ersten Mal singen. War's schön?

Cameron Diaz: Es war furchteinflößend! Es gibt genau zwei Dinge, vor denen ich wirklich Angst habe: am Rand einer Klippe zu stehen und zu singen. Aber was soll ich sagen, „Annie“ konnte ich einfach nicht auslassen. Ich habe auch Höhenangst, aber wenn ich muss, klettere ich Felswände hinauf oder springe aus dem Flugzeug. Und hier habe ich mich eben auch meiner Angst gestellt. Offenbarung hab ich aber dabei keine erlebt: Meine Stimme ist zwar nicht ganz so beschissen, wie ich befürchtet habe, aber Musicalstar wird keiner mehr aus mir.

Haben Sie Ihre Höhenangst je überwunden?

Nein. Ich klettere zwar überall rauf, wenn ich muss, aber kreische dabei unaufhörlich herum (lacht). Aber was soll's, da muss ich eben durch.

Nach berühmten Comicstrips und dem Musical gab es 1982 schon eine Verfilmung von „Annie“, die in den USA jedes Kind kennt. Warum braucht es eine neue Version?

Wie Sie sagen: In den USA sind wir alle mit dem Musical aufgewachsen. Ich hab die Songs wie „Tomorrow“ oder „It's a Hard Knock's Life“ schon im Kindergarten gelernt. Wir haben sie in unseren Grundschulaufführungen gesungen, die sind einfach Teil unserer Kultur. Und als in der Zeitung stand, dass ich die Miss Hannigan spielen werde, wurde ich wochenlang auf der Straße darauf angesprochen. „Annie“ hat die hoffnungsvolle Botschaft, dass jede und jeder von uns da draußen jemanden finden kann, der sie von ganzem Herzen liebt. Das ist ein universelles Thema. Und das neu zu interpretieren finde ich sehr schön. Wir alle wollen doch ein Zuhause finden, einen Menschen, zu dem wir gehören.

Sie spielen in „Annie“ allerdings den Bösewicht. Vermutlich eine der lustigsten Schauspielerfahrungen überhaupt, oder?

Oh ja, es war toll. Ich durfte straflos Kinder anbrüllen und herumschubsen, sie an den Zöpfen ziehen. Zum Glück hatten alle Riesenspaß dabei. Allerdings ist meine Miss Hannigan etwas modernisiert, und die Sache geht auch anders aus.

Was Sie wohl davor bewahrt, dass zukünftige Kindergenerationen sich vor Ihnen fürchten werden?

Oh ja, das wär mir schon wichtig. Es ist schön, dass diese Annie-Version ein glückliches Ende für alle findet. In der Originalstory ist Hannigan deswegen so ekelhaft, weil sie nie geheiratet wurde. Unsere moderne Hannigan-Version hat ganz andere Probleme: Sie will unbedingt berühmt sein und meint, anders nicht glücklich werden zu können. Dabei ist das alles nur eine Illusion, Ruhm macht ganz und gar nicht glücklich, das kann ich Ihnen verraten.

Sie müssen es ja wissen. Aber wie gehen Sie damit um?

Ich mag meinen Job sehr gern, das Berühmtsein ist halt ein Teil davon, das hat sich so ergeben, und ich hab gelernt, damit umzugehen. Aber was ich daran mag, ist, dass ich dadurch Filme machen kann, die viele Leute sehen. Es ist eine große Ehre, in dieser Lage zu sein.

Es wirkt, als fühlten Sie sich sehr wohl in Ihrer Haut. Aber wenn Sie zurückschauen auf früher, vielleicht auf Ihre frühen Zwanziger, gibt es da etwas, was Ihnen aus dieser Zeit fehlt?

Oh nein, du meine Güte, um nichts in der Welt möchte ich noch mal 20 sein! Ich liebe es, in meinen Vierzigern zu sein, und freue mich auf den Fünfziger, ich finde, das Leben beginnt jetzt erst so richtig. Ich freue mich auf alles, was vor mir liegt. Ich bin jetzt 42 und steh drauf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2015)

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