Bier als Geschmacksbombe: Wiener Wirt gründet neue Brauerei

Adalbert Windisch, Dominique Schilk
Adalbert Windisch, Dominique Schilk(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Mit der Nomadenbrauerei Collabs versuchen sich Wirt Adalbert Windisch und Biersommelière Dominique Schilk an ihrem ersten Craft Beer.

Du kannst dir deine Familie nicht aussuchen, aber dein Bier“, heißt es in dicken schwarzen Lettern auf der Speisekarte des Hawidere. Seit 2001 betreibt Adalbert Windisch das Bierlokal im 15.Wiener Bezirk. 66 Sorten vom Hopfen-Malz-Getränk führe er, davon 45Sorten Craft Beer. Seit zwei Jahren, als Craft Beer von den USA aus auch in Österreich populär wurde, biete er diese spezielle Bierart an. Ebenso wie Biersommelière und Hawidere-Geschäftsführerin Dominique Schilk habe ihn die Faszination dafür sofort gepackt. „Craft Beer ist bombastisch im Geschmack“, meint Windisch. „Früher hat man nur Biere gehabt, die ähnlich schmecken. In Wahrheit haben sie sich nur im Marketing unterschieden.“

„Craft“ bedeutet auf Deutsch „Handwerk“. Und genau an den besonderen Brauverfahren liegt für Schilk der große Reiz. Craft Beer sei eben kein möglichst billig produziertes Massenprodukt: „Man kann es mit Individualbier beschreiben. Der Hersteller braut es so, wie er es gern hätte, zieht alte Methoden zurate, modifiziert es und bringt es ins Moderne“, beschreibt die 28-Jährige. Teilweise rieche es nicht einmal mehr nach herkömmlichem Bier. „Was hier alles an Aromen möglich ist, kann man sich nicht vorstellen, wenn man gewohnt ist, ein Helles zu trinken.“

Besonders Indian Pale Ale (IPA) habe es Windisch und Schilk angetan. Hier wird dem Bier nach der Gärung nochmals Hopfen hinzugefügt. Das Verfahren wurde von den Briten erfunden, um das Getränk für die lange Schiffsfahrt in die indische Kolonie länger haltbar zu machen.

Bierbrauen ist wie Kochen

Auch mit ihrer eigenen Brauerei Collabs wollen die beiden aromatisches Bier produzieren. „Collabs soll ein Bier sein, das einfährt. Gleichzeitig bedeutet es Zusammenarbeit“, sagt der 47-Jährige. Denn in der Craft-Beer-Szene sei es durchaus üblich, in Nomadenbrauereien zu kollaborieren. Diese besitzen keine eigenen Braustätten, sondern ziehen von einem Standort zum nächsten, um mit den jeweiligen Hausherren spezielles Bier zu kreieren.

Für ihr erstes eigenes Bier, haben die Bierliebhaber Pils gewählt. „Weil wir beide große Pilsfans sind“, schildert Schilk. Pils wird bei niedrigen Temperaturen gebraut und zeichnet sich durch seinen hohen Hopfengehalt aus. Süffig, gut trinkbar und nicht zu stark sollte es werden. Dafür entschlossen sie sich, mit der Tiroler Brauerei Bierol zusammenzuarbeiten, deren Betreiber sie im Mai 2014, beim ersten Craft-Beer-Fest, kennengelernt hatten.

Die Zusammenarbeit wird auch im Namen der Serie „7484“ – der Summe der Postleitzahlen 1150 Wien und 6344 Schwoich in Tirol – deutlich. Das Bier selbst heißt „Domrep“: Eine Anspielung auf Dominique und die exotischen Aromen des Brauerzeugnisses. Freitagabend wird es im Hawidere präsentiert. Für die Zukunft plant Collabs Kollaborationen mit der englischen Brauerei Thornbridge und dem italienischen Hersteller Birra del Borgo.

Ganze elf Stunden wurde die erste Collabs-Kreation in Tirol gebraut – mit einer Mischung drei verschiedener Hopfensorten aus Deutschland, den USA und Australien. Um eine Rezeptur zu erstellen, ist viel Gefühl und Fachkenntnis nötig – und etwas Glück: Nur die Würze vor der Gärung kann gekostet werden. Dabei könne manchmal etwas schiefgehen, meint Schilk: „Es ist so, als koche man einen Schweinsbraten. Auch, wenn man alles richtig macht und den Braten wie gewohnt in den Ofen schiebt, kann etwas passieren, was nicht sein sollte.“

AUF EINEN BLICK

Collabs heißt eine neue Nomadenbrauerei in Wien. Gegründet wurde sie von Adalbert Windisch, Wirt des Bierlokals Hawidere im 15.Wiener Bezirk, und Dominique Schilk, Biersommelière. Vergangenes Jahr entschlossen sich die beiden Bierliebhaber, Craft Beer, handwerklich gebrautes Bier, selbst zu produzieren. Heute, Freitag, Abend wird ihr erstes Bier, „Domrep“, das in Kollaboration mit der Tiroler Brauerei Bierol entstanden ist, in der Ullmannstraße 31 präsentiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.